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Legendäres Schloss Bran

Das rumänische Vampir-Schloss, in dem man sich impfen lassen kann

SChloss Bran in Rumänien, Graf Dracula
Schloss Bran in Rumänien ist heute weltbekannt als der Ort, an dem die fiktive Geschichte des Grafen Dracula spielt – was ist dran an der Legende? Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

10.05.2021, 11:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Das Schloss Bran ist heute weltbekannt als Ort, an dem die fiktive Geschichte des Vampirs Graf Dracula spielt – und an dem die reale Vorlage des Blutsaugers einst lebte. Doch aktuell ist das Schloss aus einem ganz anderen Grund in aller Munde: Hier kann man sich nämlich aktuell gegen das Corona-Virus impfen lassen. TRAVELBOOK kennt die Details und die Geschichte des rumänischen Vampir-Schlosses.

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Hoch über der kleinen Stadt Brasov in der rumänischen Provinz Transsilvanien (Siebenbürgen) thront ein Schloss, das weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Eindrucksvoll ragt es seit dem Jahr 1388 auf einem Felsen über bewaldeten Hängen auf, mit zahlreichen Türmen. Ein Ort, der durch ein Grusel-Märchen weltbekannt geworden ist, das längst seinen festen Platz in der Literatur-Geschichte hat. Denn der Erzählung nach soll hier der sagenumwobene Graf Dracula gelebt haben. Doch das ist nicht der Grund, warum aktuell jeden Tag Menschen zum Schloss Bran pilgern. Sie kommen, weil sie sich hier gegen das Corona-Virus impfen lassen können.

Aktuell laufen auf dem Schloss nämlich zahlreiche Ärzte mit Fangzähnen auf dem Kittel herum, die Besucher des Schlosses gegen das Coronavirus impfen wollen – ohne Voranmeldung. Als zusätzlichen Anreiz gibt es noch freien Eintritt für das Schloss und die Ausstellungen. Die skurrile Aktion läuft an jedem Wochenende im Mai und hat einen ernsten Hintergrund: Die Regierung will so die Impfbereitschaft der Einwohner erhöhen. Denn aktuell ist knapp die Hälfte der rumänischen Bevölkerung der Covid-Impfung gegenüber eher abgeneigt, wie die „BBC“ berichtet.

Außerdem habe man die Hoffnung, dass so auch wieder mehr Touristen nach Rumänien kommen würden – denn auch Nicht-Staatsbürger könnten geimpft werden. EU-Bürger ohne Corona-Symptome können einreisen, nachdem sie ein Formular ausgefüllt haben und gegebenenfalls einen negativen Corona-Test vorweisen können. Allerdings warnt das Auswärtige Amt weiterhin vor Reisen nach Rumänien. Das Land gilt in Deutschland immer noch als Risikogebiet, Reiserückkehrer müssen sich also in Quarantäne begeben.

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Lebte Dracula wirklich auf Schloss Bran?

Laut der offiziellen Webseite des Ortes gilt es heute als gesichert, dass der irische Autor Bram Stoker für seine legendäre Schauergeschichte um den wohl berühmtesten Vampir das Schloss Bran, auch Törzburg genannt, als Schauplatz gewählt hat. Demnach weise die „imaginäre Beschreibung von Draculas Schloss eine schlagende Übereinstimmung zu Schloss Bran auf”. Stoker selbst war nie in Rumänien, er hat das Schloss in seinem Buch anhand der Beschreibungen von Dritten „erfunden”.

Rumänien
Ein Gemälde von Graf Vlad III., seine Beinamen waren Tepes („Pfähler“) und Draculea. Er soll das reale Vorbild für den Vampir Dracula gewesen sein. Foto: Getty Images

Vermutlich hat sich der Autor allerdings bei seiner fiktiven Romanfigur an einem durchaus realen Vorbild orientiert. Dieses Vorbild wird bis heute mit Schloss Bran in Verbindung gebracht: der Graf Vlad III., dessen Beiname Draculea war.  Draculea, weil er (und sein Vater auch schon) Mitglieder des teutonischen Drachenordens waren. „Drac“ ist ein Synonym für Drache im Rumänischen. Graf Vlad III. griff 1459 die Stadt Brasov an und machte sich einen Namen durch seine besondere Grausamkeit. Wie das Reisemagazin „Atlas Obscura” berichtet, ließ er Felder niederbrennen und Trinkwasser vergiften und zur Abschreckung seiner Feinde viele seiner Opfer bei deren Hinrichtung pfählen. Bald schon wurde er auch ehrfurchtsvoll „Vlad der Pfähler” genannt.

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Diese Blutrünstigkeit sicherte Graf Tepes einen Platz in der Geschichte, und so wird bis heute angenommen, er sei der „wahre“ Graf Dracula gewesen. Seine Verbindung mit Schloss Bran jedoch ist nicht gesichert. So gibt es laut der offiziellen Seite keine Belege dafür, dass er das Schloss erobert oder gar dort gelebt habe. Im Gegenteil, vermutlich wurde er hier sogar 1462 selbst eingesperrt, nachdem er von der Armee des damaligen ungarischen Königs Mattias Corvinus gefangen genommen wurde.

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Besucher feiern Halloween-Partys auf Schloss Bran

Rumänien
Das Schloss Bran thront hoch über dem Ort Brasov Foto: Getty Images

Vielleicht stammen die Vampir-Geschichten, aus denen schließlich die Romanfigur Graf Dracula geboren wurde, aber auch aus der lokalen Folklore. Demnach glaubten die Menschen in Brasov noch bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts an die Existenz von bösen Geistern, die sie „Strigoi” nannten. Diese, so die Erzählung, seien bei Tag ganz normale Menschen, quälten aber des Nachts ihre Mitbürger im Schlaf, von Mitternacht an bis zum ersten Hahnenschrei.

Eine sehr bekannte Adlige lebte allerdings tatsächlich zeitweise hier, nämlich Königin Maria von Rumänien, die Schloss Bran ab 1920 zur Sommerresidenz ausbauen ließ. Heute ist es für Besucher geöffnet und beherbergt neben einem Restaurant seit 2020 auch eine große Ausstellung zum Thema Schreckensgestalten aus dem rumänischen bzw. lokalen Aberglauben. Kaum verwunderlich, ist das Schloss auch überaus populär für seine Halloween-Partys.

Zu Bram Stoker und der Legende um Graf Dracula und dessen Erfindung gibt es hier auch eine kleine Ausstellung, aber die Betreiber machen ganz klar, dass es sich für sie hierbei um nichts weiter handelt als ein Märchen. So schreiben sie auf ihrer Webseite: „Besucher sollten unterscheiden zwischen den historischen Tatsachen um das Schloss und dem Charakter in Bram Stokers Buch. Dracula existiert nur in unserer Vorstellung.“ Die kann allerdings an einem Ort wie Schloss Bran ziemlich lebendig werden.

Themen: Coronakrise Europa
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