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Nicht fertig oder zu teuer

Zu wenig Zimmer! Unterkunfts-Chaos in Katar zur Fußball-WM

Katar WM Übernachtung
Weniger als zwei Monate vor der WM haben viele Fußball-Fans noch keine (bezahlbare) Unterkunft in Katar gefunden Foto: Getty Images
Susanne Resch

12.10.2022, 08:51 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Trotz aller Kritik, Proteste und Boykottaufrufe werden während der WM in Katar etwa eine Million Fußball-Fans erwartet. Doch die Übernachtungsmöglichkeiten in dem kleinen Golfstaat sind begrenzt. Eine Lösung sieht Katar etwa in sogenannten Fan-Dörfern („Fan Villages“) mit zeltähnlichen Unterkünften, Luftbrücken und in Kreuzfahrtschiffen, die als schwimmende Hotels dienen sollen. Doch das scheint nicht zu reichen.

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Katar ist zwar dank seiner Haupteinnahmequellen Öl und Gas steinreich, aber klein. Zum Vergleich: Fast alle deutsche Bundesländer sind größer als das 11.571 Quadratkilometer große Land an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf. Während die FIFA laut ihrer Webseite betont, dass die Fans sämtliche Austragungsorte im kleinsten Land, das jemals eine Weltmeisterschaft ausgerichtet hat, problemlos erreichen könnten, wird die Unterkunft der WM-Fans aktuell zum Hauptproblem von Katar. Wie der Gastgeber dem entgegenwirken will und welche Herausforderungen es gibt –TRAVELBOOK gibt einen Überblick.

Fußball-Fans finden keine (bezahlbaren) Unterkünfte

Etwa eine Million Besucher werden laut „BBC“ während der Fußball-WM in Katar erwartet. Doch im März 2022 hätte es im ganzen Land nur 30.000 Zimmer gegeben. Von denen seien allerdings bereits 80 Prozent von der FIFA selbst für Fußballmannschaften, Offizielle und Sponsoren gebucht worden

Über die Unterkunftssituation hat die „BBC“ mit mehr als zwei Dutzend Fans weltweit, unter anderem aus England, Australien und den USA, gesprochen. Die Interviewten besitzen zwar bereits Tickets, haben aber noch keine Unterkunft gefunden oder zahlen für die Übernachtung horrende Preise. Unter ihnen ist auch Anas Filali, der aus den Vereinigten Staaten einreist. „Zweihundert Dollar für diese Kabinen in den Fan-Dörfern sind einfach zu teuer. Auch die Airbnb-Zimmer sind lächerlich teuer. Ich hoffe, dass ich ein paar billigere Möglichkeiten finde, wenn ich erst einmal dort bin“, so Filali gegenüber „BBC“.

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Fan-Dörfer, Wüstenzelte, Privatunterkünfte: Teuer oder nicht fertig

Dabei werden die sogenannten Fan-Dörfer doch extra errichtet, um die Spiele für „jedermann“ erschwinglich zu machen. Doch wie für Filali sind die Unterkünfte im Camping- oder Hüttenstil mit etwa 200 Euro pro Nacht für viele Fans zu teuer. Auch wenn Omar al-Jaber aus dem leitenden Comiteee für die Event-Organisation die Ursprünglichkeit einiger Fan-Dörfer betont. „Das ist echtes Camping“, erläutert al-Jaber laut „Sport 1“. Weiter erklärt er: „Wir sollten die Menschen auch die Erfahrung der Wüste in einem Zelt in Manier der Beduinen machen lassen.“ In den „traditionellen Zelten“ wären – in „Beduinen-Manier“ – trotz der hohen Preise übrigens keine Klimaanlagen vorgesehen.

