2. März 2021, 12:42 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es sollte einst der ganze Stolz des kommunistischen Regimes in Nordkorea werden, doch seit 1992 ist das Ryugyong-Hotel in Pjöngjang verlassen. Ob es jemals fertiggestellt wird, ist fraglich – der Preis dafür wäre allerdings astronomisch.
In Pjöngjang, der Hauptstadt von Nordkorea, gibt es mit dem verlassenen Hotel Ryugyong ein Gebäude, das den Rest des Stadtbildes bei Weitem überragt. Fast erinnert es ein wenig an einen Düsenjäger, der kurz davor ist, senkrecht in die Luft zu starten. Doch was eigentlich ein strahlender Beweis für die Überlegenheit des Kommunismus werden sollte, ist heute das absolute Gegenteil. Heute wird das Ryugyong-Hotel sogar das „verdammte Hotel“ genannt.
Verdammt deshalb, weil das mehr als 330 Meter hohe Gebäude seit 1992 gähnend leer steht und selbst Bauarbeiter die Protz-Ruine verlassen haben. Niemand kümmert sich mehr um das einstige Vorzeigeprojekt des nordkoreanischen Regimes, das 3000 Zimmer auf 105 Stockwerken haben soll.
Es sollte das höchste Hotel der Welt werden
1987 war der Bau mit dem Vorhaben gestartet, das höchste Hotel der Welt zu werden – ein Beleg für den Größenwahn des damaligen Diktators Kim Jong-il. Damals wie heute litt das Volk unter Hunger und in einem Leben in völliger Isolation. Der Bau sollte das Bild einer starken, wirtschaftlich potenten Nation projizieren. Wie „Elle Decor“ weiter berichtet, verlor Nordkorea mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion auch seinen wichtigsten Unterstützer und Geldgeber. Es sollte das vorzeitige Ende für den Hotelbau und für die hochfliegenden Pläne des Regimes sein. Ein Umstand, der den Mächtigen derart peinlich gewesen sein soll, dass sie den Bau unter anderem aus offiziellen Fotos der Stadt wegretuschieren ließen.
Trotz Baustopp hatte man zu diesem Zeitpunkt laut Berichten bereits mehrere Millionen US-Dollar in das Betongrab versenkt. Schockierend sind auch die Kosten, die eine mögliche Fertigstellung bedeuten würden. So berichtet die US-amerikanische Webseite „The Daily Beast“ unter Berufung auf südkoreanische Medien, dass die Kosten rund zwei Milliarden US-Dollar (rund 1,8 Milliarden Euro) betragen würden.
Bisher gäbe es allerdings in dem „verdammten Hotel“ weder Elektrizität noch verlegte Wasserleitungen, wie „Elle Decor“ weiter berichtet: Zwar hatte ein ägyptisches Konsortium der Geschäftsgruppe Orascom den Bau zwischenzeitlich wieder aufgenommen, jedoch sei diese Phase auch schon wieder vorbei. Immerhin: Dabei soll die Fassade fertiggestellt worden sein.
Auch interessant: Der eklige Grund, warum dieses Hotel verlassen wurde
Barrier Reef Floating Resort Die bizarre Geschichte des schwimmenden Hotels, das in Nordkorea verrottet
Touristen sind nie allein So funktionieren Reisen nach Nordkorea
Bestseller-Autor Eisert im Interview Würden Sie heute noch mal nach Nordkorea reisen?
Wer sollte in dem Hotel überhaupt übernachten?
Zudem gab es auch Pläne der Kempinski-Hotel-Gruppe, dort ein Ressort zu eröffnen – die Verhandlungen scheiterten aber. Auf Nachfrage von BILD, wieso es nicht zu einer Hotel-Eröffnung kommen würde, hieß es damals vonseiten des Unternehmens: „Wenn Sie sich die politische Situation in Nordkorea anschauen, wissen Sie die Antwort.“
Die Frage ist auch, wer in diesem Hotel überhaupt übernachten soll. Touristen sind in Nordkorea kaum existent, und die wenigen, die überhaupt ins Land kommen, haben durchaus eine beträchtliche Anzahl an Unterkünften, wie ein Blick auf die Hotel-Liste bei Tripadvisor zeigt.