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Geisterstadt in Argentinien

Das versunkene Urlaubsparadies Villa Epecuén

Heute kann man kaum erahnen, dass Villa Epecuén einmal ein echter Touristen-Hotspot war
Heute kann man kaum erahnen, dass Villa Epecuén einmal ein echter Touristen-Hotspot war Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Natacha Pisarenko
Larissa Königs
Larissa Königs Autorin

16.03.2023, 12:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wo einst Urlauber aus dem ganzen Land badeten und das Leben genossen, sieht es heute aus, wie in einem dystopischen Film. Was geschah in Villa Epecuén? Warum ging das Urlaubsparadies unter? Die Geschichte einer Katastrophe – und der Wiederauferstehung eines Ortes, der eigentlich schon abgeschrieben war.

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Verwitterte Ruinen, Kreuze auf alten Gräbern, die niemand mehr besucht und salzverkrustete Baumstümpfe: Villa Epecuén ist heutzutage kein Ort, der Besucher willkommen heißt. Die Wege sind kaum noch erkennbar, an zahlreichen Stellen finden sich halb verrottete Gegenstände, alte Badewannen oder Autos von Bewohnern, die schon lange nicht mehr leben. Wer Villa Epecuén besucht, kann kaum glauben, dass hier einst Urlauber aus dem ganzen Land hinfuhren. Denn der kleine Ort in der argentinischen Provinz Buenos Aires war einst ein richtiger Touristen-Hotspot.

Vor 100 Jahren, im Jahr 1921, entsteht am See Lago Epecuén ein neues Urlaubsparadies. In den kommenden Jahrzehnten werden sich hier mehr als 200 Hotels ansiedeln. Das Highlight sind allerdings die zahlreichen Thermalbäder. Denn der Lago Epecuén ist ein besonderer See: Er war einst, nach dem Toten Meer in Israel, das Gewässer mit dem höchsten Salzgehalt weltweit. Und so wurde der Ort, wie auch schon die Region um das Tote Meer, zu einem Ziel beliebten Ziel für Kur-Urlauber. Sogar eine Eisenbahnlinie wurde gebaut, damit der abgelegene Ort besser erreicht werden konnte. Mit Erfolg: Laut dem Spiegel sollen einst jedes Jahr alleine zwischen Dezember und März 25.000 Urlauber Villa Epecuén besucht haben.

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Die Katastrophe kommt Mitte der 80er Jahre

Vor allem Urlauber, die Krankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte kurieren wollten, kamen jahrzehntelang in Scharen. Wenig verwunderlich, dass die einst etwa 1500 Bewohner des Ortes zum Großteil auch in der Tourismus-Branche arbeiteten. Doch es gab ein Problem in der Region: Das unberechenbare Klima, das schließlich zur Katastrophe führte.

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Während es in einigen Jahrzehnten, beispielsweise den 1930er Jahren, kaum regnete, sind andere Jahre von starken Regenfällen geprägt. So das Jahr 1985, das besonders regenreich ist. Über Wochen fällt so viel Niederschlag wie nie zuvor. Schließlich, am 10. November 1985, kann der Damm die Wassermassen nicht mehr halten. Er bricht – und Villa Epecuén geht unter, ausgerechnet in dem See, der eigentlich die Basis des Erfolgs war. In den schlimmsten Zeiten steht das Dorf mehr als 10 Meter unter Wasser. Alle Anwohner verlieren ihre Häuser und ihren Lebensunterhalt. Das einstige Urlaubsparadies ist untergegangen. Doch knapp 30 Jahre später gibt es eine unerwartete Wendung.

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Heute laufen wieder Touristen auf den Straßen der Stadt
Heute laufen wieder Touristen auf den Straßen der Stadt Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Natacha Pisarenko

Denn so, wie einst der Regen ohne Unterlass fiel, kommt er heute gar nicht mehr. Seit zwei Jahrzehnten gibt es immer wieder lange Trockenperioden – und der Wasserspiegel des Sees ist wieder deutlich gesunken. So sehr, dass die Ruinen des versunkenen Dorfes wieder auftauchten und seit einigen Jahren sogar wieder besichtigt werden können.

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Tatsächlich kommen immer wieder Touristen, spazieren durch die unwirkliche Welt und machen vor allem Fotos. Dass hier früher Menschen lebten, ist klar erkennbar, an den vielen Wohnhäusern, den Kirchen und Schulen. Doch, dass es sich einst um ein Urlauber-Paradies handelte? Dafür braucht man viel Fantasie – oder das richtige Hintergrundwissen um die besondere Geschichte von Villa Epecuén.

Themen Argentinien
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