14 Jahre lang war er gesperrt, seit 2015 ist der Caminito del Rey, bekannt als gefährlichster Wanderweg Europas, wieder begehbar. Mehr als zwei Millionen Euro hat die spanische Regierung investiert, um die Strecke sicherer zu machen. Dennoch gehört eine gehörige Portion Mut dazu, den Weg zu begehen. Denn der Abgrund ist noch immer ziemlich nah – und tief.
Nein, für Könige war der Caminito del Rey (zu Dt. kleiner Königsweg) bei El Chorro in Andalusien in den letzten Jahrzehnten überhaupt nicht geeignet – eher für Lebensmüde. Und tatsächlich fanden auf dem Caminito del Rey, den man 1905 von außen an den Fels angebracht hat und der gegen Ende des Jahrhunderts kaum noch Geländer, dafür umso mehr Löcher und Lücken aufwies, viele Menschen den Tod. Allein fünf waren es 1999 und 2000. 2001 wurde der Wanderweg daher geschlossen, das Anfang und das Ende der Strecke wurden einfach abgebaut.
Was natürlich Gefahrensucher nicht abgeschreckt hat, im Gegenteil. Schnell war ein alternativer Einstieg gefunden: Unterhalb des eigentlichen Startpunkts staken eiserne Befestigungen im Sandsteinfelsen, die gerade breit genug waren, um darauf stehen zu können. Hatte man diese überquert, musste man nur einen kurzen Abschnitt hochklettern, um zum eigentlichen Weg zu gelangen. Ein extra Thrill also, der den gefährlichsten Wanderweg Europas nur noch gefährlicher machte.
Wie der Caminito del Rey vor der Restaurierung aussah
Wer den Caminito del Rey erreichte, hatte mit weiteren Problemen zu kämpfen: Vielerorts klafften riesige Löcher im Weg, da große Betonplatten aufgrund der Witterung einfach herausgebrochen waren. Brüstungen, die einst den Sturz in die Tiefe verhinderten, boten nur noch lückenhaft Schutz. Und auch das dünne Stahlseil, das zur Sicherung diente, sah nicht besonders vertrauenerweckend aus. An manchen Stellen des Wegs fehlte das Seil sogar ganz, eine Brüstung erst recht.
Einen Eindruck von dem Zustand des Caminito del Rey vor seiner Restaurierung bietet folgendes Video:
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Seit 2015 ist der Caminito del Rey wieder geöffnet
Bereits im Jahr 2006 war beschlossen worden, die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um weitere Todesfälle zu vermeiden. Doch die Wirtschaftskrise kam dazwischen – das für den Caminito eingeplante Geld wurde an anderen Stellen dringender benötigt. Im Mai 2014 wurde schließlich mit den Arbeiten begonnen, und seit Ostern 2015 ist der Weg wieder für die Öffentlichkeit begehbar. Mit frischen Holzplanken auf den Stahlträgern, mit Sicherheitsleinen für die Wanderer, mit Maschendraht an den Hängen, die Steinschläge verhindern sollen. Helme sind dennoch Pflicht – denn harmlos ist der Caminito del Rey noch immer nicht.
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Nichts für Menschen mit Höhenangst
Wer den Mut dazu aufbringt und den Wanderweg selbst mal begehen möchte, kann das von Dienstag bis Sonntag tun. Kosten: 10 Euro. Dabei ist es wichtig, sich vorher anzumelden, denn freie Termine sind oft schon über Monate hinweg ausgebucht. Alternativ kann man für 18 Euro eine geführte Tour buchen – hierfür gibt es noch ausreichend freie Termine.
Doch was erwartet die Besucher auf der 7,7 Kilometer langen Strecke? Wird der nun gesicherte Weg am Abgrund noch Aufregung und Nervenkitzel versprechen? Ja, denn angesichts der Höhe und des Gefälles ist der Weg noch immer nicht für jeden geeignet. „Die speziellen örtlichen Gegebenheiten erfordern eine gewisse körperliche Fitness“, heißt es auf der Website des Caminito del Rey. „Der Besuch des Wanderweges wird nicht empfohlen für Personen, die nicht über eine angemessene körperliche Vorbereitung verfügen, die unter Höhenangst leiden (die Stege sind schmal, befinden sich in großer Höhe und auf dem südlichen Teil des Weges muss man eine Hängebrücke überqueren), die Herz- oder Atemprobleme haben.“
Zahlreiche Regeln für Besucher
Besucher müssen sich an zahlreiche Regeln und am besten auch die weiteren Empfehlungen halten, welche auf der Website aufgelistet sind. So ist es zum Beispiel verboten, Regenschirme, Rucksäcke, Taschen, Tüten oder andere voluminöse Gegenstände mitzuführen. „Die Besucher sind verpflichtet, die Sicherheitsausrüstung, die ihnen gegebenenfalls beim Eingang zur Verfügung gestellt wird, richtig zu tragen“, heißt es weiter. „Wenn sich zwei Personen kreuzen, ist maximale Vorsicht geboten, um denjenigen nicht in Gefahr zu bringen, der sich auf der Seite des Geländers zur Schlucht befindet.“

Wer sich auf den Caminito del Rey dennoch wagt, der wird mit einer atemberaubenden Landschaft belohnt. Während der rund acht Kilometer langen Wanderung genießt man einen herrlichen Ausblick auf steil abfallende Sandsteinfelsen, in der Tiefe glitzerndes Wasser und raue Felsformationen. Der kleine Königspfad, einst angelegt, um Material zum angrenzenden Wasserkraftwerk zu transportieren, stellt zudem eine Verbindung zum dahinter gelegenen Tal dar, welches wiederum Ausgangspunkt von zahlreichen Kletterrouten und Boulder-Strecken ist.
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Weitere Informationen zum Caminito del Rey
Öffnungszeiten: 25. Oktober bis 26. März von 10 bis 14 Uhr, 27. März bis 24. Oktober von 10 bis 17 Uhr; Besucher werden in zeitlichen Abständen von 30 Minuten auf den Weg gelassen.
Dauer der Wanderung: ca. 3 bis 4 Stunden
Adresse: El Chorro, Ardales, Provinz Málaga, Spanien