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Mehr als 100 Jahre alt

Das Berliner Adlon – Luxus-Hotel mit langer Geschichte

Hotel Adlon
Der Hoteleingang des wohl berühmtesten Traditionshauses in der deutschen Hauptstadt, das heute unter dem Namen „Hotel Adlon Kempinski Berlin“ geführt wird Foto: picture alliance/dpa | Carsten Koall
Alina Julie Freund

16.11.2022, 11:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Seit Oktober 2022 wird das Luxus-Hotel Adlon Kempinski Berlin erstmals in seiner Geschichte von einer Frau geleitet: Karina Ansos. Sie arbeitete zuvor bereits in weiteren Hotels der Kempinski-Hotelgruppe, unter anderem in Weimar, Shanghai sowie Frankfurt und übernimmt mit dem Adlon nun eines der berühmtesten Häuser Deutschlands. Doch welche Historie steckt eigentlich hinter dem großen Hotelnamen?

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Das berühmte Hotel Adlon in Berlin ist fast jedem ein Begriff: Direkt am Pariser Platz mit Aussicht auf das Brandenburger Tor gelegen, blickt das Hotel nicht nur auf das bekannteste historische Wahrzeichen Berlins, sondern auch auf eine mehr als einhundertjährige Geschichte zurück. Zum ersten Mal in eben jener wird es nun von einer Frau geleitet, Karina Ansons. Was für ein geschichtsträchtiges Hotel Ansos jetzt führt – TRAVELBOOK gibt einen Überblick.

Die Anfangsjahre

Laut der hoteleigenen Website beginnt die Geschichte des Gebäudes als Hotel im Jahr 1905. Damals kauft der Hotelier Lorenz Adlon das Grundstück und verwandelt es in einer zweijährigen Bauphase in ein klassizistisches Gebäude, das vor allem Adligen und Reichen als Unterkunft und Veranstaltungsort dienen sollte. Unterstützt wurde der Bau von Kaiser Wilhelm II. persönlich. In den vorherigen Jahrhunderten dienten Hotels lediglich der Übernachtung – die Idee von Luxushotels mit Restaurants und Veranstaltungsräumen war noch recht neu und hatte zuvor in großen Städten in den USA sowie in Paris und Wien Anklang gefunden.

Die Zimmer im Adlon waren luxuriös ausgestattet und verfügten alle über Strom und warmes, fließendes Wasser. Während der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gingen hochrangige Adlige wie der russische Zar, Kaiser und Könige ein und aus, aber auch Politiker und Unternehmer, wie der „Spiegel“ berichtet.

Nach Kriegsende erlebte auch das Adlon seine Goldenen Zwanziger. Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich oder Charlie Chaplin waren zu Gast im Hotel. Besonders das Geschäft mit den Amerikanern boomte und brachte dem Hotel internationale Bekanntheit ein. 1921 erbt Louis Adlon das Hotel von seinem Vater, nachdem dieser am Brandenburger Tor umgefahren wurde und an den Folgen des Unfalls gestorben war. Louis Adlon lässt sich kurz danach von seiner ersten Frau Tilly scheiden und heiratet Hedda, mit welcher er fortan das Hotel leitet.

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Das Hotel während der Kriegszeit

Nach der Machtübernahme durch Adolf Hiltler wurde ein Teil des Gebäudes für kurze Zeit als Außenpolitisches Amt des NSDAP genutzt. Das Hotel selbst verzeichnete während der NS-Zeit und des Krieges vor allem bei internationalen Gästen Einbußen. Louis und seine Frau Hedda traten später laut „Spiegel“ der NSDAP bei, es ist jedoch umstritten, ob sie tatsächlich Nazis waren. Ihr recht später Parteieintritt im Februar 1940 sei ein Zeichen hierfür. Dennoch blieb das Adlon den Nationalsozialisten verbunden. Ab 1943 war es etwa Anlaufstelle für Veranstaltungen der NS-Oberschicht, nachdem das zuvor bevorzugtes Hotel, der Kaiserhof in der Wilhelmstraße, bei Bombenangriffen zerstört wurde.

