27. Dezember 2018, 13:20 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Pacific Palisades heißt der Stadtteil von Los Angeles, in dem so viele Hollywood-Stars ihre Villen haben. Doch nicht nur die Nachbarschaft ist spannend, die Geschichte des Viertels ist es erst recht.
Die Geschichte beginnt im Prinzip wie die Amerikas: Zuerst waren da die Cowboys und Indianer. Allerdings, diese hier wollten nur spielen. In Pacific Palisades hatte der Filmproduzent Thomas Harper Ince nämlich auf 20.000 Hektar sein Filmstudio aufgebaut, in dem er ab 1912 vorwiegend Western drehte. Inceville nannte er die künstliche Stadt aus Westernkulisse, Studios und Büros – und hatte damit das erste moderne Filmstudio Hollywoods geschaffen.
Zwölf Jahre stand Inceville, dann brannte es ab. 1924 war das, im gleichen Jahr übrigens, in dem auch der Filmmogul starb, der 1918 noch Paramount Pictures gegründet hatte und bis heute als Pionier der Filmbranche gilt. Pacific Palisades war inzwischen von der südkalifornischen Methodistenkirche gekauft worden. Hier sollte eine religiöse Kommune entstehen. 1925 gab es schon 100 zunächst recht bescheidene Unterkünfte.
Der Stadtteil galt als „Weimar am Meer“
Mit den Jahren wurden aus den Zelten Hütten, dann Bungalows und schließlich immer größere Anwesen – die bald auch Menschen ohne religiösen Hintergrund in die Berge von Pacific Palisades lockten.
Einen ganz besonderen Background hatte eine Gruppe von Einwanderern, die den Stadtteil schließlich berühmt machen sollten: als „Weimar am Meer”. In den 1930er- und 1940er-Jahren wurde der Vorort von L.A. zum Zufluchtsort für Intellektuelle aus Deutschland und Österreich. Von der Nähe zu Hollywood erhofften sie sich Jobs in der Filmbranche. Franz Werfel, Bertolt Brecht und Vicki Baum kamen her. Thomas Mann wohnte am 1550 San Remo Drive und Lion Feuchtwanger in der Villa Aurora.
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Die Amerikaner wunderten sich über die eigentümlichen Deutschen
Doch leicht gestaltete sich der Neustart für viele Emigranten nicht. Zum einen hatte die Traumfabrik nicht für jeden einen Traumjob. Zudem prallten hier Welten aufeinander. So notierte etwa Bertolt Brecht 1942 in sein Arbeitsjournal: „ich suche unwillkürlich an jeder hügelkette oder an jedem zitronenbaum ein kleines preisschildchen. diese preisschildchen sucht man auch an den menschen.” Und die Amerikaner wiederum wunderten sich über die ausgedehnten Spaziergänge von Mann & Co. Warum nahmen die nicht einfach das Auto?
Als 1941 die USA in den Krieg eintrat, wurden die Emigranten als „feindliche Ausländer“ eingestuft und mit einer Ausgangssperre für die Abend- und Nachtstunden belegt. In den Kneipen und Bars des Ortes konnte man sich dann nicht mehr treffen, also lud man sich untereinander ein. Das Haus der Feuchtwangers wurde zu einem beliebten Treffpunkt: die Villa Aurora, 1928 von einem Bauunternehmer nach dem Vorbild eines Schlosses in Sevilla gebaut und von den Feuchtwangers später für 9000 Dollar erworben.
Hier traf man sich zu Lese- und Musikabenden, Feiern und Streitgesprächen. Unter den Gästen waren auch Albert Einstein, Fritz Lang und Charly Chaplin. Thomas Mann und Bertolt Brecht sah man allerdings nie am selben Abend. Da sich beide nicht leiden konnten, achteten die Gastgeber darauf, sie bloß nicht zusammen einzuladen.
Nachbarn wie Rihanna oder Ben Affleck
Seit 1995 ist die Villa Aurora übrigens wieder eine Künstlerresidenz: Stipendiaten der Sparten Bildende Kunst, Film, Komposition, Literatur und Journalismus hier einige Monate leben und arbeiten – und sich inspirieren lassen vom US-amerikanischen Lifestyle, der Kultur und Geschichte.
Doch ob sie sich hier wirklich so gut auf die Arbeit konzentrieren können? Denn ewig lockt der Strand. Zudem dürfte auch die äußerst illustre Nachbarschaft für Ablenkung sorgen. In Pacific Palisades leben nämliche eine Reihe von Stars und Prominenten: Steven Spielberg hat hier seine Villa, Ben Affleck und Rihanna. Auch Heidi Klum und Seal hatten hier einst ihr Anwesen. Apropos Heidi: Pacific Palisades war auch der Drehort für „Germany’s Next Topmodel“, hier stand die „Topmodel-Villa“.
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Am Strand von Pacific Palisades wurde Baywatch gedreht
Bei so einer großen Dichte an Promis wundert es natürlich nicht, dass hier auch so mancher Film gedreht wurde. Die Nähe zu Hollywood tat ihr übriges. Für den Horror-Film „Carrie“ wurde an der Palisades High School gedreht. Der Will Rogers Strand war Kulisse von „Baywatch“. Die „Golden Girls“ hatten ihr erstes Heim in Pacific Palisades. Und TV-Serien-Erfinder Aaron Spelling nannte gleich eine ganze Serie nach dem Ort. Als „L.A. Affairs“ kam sie ins deutsche Fernsehen.
Wer nun denkt, das sei doch der perfekte Ort zum Auswandern, sollte sich die Preisschilder der Häuser ansehen, die dort verkauft werden: Unter einigen Millionen US-Dollar geht da nichts.