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In Kanada

Hamilton ist die Wasserfall-Hauptstadt der Welt

Hamilton
Albion Falls ist nur einer von insgesamt mehr als 150 Wasserfällen im kanadischen Hamilton. Der Ort nennt sich heute auch selbst die „Wasserfall-Hauptstadt der Welt“. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

24.05.2023, 20:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Das kanadische Hamilton hält einen ziemlich einzigartigen Rekord: Denn in keinem anderen Stadtgebiet weltweit gibt es so viele Wasserfälle wie hier. Doch bis vor 15 Jahren kannten nicht einmal die Einheimischen alle. Dann begann eine beispiellose Tourismus-Kampagne.

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Etwa 80 Kilometer entfernt von den berühmten Niagara-Fällen liegt, in der kanadischen Provinz Ontario, die Stadt Hamilton. Ein Ort, der bis vor etwa 15 Jahren wohl nie in irgendeinem Touristenführer aufgetaucht wäre – und der doch wohl einen der schönsten Natur-Rekorde überhaupt hält. Denn Hamilton ist heute auch bekannt als die „Wasserfall-Hauptstadt der Welt“. In keinem anderen Stadtgebiet unseres Planeten gibt es so viele Kaskaden wie hier.

Das Skurrile: Laut einer offiziellen Seite der Stadt wussten bis etwa zum Jahr 2008 noch nicht einmal die meisten Bewohner von Hamilton, welche Schätze direkt vor ihrer Tür liegen. Denn der Ort führte eher ein Schattendasein – war wegen seiner Industrie auch bekannt als „Stahlstadt“, oder, schlimmer, „Ontarios Achselhöhle“. Letzterer wenig schmeichelhafter Name geht zurück auf den Gestank, den die Stahlfirmen in Hamilton verbreiteten. Doch dann kam ein schicksalhafter Tag im Jahr 2007 oder eben 2008, so genau erinnert sich heute niemand mehr an das Datum.

Das Guinness-Buch lehnte den Rekord ab

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Mit 41 Metern ist der Tews Fall einer der höchsten Wasserfälle in ganz Kanada Foto: Getty Images

Und wie die meisten Märchen begann auch das von Hamilton mit einem vermeintlich unscheinbaren Ereignis. Demnach sah ein Einheimischer namens Chris Ecklund auf einer Spendenveranstaltung ein Poster. Darauf abgebildet: Insgesamt 20 Wasserfälle, die sich alle in dem Stadtgebiet von Hamilton befinden. Ein paar Jahre zuvor hatte der Fotograf Joe Hollick die Kaskaden abgelichtet. Ecklund kannte von den 20 Wasserfällen nur zwei, die anderen hatte er noch nie zuvor gesehen, oder auch nur von ihnen gehört. Und so kam ihm eine Idee: Wahrscheinlich würde das dem Großteil der Bevölkerung von Hamilton genauso gehen.

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Ecklund stellte also Nachforschungen an. Und fand heraus, dass andere vor ihm bereits seit 2001 die Wasserfälle auf dem Stadtgebiet von Hamilton nach und nach entdeckt hatten. Bis 2008 hatte eine Gruppe Einheimischer rund um Joe Hollick sogar bereits 100 Kaskaden ausgemacht. Bis heute wurden laut dem „Smithsonian Magazine“ über 150 der Naturwunder gefunden. 2003 hatte gar bereits ein Versuch stattgefunden, Hamilton ganz offiziell als Wasserfall-Hauptstadt beim Guinness-Buch der Rekorde anzumelden. Allein, eine solche Kategorie gab es damals nicht. Die Rekord-Wächter teilten weiterhin mit, es bestünde auch kein Interesse an einer solchen Sparte.

Beispiellose Tourismus-Kampagne

Hamilton
Der Webster’s Fall ist einer der bekanntesten Wasserfälle in dem Stadtgebiet von Hamilton. Er ist 22 Meter hoch. Foto: Getty Images

Nun, sie hatten nicht mit dem emsigen Ecklund gerechnet, denn der startete noch 2008 eine beispiellose Tourismus-Kampagne. Mit dem Slogan „Wasserfall-Hauptstadt der Welt“ begann Hamilton nun ganz offiziell, für sich Werbung zu machen. Man zeigte sich auf Reise-Messen und Festivals, veröffentlichte insgesamt sechs Bücher zu den Kaskaden auf dem Stadtgebiet. Das Interesse der Medien weltweit erwachte, und so wurde Hamilton mit der Zeit immer berühmter.

Bilder in den sozialen Medien trugen zu dem Hype um Hamilton bei, heute hat die Facebook-Seite der Stadt über 70.000 Fans. Auf diversen Seiten im Netz findet man die schönsten Wanderrouten zu den spektakulärsten Wasserfällen im Stadtgebiet von Hamilton. Ecklund ist heute noch in der Stadt so eine Art Superstar, denn er bezahlte damals die Werbekampagne aus eigener Tasche, wie die offizielle Seite von Hamilton berichtet. Die Gruppe „City of Waterfalls“, deren Vorsteher er bis 2015 war, kümmert sich noch heute ehrenamtlich um den Erhalt der Naturwunder.

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Lichtshows und Wanderwege

Die Stadt selbst trägt natürlich auch dazu bei, mit ihren Wasserfällen immer mehr Touristen anzulocken. So werden einige besonders gut zugängliche von ihnen regelmäßig in Lichtshows beleuchtet, die Wanderwege stetig ausgebaut. Über dem gut 20 Meter hohen Tiffany Falls befindet sich mittlerweile auch eine Aussichtsplattform. Die ganz große Hoffnung ist es, künftig noch mehr vom Massentourismus rund um die Niagara-Fälle zu profitieren.

Auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich auf jeden Fall schon heute zahllose User beeindruckt von Hamilton und seinen Wasserfällen. „Ich bin begeistert, wie gut zugänglich sie sind“, schreibt einer. „So kann man diese kleinen Wunder erkunden, ohne ein Fitness-Experte zu sein.“ Ein zweiter meint: „Großartig für einen Besuch mit der ganzen Familie“. Ein dritter ergänzt: „Alle Wasserfälle, die wir besucht haben, waren einzigartig, und die Anstrengung wert.“

Themen #amex Kanada
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