Das Adlon selbst blieb im Zweiten Weltkrieg zunächst auf wundersame Weise von Zerstörungen durch Bomben verschont. Dieses Glück währte jedoch nur kurz, denn in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 brannte das Hotel Adlon fast vollständig ab, berichtet „WELT“. Gegen Kriegsende ereignete sich das nächste dramatische Ereignis in der Familie Adlon: Am 25. April 1945 wurde Louis Adlon von Rotarmisten nach einer Durchsuchung seines Hauses in Neu Fahrland festgenommen. Am 7. Mai 1945 starb er unter nicht vollständig bekannten Umständen in deren Gewahrsam auf einer Straße in Falkensee, wie es aus dem dortigen Staatsarchiv hervorgeht.

Wurde das Adlon ungerechtfertigt enteignet?

Der Brand und der Tod Louis Adlons kennzeichneten vorerst das Ende des weltberühmten Hotels. Erst Anfang der 50er-Jahre wurden die Mauerreste des Adlons beseitigt. 1949 wird die Familie Adlon zudem enteignet. Wie BILD nach einem Interview mit dem Erben Felix Adlon berichtet, wurde das Hotelgrundstück auf „Liste 3“ gesetzt – ein Gesetz zur „Einziehung von Vermögenswerten der Kriegsverbrecher und Nationalsozialisten“. Gegen diese, seiner Meinung nach unrechtmäßigen, Enteignung ging Felix Adlon im Dezember 2022 zunächst gerichtlich vor. Das Berliner Verwaltungsgericht wies die Klage um eine Entschädigung in Millionenhöhe vorerst zwar ab, doch der Erbe plant nun bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Ob die Klage dort erfolgreich sein wird, ist unklar.

Hingegen klar ist der weitere historische Verlauf des Adlon. Im staatlichen Besitz wurde der unbeschädigte Seitenflügel des Gebäudes zunächst weiter als Hotel und Restaurant genutzt und darauffolgend bis zur Sprengung 1984 als Lehrlingsinternat.

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Zwei Berliner Wahrzeichen: Blick vom Brandenburger Tor auf das fast so berühmte Hotel Adlon

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Der Wiederaufbau des Adlons

Den Grundstein für die Wiedereröffnung des Adlons legte bereits 1957 Hedda Adlon, als sie der Kempinski AG die Rechte am Namen „Hotel Adlon“ verkaufte. Nach der deutschen Wiedervereinigung wird das Hotel nach Plänen der Architekten „Patzschke, Klotz & Partner“ unter Finanzierung durch die Fundus-Fonds-Verwaltungen GmbH wieder aufgebaut, wie es auf der Webseite des Hotels heißt. Von 1995 bis 1997 wird das Gebäude im heute bekannten Stil neu errichtet, jedoch mit zwei Stockwerken mehr als das „alte“ Adlon. Kempinski erhält den Pachtvertrag für das Adlon Hotel. Am 23. Oktober 1997 wird es schließlich feierlich von Bundespräsident Roman Herzog eingeweiht.

Seither dient es unter dem Namen Adlon Kempinski wie zuvor als Luxushotel. Es verfügt heute, nach zwei Anbauten 2003 und 2004, über 307 Zimmer, 78 Suiten, 2 Restaurants, einem Spa-Bereich sowie Veranstaltungsräume und sogar zwei Ballsäle, so die Hotelwebseite. Heute residieren hier, wie auch schon vor mehr als 100 Jahren, wieder alle, die sich die Zimmer in dem Luxushotel leisten können –  Prominente, Politiker, US-Präsidenten und Angehörige der europäischen Königsfamilien. Die Preise beginnen bei knapp unter 400 Euro pro Nacht für die günstigste Zimmerkategorie und gehen hoch bis 16.344 Euro für die Royal Suite, in der bereits Queen Elizabeth II. und Michael Jackson nächtigten (Preise variieren je nach Saison).

Themen: #gyg Berlin Deutschland
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