Doch der Preis scheint nicht das einzige Problem der Unterkünfte in den Fan-Dörfern zur WM in Katar zu sein. Denn es ist fraglich, ob diese überhaupt fertig werden. So bat „BBC“ um Zugang zu den Fan-Dörfern, doch die Behörden lehnten die Genehmigung ab. Während die Organisatoren laut Medienberichten zusagen, dass die Unterkünfte in Katar bis zum WM-Start fertig werden, erklärt Ronan Evain, Geschäftsführer von Football Supporters Europe, gegenüber „The Athletic“: „Die Berichte über provisorische Hütten, Zelte und Wohnwagen, die erst noch gebaut werden müssen, geben Anlass zur Sorge“.

Zwar dürfen Einheimische Fußball-Fans in ihren Häusern beherbergen, allerdings dominieren auch hier saftige Preise. Auf der Zimmervermietungsseite Airbnb gibt es zur WM-Zeit kaum Angebote für weniger als 500 Euro pro Nacht für eine Unterkunft in Katar.

Ankernde Kreuzfahrtschiffe als schwimmende Hotels

Eine Lösung für die begrenzten Übernachtungsmöglichkeiten während der Fußball-Weltmeisterschaft sieht man in Katar in Kreuzfahrtschiffen als schwimmende Hotels. So bestätigte MSC Cruises laut dem Onlineportal „Touristiklounge“ am 10. Oktober, dass insgesamt drei Schiffe der Reederei während der WM im Hafen von Doha festgemacht werden. Die „MSC Opera“, die „MSC World Europa“ und die „MSC Poesia“ bieten insgesamt etwa 5000 Kabinen. Sie sind bereits jetzt ab etwa 180 Euro pro Person buchbar – es gilt allerdings ein Mindestaufenthalt von zwei Nächten.

Attraktive Unterkünfte für Gutbetuchte

Wer in der Lage ist, 4950 Dollar für ein VIP-Ticket für ein Gruppenspiel auszugeben, der kann laut „France 24“ in einer Lounge mit Blick auf die Mittellinie des Lusail-Stadions nördlich von Doha Getränke, ein Sechs-Gänge-Menü und Unterhaltung genießen. Diejenigen, die über ein solches Budget verfügen, finden sicherlich noch Unterkunftsmöglichkeiten. Denn schließlich gibt es noch Hotelzimmer um 4000 Euro die Nacht.

Der „klassische Fußball-Fan“ wird sich diesen Luxus in einem der reichsten Länder unserer Erde nicht leisten können. Selbst ein Ausweichen in die Nachbarländer ist für viele keine bezahlbare Option, obwohl Katar auch darauf setzt.

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Luftbrücken in Nachbarländer

Der Mangel an (bezahlbaren) Unterkünften in Katar während der Fußball-WM ist evident. Daher will man unter anderem mit Luftbrücken in benachbarte Ländern den begrenzten Übernachtungsmöglichkeiten entgegenwirken. So berichtete „Sport 1“, dass die WM-Macher mit anderen Golfstaaten täglich bis zu 160 Pendelflüge vereinbart haben. Um die Fußball-Fans ins WM-Gastgeberland zu bringen, werde man Shuttleflüge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, Kuwait und dem Oman anbieten. Alleine aus Dubai, das weniger als eine Flugstunde von Doha entfernt ist, gäbe es im Zeitraum der WM laut „BBC“ etwa 50 Flüge in Katars Hauptstadt.

„BBC“ spricht von einem „Segen für die Nachbarländer“. Die Fußball-Fans wären quasi gezwungen, sich außerhalb Katars um Unterkünfte zu bemühen und scheinen das auch zu machen. So sind etwa Buchungen in Abu Dhabi und Dubai in den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten derzeit zehnmal so hoch, wie vor der Pandemie. Laut „Travel Weekly“ ist davon auszugehen, dass überwiegend Fußball-Fans in die VAE reisen werden, um an den Spieltagen wiederum nach Katar einzufliegen. Eine andere, bezahlbare, Option, scheint es derzeit auch kaum zu geben.

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