
11. Juli 2025, 14:21 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der europäische Massentourismus konzentriert sich zunehmend auf einzelne Regionen – mit deutlichen Folgen für die lokale Bevölkerung. Besonders gravierend ist das Missverhältnis zwischen Gästen und Einheimischen in einer bestimmten Region.
In Europas Urlaubshochburgen treffen jährlich Millionen Touristen auf vergleichsweise wenige Einwohner – mit zunehmend spürbaren Folgen. Eine neue Auswertung des Statistischen Bundesamtes zeigt nun, in welchen Regionen das Verhältnis Einheimische zu Touristen besonders unausgeglichen ist und wo sich die Auswirkungen auf das tägliche Leben der Einwohner besonders deutlich zeigen (BILD berichtete). Auch innerhalb Deutschlands gibt es bemerkenswerte Unterschiede.
Südliche Ägäis an der Spitze
Das Statistische Bundesamt hat auf Grundlage von Eurostat-Daten eine umfassende Analyse zur Tourismusintensität in der Europäischen Union veröffentlicht – und zeigt, wie unausgewogen das Verhältnis zwischen Touristen und Einheimischen ist. Mit durchschnittlich 117 Übernachtungen je Einwohner war die südliche Ägäis im Jahr 2023 die Region mit der höchsten Tourismusintensität in der Europäischen Union.
Dicht dahinter folgen die Ionischen Inseln um Korfu mit 98 Übernachtungen pro Kopf. Auch in Südtirol (68), an der kroatischen Adriaküste (67) und auf den Balearen (57) ist die Zahl der Touristen im Verhältnis zur Bevölkerung besonders hoch. Auf Mallorca und anderen Teilen Spaniens kam es infolgedessen zuletzt zu Protesten gegen steigende Mieten und Lebenshaltungskosten.
Kanaren als beliebtestes Reiseziel nach absoluten Zahlen
In Bezug auf die Gesamtzahl der Übernachtungen lagen die Kanarischen Inseln mit 95,6 Millionen im Jahr 2023 an der Spitze der europäischen Urlaubsregionen. Dort hielten sich im Schnitt täglich rund 262 000 Touristen auf. Es folgten die kroatische Adriaküste (87,3 Millionen), Katalonien (85,6 Millionen), die Île-de-France (85,2 Millionen) sowie Andalusien (73,9 Millionen). In Deutschland war Oberbayern mit München die meistbesuchte Region – mit 41,6 Millionen Übernachtungen auf Rang 14 im EU-Vergleich.
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Geringe Tourismusintensität in Teilen Osteuropas
In osteuropäischen Regionen wie Masowien und Opole in Polen sowie in Süd- und Nordostrumänien lag die Tourismusintensität 2023 am niedrigsten. Dort kam im Jahresdurchschnitt lediglich eine Übernachtung auf jeden Einwohner. Auch in Deutschland sind nur wenige Regionen von starkem Tourismus betroffen. Mecklenburg-Vorpommern führte mit 18 Übernachtungen pro Kopf die deutsche Liste an und belegte EU-weit Platz 17.

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Tourismus als Wirtschaftsfaktor, mit großen Unterschieden
Der Tourismus hat in mehreren Ländern erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftsleistung. Das Gastgewerbe trug in Griechenland 2023 mit 7,1 Prozent am stärksten zur Bruttowertschöpfung bei, gefolgt von Spanien mit 6,7 Prozent und Kroatien mit 6,4 Prozent. In Deutschland fiel der Anteil mit 1,5 Prozent deutlich geringer aus und bildete den niedrigsten Wert im EU-Vergleich.
Die Erhebungen berücksichtigen dabei nur Übernachtungen in Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und auf Campingplätzen – private Unterkünfte und Spezialkliniken blieben unberücksichtigt.