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Köln-Ehrenfeld – bunt, schmuddelig, angesagt

Die Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld
Die Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld Foto: dpa picture alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

1. März 2020, 6:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

„Wo immer man auch Fremde nicht ertrug, Köln-Ehrenfeld hat Platz genug“, singt Herman van Veen. Das einst verrufene Viertel ist immer noch etwas schmuddelig, aber man kann hier wunderbar entspannen.

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Den Fans von Jan Böhmermann ist Köln-Ehrenfeld seit langem ein Begriff. Seine Show „Neo Magazin Royale“ wurde in einem abgewrackten ehemaligen Teppichgeschäft in einem Ehrenfelder Hinterhof produziert. Immer wieder ging Böhmermann in der Sendung auf seine Wahlheimat ein. Im Hintergrund sah man die nächtliche Skyline von Ehrenfeld, wohl als Parodie auf amerikanische Late-Night-Shows.

„Alles Schlechte dieser Welt kommt aus Nippes, Kalk und Ehrenfeld“ sagte man früher in Köln. Es waren die Namen der drei größten Arbeiterstadtteile mit dem denkbar schlechtesten Ruf. Bis heute ist Ehrenfeld ein Schmuddelkind: Graffiti, Baustellen, Schlaglöcher, Schilderchaos. Bei Sonnenschein aber verwandelt sich alles, dann verlagert sich das Leben nach draußen. Ehrenfelder Sommer seien italienische Sommer, schreibt die Kölner „Stadtrevue“. Das Viertel gehörte in den 1950er Jahren zu den ersten in Deutschland, in denen sich sogenannte Gastarbeiter aus Italien ansiedelten.

Wallraff bleibt in Ehrenfeld

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Enthüllungsjournalist Günter Wallraff in seinem Ehrenfelder Garten: «Streng genommen bin ich kein Kölner, sondern Ehrenfelder.».

Leben und leben lassen, das ist die Devise. Und einer der Gründe, warum der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff sagt: „Hier kriegt mich keiner mehr weg.“ Häuser wie seines prägen das einstige Viertel der kleinen Leute: Dreifensterhäuser mit schmaler Fassade. Nach hinten hinaus haben sie dafür oft tiefe Gärten.

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An Ehrenfeld gefällt Wallraff besonders die Mischung. „Hier sind Zugewanderte aus allen möglichen Kulturen. Und die kommen miteinander zurecht“, erzählt er. „Wo immer man auch Fremde nicht ertrug, Köln-Ehrenfeld hat Platz genug“, singt der niederländische Chansonnier Herman van Veen in einem seiner Lieder.

Kulinarischer Streifzug durchs Viertel

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Eine der Ehrenfelder Institutionen ist der Club Bahnhof Ehrenfeld.

Ehrenfeld-Besuchern empfiehlt Wallraff die Taverne „Alekos“, die als Kölns ältester Grieche gilt. Und die oft auf Wochen hinaus ausgebuchte Traditionsgaststätte „Haus Scholzen“ und das Weinhaus „Secco“. Böhmermann wiederum lobte auf seiner Facebook-Seite unter anderem „Bunte Burger“, einen „veganen Laden für Wutburger“, „Karl Hermann’s“ und „Oskar Jäger deli ehrenfeld“. Eine andere bekannte Adresse ist das „Herbrand’s“, Restaurant, Club und Eventhalle in einem.

Auf kulturellem Gebiet gehören der Club Bahnhof Ehrenfeld, der Jazzkonzertsaal Loft, der Musikclub Sonic Ballroom, die Live Music Hall und das Artheater zu den Ehrenfelder Institutionen.

Ein Ort des guten Lebens

Körnerstraße

Am „Tag des guten Lebens“ im September wird das Viertel autofrei, und auf den Straßen laden endlose lange Tische zum Tafeln ein, vielfach gratis oder für ganz kleines Geld. Obwohl Ehrenfeld nicht gerade schön ist, stößt man immer wieder auf eine architektonische Überraschung. Etwa auf das Neptunbad, eine Badeanstalt im Jugendstil aus der Kaiserzeit, in der heute ein edles Spa untergebracht ist.

Ein Leuchtturm und eine große Moschee

Helios-Turm in Köln-Ehrenfeld
Das Wahrzeichen Ehrenfelds: Der Leuchtturm der Helios-Ektrizitätswerke aus dem 19. Jahrhundert Foto: dpa picture alliance

Kurios ist das Ehrenfelder Wahrzeichen: ein Leuchtturm mitten im Binnenland! Der Turm wurde im 19. Jahrhundert von der Helios Elektricitäts Aktiengesellschaft errichtet. Er diente als Testanlage für das Feuer echter Leuchttürme, die Helios in aller Welt bestückte.

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Das bekannteste Bauwerk des Viertels ist heute die Zentralmoschee, der größte Moscheekomplex Deutschlands. Das Innere ist beeindruckend schön, vor allem bei gutem Wetter. Dann scheint die Sonne durch die riesigen Fenster herein und lässt den Kuppelsaal leuchten. Auf Socken läuft man über den blauen Gebetsteppich und staunt. Die Moschee heißt alle Besucher willkommen, ausdrücklich auch alle Nicht-Muslime. Fast immer, auch zu Gebetszeiten, ist die Moschee frei zu besichtigen.

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Die Ehrenfelder Zentralmoschee, erbaut ab 2008 von dem Architekten Paul Böhm, soll einen offenen und modernen Islam symbolisieren.
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Der Gegner heißt Gentrifizierung

Viele sehen den Ehrenfelder Kosmos mittlerweile bedroht: Die Mieten sind steil angestiegen, die Hauspreise haben sich binnen zehn Jahren teils mehr als verdoppelt. Einige Musikclubs wie das berühmte Underground mussten schließen. Der Bau einer großen Shopping Mall mit Luxuswohnungen wurde von einer Bürgerinitiative verhindert.

Stattdessen entsteht auf dem Grundstück nun ein Mischquartier mit Schulzentrum, Wohnungen und öffentlichen Flächen. Angedacht ist auch eine Kulturmeile mit erschwinglichen Ateliers und Galerie-Räumen. Ehrenfeld soll schließlich Ehrenfeld bleiben.

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