Kohletabletten sind im Kampf gegen Durchfall beliebte Hausmittel. Auf Reisen ist die Einnahme jedoch nicht zu empfehlen, wie verschiedene Experten behaupten. Selbst, dass Cola helfen soll, ist anscheinend ein Irrglaube. TRAVELBOOK klärt auf.
Durchfall in den ersten Urlaubstagen kann einem die gesamte Reise vermiesen. Bei manchen Menschen ist es eine empfindliche Reaktion auf die Fremde – ihre Darmflora gewöhnt sich nur langsam an die ungewohnte Umgebung. Ebenso verbreitet: bakteriell verursachter Reisedurchfall, beispielsweise durch Salmonellen oder Shigellen, die von Land zu Land unterschiedlich zahlreich vorkommen können. Aus dem Grund ist auch das Leitungswasser an verschiedenen Orten ungenießbar. Besser: abgefüllte Wasserflaschen kaufen!
Wenn die Hygieneumstände Ihnen Sorgen bereiten und Keime im Verdacht stehen, Beschwerden im Magen-Darm-Bereich zu verursachen, können Kohletabletten unter Umständen Schlimmeres verhindern. Sie binden die Gifte und scheiden sie aus dem Körper aus. Wer bereits unter Durchfall leidet, soll sich diese Maßnahme aber sparen können. „Das ist absolut unnütz“, behauptet Prof. Robert Steffen vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. In diesem Fall seien die Toxine bereits aktiv.
Dr. med. Harald Gutberlet, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie aus Frankfurt am Main, hat mit Kohletabletten noch ein weiteres Problem: „Die Gift-Adsorption durch Kohlekompretten ist so gering, dass dieses Wirkprinzip in der Medizin schon lange verlassen wurde“, erklärt der Experte auf TRAVELBOOK-Nachfrage. Und ohnehin sei nicht immer empfohlen, die Darmtätigkeit zu hemmen. „Die Flüssigkeit mitsamt dem Erreger soll ausgeschieden werden!“ Als Ausnahmen führt Dr. Gutberlet Betroffene mit Vorerkrankungen an, die sie behindern könnten, ebenso blutigen Stuhl, der mit Fieber, Schüttelfrost und/oder Erbrechen einhergeht. In diesen Fällen sollte man sich dringend beim Arzt vorstellen.
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Koffein soll Durchfall verschlimmern
Viele glauben zudem, bei Durchfall helfe Cola. Dies bezeichnete Prof. Robert Steffen auf einer Veranstaltung des Centrums für Reisemedizin (CRM) ebenfalls als falsch. Das Koffein in dem Getränk steigere die Darmtätigkeit, was extreme Ausmaße annehmen könne. Und auch Dr. Gutberlet würde stattdessen eher zu Salz(-stangen) raten, da man vor dem Hintergrund des großen Flüssigkeitsverlusts auch an den Salzhaushalt denken solle. Das A und O, natürlich: viel trinken!