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In Rumänien

In diesem Kloster könnte die letzte Ruhestätte des „echten“ Draculas liegen

Snagov-Kloster
Das Snagov-Kloster in der gleichnamigen Gemeinde hat seine Bekanntheit der Romanfigur Graf Dracula zu verdanken. Dessen echtes Vorbild soll nämlich hier beerdigt sein. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

14.10.2023, 15:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In der seit jeher von Legenden geprägten rumänischen Provinz Transsylvanien befindet sich einer der geheimnisvollsten Orte des Landes. Denn im Snagov-Kloster in der gleichnamigen Gemeinde soll ein Mann begraben sein, der auch heute noch für seine Grausamkeit berüchtigt ist – und damit den Schöpfer einer der berühmtesten Romanfiguren aller Zeiten inspiriert hat.

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Ewa 40 Kilometer entfernt von der rumänischen Hauptstadt Bukarest liegt, in der kleinen Gemeinde Snagov, ein ganz besonderer Ort. Denn das Snagov-Kloster, malerisch auf einer Insel gelegen, soll die letzte Ruhestätte eines Mannes sein, der auch heute noch sinnbildlich für besondere Grausamkeit steht: Fürst Vlad Tepes, auch bekannt als „Vlad der Pfähler“. So berüchtigt waren dessen Bluttaten, dass sie den Autor Bram Stoker zu seiner weltberühmten Romanfigur, dem Vampir Graf Dracula, inspirierten. Der Ort ist mittlerweile dank Fans des Blutsaugers zu einem kleinen Touristenmagneten avanciert.

Laut der offiziellen touristischen Webseite von Rumänien 1431 in Sighisoara bzw. Schäßburg geboren, war Vlad Tepes als Herrscher dafür gefürchtet, seine Feinde auf Pfählen aufzuspießen. Seinen Beinamen Draculea erhielt er vermutlich von seinem Vater, er bedeutet soviel wie „Sohn des Drachen“. Tepes‘ Clan führte das Fabeltier auch im Familienwappen. Obwohl in Transsylvanien bzw. Siebenbürgen geboren, verbrachte Vlad eines Großteil seins Lebens als Herrscher über die Wallachei. Und hier, im altehrwürdigen Snagov-Kloster, soll er auch begraben sein.

Vlads Verbindung zum Kloster

Snagov-Kloster
So soll Vlad der Pfähler ausgesehen haben. Das Bild stammt von einem unbekannten Künstler aus dem 16. Jahrhundert. Foto: Getty Images

Obwohl sich dieser Umstand nie zweifelsfrei belegen ließ, ist den Bewohnern der Gemeinde natürlich sehr daran gelegen, die Legende zu erhalten. Denn Einnahmen aus dem Tourismus um Vlad, den „echten“ Dracula, spülen Jahr für Jahr gutes Geld in die Kassen. Und tatsächlich lässt sich eine klare Verbindung des Fürsten zum Snagov-Kloster nachweisen. Mitte des 15. Jahrhunderts nämlich ordnete er höchstpersönlich an, dass die Mauern des Gebäudes zu Verteidigungszwecken verstärkt werden sollten. Zudem ließ er ein Gefängnis und einen geheimen Fluchttunnel dort anlegen.

Noch heute weißt eine Plakette an einem Grab im Snagov-Kloster darauf hin, dass hier angeblich Vlad Draculea begraben sein soll. „Atlas Obscura“ zufolge ist das jedoch reine Spekulation. Demnach hätten bereits zahlreiche Archäologen und Historiker erfolglos an der Erhärtung der Theorie gearbeitet. Alles, was man bei Ausgrabungen gefunden habe, seien ein paar Knochen gewesen. Einige davon gehörten offenbar zu einem Pferd, andere zu einem Menschen. Ob es sich bei diesem jedoch tatsächlich um Vlad gehandelt haben könnte, ist nicht einwandfrei belegbar.

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Blutiges Ende

Fest steht nur, dass der Blut-Fürst wahrscheinlich 1476 selbst ein blutiges Ende fand. Wie die Seite „Wissen“ berichtet, wurde er nach einem Kampf gegen die Osmanen enthauptet. Seinen in Honig einbalsamierten Kopf brachte man daraufhin nach Konstantinopel, das heutige Istanbul. Wo der Rest der Leiche beigesetzt wurde, konnte jedoch nie aufgeklärt werden. Viele Historiker glauben aber mittlerweile, dass Vlad nicht im Snagov-Kloster beigesetzt ist, sondern in der Gemeinde Comăna. Das dortige Kloster ließ der Herrscher selbst 1461 errichten.

Das hält die Gemeinde Snagov und auch das Snagov-Kloster jedoch nicht davon ab, weiterhin mit der Legende um den „echten“ Graf Dracula zu werben. Im Gegenteil, Anfang des Jahrtausends gab es sogar Pläne, an dem Ort einen „Dracula Park“ mit allerlei Attraktionen um den weltberühmten Vampir zu errichten. Laut der österreichischen Zeitung „Der Standard“ wollte man dafür 23 Millionen Euro investieren. Die Geschichte endete jedoch damit, dass die Regierung im Juli 2006 der Betreibergesellschaft den Pachtvertrag kündigte. Seitdem ist das Kloster auf der Insel, über eine Brücke mit dem Festland verbunden, vor allem wieder ein Ort für Hardcore-Dracula-Touristen.

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Skurrile Figur

Snagov-Kloster
Die Wandmalereien im Snagov-Kloster suchen landesweit ihresgleichen Foto: Getty Images

Und auch Regisseur Travis McHenry, der besser bekannt ist für die Gründung der Mikronation Westartica, über die TRAVELBOOK bereits an anderer Stelle berichtete, machte sich 2020 für seine Serie „In the footsteps of Vlad Dracula“ auf zum Snagov-Kloster. Doch auch McHenry konnte nicht belegen, ob im Snagov-Kloster tatsächlich Vlad Tepes auf ewig ruht. Aber manche Dinge sind eben auch umso spannender, wenn sie ein wenig im Dunklen bleiben.

Aber auch ohne einen handfesten Beweis für das Grab des „echten“ Graf Dracula ist das Snagov-Kloster unbedingt einen Besuch wert. Nicht zuletzt wegen seiner prachtvollen Wandmalereien, die in ganz Rumänien beispiellos sind. Auch auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User begeistert von dem geheimnisvollen Ort. „Ich habe es absolut geliebt“, schreibt einer. Ein zweiter ergänzt: „Eine tolle Location, sehr beeindruckend, und Innen ist das Kloster atemberaubend.“

Anmerkung der Redaktion: Da der Ort keine offizielle Webseite hat, konnte TRAVELBOOK weder Öffnungszeiten noch Eintrittspreise für das Snagov-Kloster verifizieren. Verschiedene Quellen im Netz widersprechen sich zum Teil erheblich. Zahlreiche Touranbieter haben es jedoch im Programm.

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