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Berühmte Gefängnisinsel bei Marseille

Château d’If – wo der „Graf von Monte Christo“ im Kerker saß

Chateau d'If
Das Château d’If auf der gleichnamigen Insel (Île d’If) ist von Marseille in wenigen Minuten mit dem Touristenboot zu erreichen Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

8. Juni 2020, 21:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Viele Menschen überfällt beim Anblick der Île d’If vor der Küste Marseilles ein leiser Schauder. Das liegt aber vermutlich weniger an der trutzigen Festung, die darauf steht, sondern an der Geschichte, die über das Château d’If geschrieben wurde: Edmond Dantès, Hauptfigur in Alexandre Dumas‘ Roman „Der Graf von Monte Christo“, saß 14 Jahre lang unschuldig in einem Kerker auf der Gefängnisinsel.

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Die Beschreibung der zugig-feuchten Zelle, des trostlosen Alltags und der Hoffnungslosigkeit, das Gemäuer jemals lebendig verlassen zu können, ist so intensiv, dass jeder, der die Festung von außen sieht, diesen Grusel spürt. Auf alle Fälle war es Alexandre Dumas, der die Insel berühmt machte – sie ist heute eine berühmte Touristen-Attraktion nahe Marseille.

Mit einem Boot kann man von der Stadt aus auf die Île d’If übersetzen (weitere Infos siehe unten) und bei einem 45 bis 90 Minuten langen Rundgang tief in die schaurige Geschichte eintauchen. So erfährt man, dass der französische König Franz I. im Jahr 1516 Marseille besuchte und auf der vorgelagerten Insel Halt machte. Er beschloss, dort zum Schutz der Hafeneinfahrt eine Wehranlage zu errichten. Die war 1536 tatsächlich stabil genug, um einen Angriff der Truppen Karls V. abzuwehren.

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Die meisten Häftlinge lebten nicht lange

Man erfährt auch, dass die Festung schon Mitte des 16. Jahrhunderts zum Gefängnis wurde. Ein Gefängnis, das –ähnlich wie Alcatraz in San Francisco – als ausbruchsicher galt.

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Edmond Dantès, der spätere Graf von Monte Christo, überstand diese Qual (wenn auch nur literarisch) 14 Jahre lang, und auch der Abbé Faria, dem Dantès den gewaltigen Schatz verdankte, saß sehr lange ein.

In den Zellen von Edmond Dantès und Abbé Faria

Etwa drei Hektar groß ist die Kalksteininsel, auf der die Festung steht. Die Festung mit dicken Türmen an drei Ecken ist von einer dicken Ringmauer mit Schießscharten umgeben. Betreten kann man das Gelände durch das Florentiner Tor. Wer ins Château kommt, sieht innen die Innenhöfe mit Küchen, Brunnen und einem Getreidelager. An einer Seite sind die Gemeinschaftszellen, und auch die Zelle von Edmond Dantès im einstigen Pulverturm (inklusive Loch, durch das man ins Nachbar-Verlies kommt) und das Verlies von Abbé Faria kann man besuchen. Dadurch wirkt der Roman noch realistischer. In der Zelle des Abbé wurde eine Videoanlage installiert, mit deren Hilfe man sich selbst mal wie ein Gefangener „fühlen“ kann.

Château d'If, Zelle des
Die Zelle von Edmond Dantès („Der Graf von Monte Christo“) Foto: Picture Alliance

Kerker für Todeskandidaten

Im Obergeschoss ist der Raum des Mannes mit der eisernen Maske zu sehen (mitsamt Seilwinde, mit der das Fallgitter am Eingangstor bedient wurde). Außerdem findet sich dort die Zelle, in der der Leichnam von General Kléber gelegen haben soll. Er wurde in Kairo ermordet, der Leichnam nach Marseille gebracht und sollte dort beerdigt werden, was sich aus politischen Gründen 18 Jahre verzögerte – in dieser Zeit wurde er im Château d’If aufbewahrt. Wer im Obergeschoss unterwegs ist, kann auch den Kerker für Todeskandidaten besuchen – er liegt unter einer Treppe.

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Drei Türme und ein Gemüsegarten

Weitere Besonderheiten sind die drei Türme – Wohn-, Saint-Jaume- und Maugouvert-Turm. Auf der Insel gibt es außerdem auch noch ein Gebäude, das als Gouverneurssitz diente, den sogenannten Cabanon – einen Gemüsegarten –, eine Zisterne und den Leuchtturm.

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Mit dem Boot zur Insel

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Erreichen kann man Insel und Château d’If mit einem Boot vom Alten Hafen in Marseille (siehe Fahrplan). Die Fahrzeit dauert ungefähr 45 Minuten. Eine genussvolle Fahrt mit schönem Weitblick, den der berühmte Gefangene Edmond Dantès nicht genießen konnte. Sein Weg von der Insel war ungemütlicher: Er hatte in monatelanger Kleinarbeit mit seinem Freund Abbé Faria einen Fluchttunnel gegraben. Doch Faria starb, bevor der Tunnel vollendet war. Dantès einziger Weg in die Freiheit war, den Platz des Toten im Leichensack einzunehmen. Die Wärter warfen den Sack ins Meer, Dantès befreite sich und wurde von einem Schmugglerboot gerettet. Wenig später verwandelt er sich in den Grafen von Monte Christo.

(Text: Silke Böttcher)

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