
10. Mai 2025, 7:27 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Taos Pueblo im Nordosten des US-Bundesstaates New Mexico gilt als der älteste dauerhaft bewohnte Ort der gesamten Vereinigten Staaten. Vorfahren der indigenen Menschen, die hier auch heute noch und zum Teil dauerhaft leben, haben diese Gegend seit mindestens 1000 Jahren besiedelt. Einst Schauplatz blühenden Handels und blutiger Auseinandersetzungen, ist Taos heute ein Magnet sowohl für Künstler als auch Touristen aus aller Welt.
Am Fuße der Sangre de Cristo-Berge, etwa 90 Kilometer entfernt von Santa Fe, liegt im US-Bundesstaat New Mexico eine ganz besondere Siedlung. Besonders gleich in mehr als nur einem Sinn, denn es handelt sich bei Taos Pueblo zunächst einmal wahrscheinlich um den ältesten dauerhaft bewohnten Ort der gesamten Vereinigten Staaten. Noch heute leben dort Menschen hauptsächlich indigener Abstammung wie einst auch ihre Vorväter, und das bereits seit etwa 1000 Jahren. Die Gegend als solche wurde dabei vermutlich noch viel früher besiedelt. Einzigartig ist Taos auch, weil die Häuser hier fast ausschließlich aus Lehm gebaut sind. Und schließlich ist da noch eine bewegte Geschichte, von der die alten Mauern erzählen können.
Laut der offiziellen Website entstanden die ältesten heute noch erhaltenen Gebäude in Taos Pueblo zwischen 1000 und 1450 nach Christus. Die ursprünglichen Bewohner der Gegend mischten für deren Errichtung einfach Erde mit Wasser und Stroh. Sie formten daraus Ziegel und ließen diese in der Sonne trocknen. Das fertige Material stapelten sie zu den bis zu fünf Stockwerke hohen Bauwerken, die auch heute noch vor Ort erhalten sind, und Besucher aus aller Welt anziehen. Das Besondere: Um sich vor Feinden zu schützen, hatten die Lehm-Häuser keine Türen. Mittels einer Leiter, die bei Gefahr einfach eingezogen werden konnte, betrat man sie über das Dach. Dass die Strukturen aber über Jahrhunderte bis heute so erstaunlich gut erhalten geblieben sind, hat einen besonderen Grund.
Kein Strom oder fließendes Wasser

Denn einmal im Jahr renoviert sie ein indigenes Komitee, indem sie neuen Lehm auf die Wände der Häuser von Taos Pueblo aufträgt. Die meisten der Bauten sind seit Jahrhunderten in Familienbesitz, werden von Generation zu Generation weiter gegeben. Die indigene Tradition will es, dass sie auch heute noch nicht über fließendes Wasser oder Strom verfügen. Daher haben die meisten Bewohner in der Nähe noch ein moderneres Haus, nutzen ihre uralten Bauwerke hauptsächlich für zeremonielle Zwecke. Etwa 150 Menschen bewohnen den Ort laut der offiziellen Website heute noch dauerhaft, insgesamt leben auf dem Gebiet noch fast 2000 der Taos-Ureinwohner rund um die wohl älteste Siedlung der USA.
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Heute ein Touristenmagnet und Anziehungspunkt für zahlreiche Künstler, war Taos Pueblo vor der Ankunft der Europäer, im Falle von New Mexico der Spanier, ein blühendes Handelszentrum. Laut der Seite des US Nationalpark-Service erstreckten sich die Verbindungen seiner Einwohner über das gesamte Gebiet des heutigen Bundesstaates und darüber hinaus. Einmal im Jahr, nach der Ernte, gab es in Taos im Herbst sogar eine Art Landwirtschaftsmesse, die Besucher von nah und fern anzog. Deren Größe beeindruckte sogar die Spanier, die ab 1540 sukzessive in das Land vordrangen, das zuvor die Indigenen vermutlich bereits seit Jahrtausenden bewohnt hatten.
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Grausame Bestrafungen
Wie überall litten auch die Bewohner von Taos Pueblo lange Zeit stumm unter dem Joch der europäischen Eroberer. Diese versuchten, ihre Kultur und Sprache durch Verbote und drakonische Bestrafungen auszurotten. Laut „Encyclopedia Britannica“ kam es in diesem Zuge auch immer wieder zu grausamen Hinrichtungen oder Verstümmelungen. Zudem wurden zahllose Indigene in die Sklaverei verkauft. Doch das alles konnte ihren Widerstand gegen die Besatzer nicht brechen, und so kam es zu mehreren blutigen Aufständen. Bei der in die Geschichtsbücher eingegangenen Revolte von 1680 gelang es den Menschen von Taos gar, sich für 12 Jahre von den Spaniern zu befreien. Dieser Aufstand kostete 400 Spanier das Leben, darunter viele Priester, die den katholischen Glauben unter den Indigenen durchsetzen wollten.
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Auch diesem Drang nach Unabhängigkeit ist es wohl zu verdanken, dass viele Bewohner von Taos Pueblo heute noch, neben Englisch und Spanisch, die alte Stammes-Sprache Tiwa beherrschen. In dem Ort gibt es eine eigene Vorschule und Grundschule, an der vorwiegend indigene Lehrer unterrichten. Zudem fällt die Gemeinde zwar unter die US-Jurisdiktion, ist aber als autonome Zone offiziell anerkannt. 1970 erreichte die Verwaltung hier mit der Rückgabe eines fast 20.000 Hektar großen Landgebietes einen wichtigen Erfolg. Hier befindet sich mit dem heiligen See „Blue Lake“ eine wichtige Kultstätte. 1906 hatte die US-Regierung sich das Land angeeignet. Seit 1965 ist Taos Pueblo als Historisches Wahrzeichen anerkannt. Im Jahr 1992 erklärte die UNESCO den Ort dann zum Welterbe.

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Energie-Wesen aus dem Kosmos
Der „BBC“ zufolge glauben viele Taos im Übrigen, dass ihre Vorväter einst aus den Weiten des Kosmos auf die Erde kamen. Sie betrachten sich als Energie-Wesen, die nach ihrem Tod in den Himmel zurückkehren, aus dem sie stammen. Vielleicht ist diese Spiritualität auch ein Grund, warum Taos Pueblo bereits in den 1920er Jahren Künstler anzog. Der Mäzen Mabel Dodge Luhan lud in sein Anwesen hier unter anderem den berühmten Fotografen Ansel Adams und die Malerin Georgia O’Keeffe ein. Heute kommen auch Touristen in Scharen, die sich die wohl älteste dauerhaft bewohnte Siedlung der Vereinigten Staaten ansehen möchten.
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Dazu hat man laut offizieller Website täglich von 9 bis 16 Uhr Gelegenheit. Gegen Ende des Jahres schließt das Dorf jedoch für zehn Wochen für Besucher. Es empfiehlt sich daher in jedem Fall, sich vorab zu informieren. Auch über angemessenes Verhalten in Taos Pueblo, denn längst nicht alle Bereiche des Dorfes sind auch für Besucher zugänglich. Mehrmals im Jahr kommt es hier zu gut besuchten indigenen Festlichkeiten. Auch heute noch gibt es im Herbst zum Beispiel die bereits erwähnte Landwirtschaftsmesse. Ein regulärer Besuch kostet für Erwachsene aktuell 25 Dollar (22 Euro), für Kinder unter zehn Jahren ist der Eintritt kostenlos.