
25. Juni 2025, 17:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Selfie auf Deutschlands höchstem Punkt? Für viele ein Muss – doch der Weg zum Original-Gipfelkreuz der Zugspitze ist gefährlicher, als viele denken, und immer wieder müssen allzu leichtsinnige Gipfel-Touristen von der Bergwacht gerettet werden. Jetzt soll eine Lösung in Form eines zweiten Gipfelkreuzes her. TRAVELBOOK erklärt, was das bringen soll.
Ab dem 3. Juli steht laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) auf der Zugspitze ein zweites Gipfelkreuz – eine Seltenheit in den Alpen. Denn nur wenige Berge tragen zwei Kreuze. Das Besondere im Fall des neuen Kreuzes: Es wird nicht auf dem Felsgrat im Freien stehen, sondern sicher im Inneren der Gipfelstation der Zugspitzbahn auf etwa 2.950 Metern Höhe.
Das rund drei Meter hohe Kreuz wurde demnach von dem aus Oberbayern stammenden Künstler Bernhard Rieger aus handelsüblichen Materialien aus dem Baumarkt gestaltet. Ziel der Aufstellung des zweiten Gipfelkreuzes ist es, den Besuchern zu ermöglichen, gefahrlos ein Erinnerungsfoto zu machen.
Auch interessant: Zu Fuß auf die Zugspitze – 4 Routen für Wanderer

Zu Fuß auf die Zugspitze – 4 Routen für Wanderer

Scheißer, Hundsarsch, Metzenarsch – so skurril waren die Namen einiger Allgäuer Berge früher

Vor 200 Jahren gelang dem ersten Menschen der Aufstieg auf die Zugspitze
Der gefährliche Weg zum Gipfelkreuz der Zugspitze
Der Aufstieg zum echten Kreuz ist kurz, aber anspruchsvoll. Von der Bergstation aus führt der Weg über steile Eisenleitern, schmale Felsbänder und rutschige Tritte – direkt am Abgrund entlang. Was für erfahrene Alpinisten machbar ist, unterschätzen viele der rund 600.000 Touristen jährlich.
„Sie gehen mit Sneakern oder sogar Flip-Flops los – ohne Helm, ohne Sicherung“, zitiert der BR eine Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn. Die Bergwacht müsse regelmäßig eingreifen, weil Menschen abrutschen oder in schwierigem Gelände nicht weiterkommen.
Mit dem neuen Kreuz will man nicht nur gefährliche Situationen vermeiden, sondern auch Wissen vermitteln. Eine begleitende Ausstellung informiert über die Geschichte des echten Zugspitz-Kreuzes, das bereits 1851 errichtet wurde und heute als eines der bekanntesten Symbole Bayerns gilt.

Ein falsches Signal!
„Im Sommer 2023 stand ich auf dem höchsten Punkt Deutschlands – dem Gipfel der Zugspitze, 2.962 Meter hoch. Der Aufstieg über den Klettersteig war kurz, aber anspruchsvoll, technisch fordernd und geprägt von Konzentration und Ausdauer. Gerade das letzte Stück fällt in die Kategorie B – ohne Klettersteig-Set und alpine Erfahrung sollte hier Schluss sein!
Entsprechend beobachtete ich mit Verwunderung und wachsender Sorge, wie einige Touristen in Jeans, sauberen Lackschuhen und ohne jegliche Ausrüstung den Weg zum Gipfel antraten. Diese Zugspitzrestaurant-Besucher waren offensichtlich mit der Seilbahn hochgefahren und hatten sich nicht den staubigen Weg nach oben geschleppt. Viele schienen sich entsprechend auch der Risiken nicht bewusst zu sein. Dass jetzt diskutiert wird, ein zweites Gipfelkreuz im Zugspitzrestaurant zu installieren, halte ich für eine gefährliche Entwicklung. Es sendet ein falsches Signal: Als wäre der Gipfel bequem zu erreichen, als wäre Bergsteigen ein Instagram-Moment statt einer ernst zu nehmenden Unternehmung.
Ein zweites Kreuz wird niemanden davon abhalten, ’nur mal schnell rüber auf den echten Gipfel‘ zu gehen – im Gegenteil. Besser wäre es, das letzte Stück durchgehend mit der Präsenz der Bergwacht abzusichern und deutlich zu kommunizieren: Die Zugspitze ist kein Spaziergang. Wer den Gipfel über die ausgetretenen, spiegelglatten Steine erreichen will, sollte sich vorbereiten – oder eben mit der Aussicht vom Restaurant zufrieden sein. Beides ist in Ordnung. Aber bitte mit Respekt für den Berg – und für die eigene Sicherheit.“