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Campanópolis

Die Stadt, die sich ein Todkranker aus Müll baute

Campanópolis Argentinien
Die Stadt Campanópolis nahe Argentiniens Hauptstadt ist die Verwirklichung des Traums eines einzigen Manns Foto: dpa picture alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

24.02.2021, 13:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Als er erfuhr, dass er sterben würde, fing der Argentinier Antonio Campana an, sich seinen Traum zu verwirklichen: Eine eigene Stadt, gebaut aus Müll, und benannt nach ihm. Am Ende rettet ihm das sogar das Leben.

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Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass Sie bald sterben müssten? Der Argentinier Antonio Campana kannte seine Antwort auf diese Frage jedenfalls ganz genau: Er erschuf sich eine kleine Stadt mit seinen eigenen Händen, ohne irgendwelche Vorkenntnisse im Bereich Architektur. Und benannte sie nach sich selbst: Campanópolis. Mehr als 40 Jahre danach steht Campanópolis immer noch, nur etwa 30 Minuten entfernt von der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires.

Doch der Reihe nach: Es ist das Jahr 1976, als bei dem Supermarktmillionär Antonio Campana Kehlkopfkrebs im Endstadium festgestellt wird. Die Ärzte geben ihm noch maximal fünf Jahre zu leben – und in Campana erwacht ein lang gehegter Wunsch. Er verkauft sein Unternehmen, erwirbt ein 200 Hektar großes Grundstück in der Nähe eines Naturschutzgebietes und fängt an zu bauen.

Campana lebt noch 20 Jahre

Die alten Eigentümer hatten das Grundstück verwahrlosen lassen, überall liegt zu diesem Zeitpunkt Bauschutt und Müll rum – und den macht sich Campana ab 1980 zunutze, um seinen Traum von einer Fantasiestadt zu verwirklichen. Laut „The Guardian“ hat er dabei 100 Helfer und arbeitet jeden Tag 14 Stunden – und tatsächlich, es entstehen immer mehr Gebäude, die genauso aussehen, wie Campana es sich wünscht, nämlich wie einer Kinderfantasie entsprungen.

Laut der offiziellen Webseite von Campanópolis besucht Campana in der Folgezeit immer wieder Auktionen, erwirbt weitere Bauteile für seine Märchenstadt. Das größte Wunder ist jedoch, dass Campana entgegen aller Prognosen der Ärzte noch weitere 20 Jahre lebt. Möglicherweise, weil sein Projekt ihn mit so viel Lebensmut und Energie erfüllt hatte. Erst 2008 stirbt Don Antonio Campana schließlich.

Laut der Seite „Atlas Obscura“ ist sein Campanópolis heute 20 Hektar groß und liegt inmitten schönster Natur, denn auch 100.000 Bäume hatte Campana zu Lebzeiten auf dem Gelände gepflanzt.

Campanópolis in Argentinien
Der Ort Campanópolis ist etwa 20 Hektar groß Foto: dpa picture alliance

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„Die einzige Grenze ist die eigene Fantasie“

Seine Stadt beherbergt unter anderem eine eigene Kirche, eine Windmühle und  kopfsteingepflasterte Straßen bis hin zu Details wie Brücken und Springbrunnen – alles selbst gebaut aus Material, das andere weggeworfen hatten.

„Die einzige Grenze ist die eigene Fantasie“, dieses Motto ist auf der Campanópolis-Webseite überliefert. Heute ist die „Müll“-Stadt – wenig verwunderlich – bei Touristen sehr beliebt, bietet unter anderem als Veranstaltungsort Platz für bis zu 1000 Personen. Da Campanópolis sich architektonisch an einer Stadt aus dem Mittelalter orientiert, finden dort auch Ritterturniere oder Mittelalter-Jahrmärkte statt.

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Campanópolis erinnert an eine mittelalterliche Siedlung
Campanópolis erinnert an eine mittelalterliche Siedlung Foto: dpa picture alliance
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Informationen für Besucher

Besucher können Campanópolis jeden samstag von 9 bis 13 Uhr besuchen, allerdings nur nach vorheriger Reservierung über die offizielle Webseite. Wegen eines früheren Brandanschlags auf das Gelände kann man Campanópolis ausschließlich mit einer geführten Tour besuchen. Die Tour dauert vier Stunden und kostet regulär 1000 Argentinische Pesos (circa 9,19 Euro). Übernachten kann man auf dem Gelände nicht, da die meisten der 12 Häuser unmöbliert und innen teils verfallen sind. Es können aber Veranstaltungen auf dem Geländer abgehalten werden und auch Hochzeiten finden immer wieder statt.

Hinweis: Da die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen in Argentinien weiterhin auf hohem Niveau ist, stuft das Auswärtige Amt Argentinien weiterhin als Risikogebiet ein. Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Argentinien wird derzeit gewarnt.

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