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Schreckgespenst und Todesbotin

Die Legende der Weißen Frau im Berliner Schloss

Weiße Frau im Berliner Stadtschloss
Treibt die Weiße Frau im Berliner Schloss ihr Unwesen? Foto: Getty Images/ south_agency/ elxeneize (Collage: TRAVELBOOK)
Karoline Schweers
Redakteurin

10.01.2024, 12:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Weiße Frau ist ein sagenumwobenes Gespenst aus dem Spätmittelalter. Sie soll bereits in zahlreichen deutschen Schlössern und Burgen aufgetaucht sein – und erschien wohl immer dann, wenn Todesfälle von Adligen bevorstanden. Auch im Berliner Schloss soll die Weiße Frau seit 1628 ihr Unwesen getrieben haben. Dieses wurde 1950 gesprengt und mehr als 60 Jahre später wiederaufgebaut. Spukt der Geist dort nun wieder?

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Menschen, die glaubten, von der Weißen Frau heimgesucht geworden zu sein, beschrieben sie als Frau, die in ein weißes Gewand gehüllt und von einem gedämpften Lichtschein umgeben war. Der „Tagesspiegel“ beschreibt sie als Wiedergängerin einer liebestollen, selbst vor Mord an ihren beiden Kindern nicht zurückschreckenden Adeligen. Das Erscheinen der Weißen Frau wird oft mit Unheil oder einem bevorstehenden Tod in Verbindung gebracht. Mehr als 300 Jahre vor seiner Sprengung soll sie im Berliner Schloss gespukt haben. Mit der Wiedereröffnung des Schlosses, das heute das Humboldt-Forum beherbergt, ging auch die Wiederbelebung der Legende der Weißen Frau einher.

Todes-Botin von Hohenzollern

Die Weiße Frau taucht bis heute in zahlreichen Sagen und Legenden auf, meist erzählt von Adelsfamilien und Schlossbesitzern. Sie soll in gleich mehreren deutschen Schlössern gespukt haben, eben auch im Berliner Schloss. Dort soll das sagenumwobene Gespenst zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert sein Unwesen getrieben haben. Als sogenannte „Todes-Botin der Hohenzollern“ soll die Weiße Frau Angehörige des Adelsgeschlechts der Hohenzollern kurz vor ihrem Tod heimgesucht haben. Ihr historisches Vorbild soll selbst eine Adlige gewesen sein, nämlich die Gräfin Kunigunde von Orlamünde. Jene soll zwischen 1303 und 1382 gelebt haben und mit dem Grafen Otto VI. von Orlamünde verheiratet gewesen sein. Dieser starb bereits im Jahr 1340 und machte sie zur Witwe und alleinerziehenden Mutter der beiden gemeinsamen Kinder.

Der Legende nach soll die Gräfin nach dem Tod ihres Ehemannes Otto in der Plassenburg Unterkunft gefunden haben, wo sie sich in Albrecht den Schönen verliebte. Dieser war laut „National Geographic“ ein Angehöriger des Adelsgeschlechts der Hohenzollern und Burggraf von Nürnberg. Jedoch erwiderte er die Liebe der Gräfin nicht, unter anderem, weil seine Eltern eine Heirat mit ihr nicht befürworteten. Als er dies der Gräfin mit den Worten „Vier Augen stehen im Wege…“ mitteilte, dachte diese, die Rede sei von ihren Kindern. Daraufhin brachte sie ihre eigenen Kinder um, in dem Glauben, auf diese Weise Albrechts Gunst zu gewinnen. Dieser wies sie jedoch abermals zurück, woraufhin Kunigunde Rache schwörte. Seitdem soll sie der Sage nach in Gestalt der Weißen Frau den Hohenzollern erscheinen und ihnen den bevorstehenden Tod ankündigen.

Die Weiße Frau im Berliner Stadtschloss
Die Weiße Frau wird oft beschrieben als ein Geist im weißen Kleid, umgeben von Nebel und dumpfen Lichtschein Foto: Getty Images

Wo die Weiße Frau bereits ihr Unwesen trieb

Im Laufe der Geschichte berichteten in Deutschland zahlreiche Personen vom Erscheinen der Weißen Frau. Sie soll vor allem in verschiedenen Schlössern und Herrschaftsorten der Hohenzollern erschienen sein. Unter anderem wurde sie den Überlieferungen nach in Bayern auf der Plassenburg, auf Burg Abenberg, im Bayreuther Neuen Schloss, der Burg Hohenzollern in Baden-Württemberg und im Berliner Schloss gesehen.

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Die bewegte Geschichte des Berliner Schlosses

Der Grundstein für das Berliner Schloss wurde am 31. Juli 1443 gelegt, mehr als 50 Jahre nach dem Tod von Kunigunde von Orlamünde. Es wurde als Residenz der Kurfürsten von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern in Berlin gebaut und hat seitdem eine bewegte Geschichte hinter sich. Das Schloss repräsentierte die Kaiserzeit bis zur Novemberrevolution 1918 und überstand den Ersten Weltkrieg. Im Zweiten Weltkrieg wurde es jedoch während der Luftangriffe fast vollständig zerstört. In der DDR sah man keine Verwendung für die Ruine und errichtete nach ihrem Abriss an derselben Stelle den Palast der Republik. Nach der Wende wurde dieser nach zahlreichen Protesten und künstlerischen Zwischennutzungen ebenfalls abgerissen. Anfang der 2000er-Jahre beschloss man den Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Fertiggestellt wurde es 2020, ein Jahr später eröffnete dort das Humboldt-Forum. Ob auch das jetzige Schloss von der Weißen Frau heimgesucht wird, bleibt abzuwarten.

Weiße Frau im Berliner Stadtschloss
Der Palast der Republik wurde 2008 abgerissen und an seiner Stelle das Berliner Schloss als Humboldt-Forum wieder aufgebaut Foto: Getty Images
Themen Berlin
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