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Wolkenkratzer in London

The Shard – das höchste Gebäude in Westeuropa

The Shard
Der ikonische Wolkenkratzer The Shard prägt seit 2012 das Stadtbild Londons. Er ist auch das höchste Gebäude in Westeuropa. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

10.02.2024, 06:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

The Shard im Zentrum von London ist nicht nur das höchste Gebäude in Westeuropa, sondern auch einer der ikonischsten Wolkenkratzer der Welt. Entworfen als „vertikale Stadt“ und gelegen an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte, prägt er heute das moderne Bild der Metropole an der Themse. Doch sein Bau ist zum Teil auch durchaus umstrittenen Geldgebern zu verdanken.

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Dass London eine der modernsten Städte der Welt ist, würde wohl fast Jeder unbestritten so stehen lassen. Und als Wahrzeichen der Fortschrittlichkeit der Finanzmetropole erhebt sich seit 2012 im Herzen der Stadt ein einzigartiger Wolkenkratzer. The Shard, mit fast 310 Metern das höchste Gebäude in Westeuropa, ist mit seiner Glasfassade längst zu einer Ikone der City wie auch der Architektur an sich geworden. Dabei wäre das ambitionierte Projekt beinahe schon vor Baubeginn gescheitert. Dass es überhaupt realisiert werden konnte, ist der finanziellen Unterstützung aus einer reichlich dubiosen Quelle zu verdanken.

Im Mai 2000 trifft sich der schwerreiche Immobilienmagnat Irvine Sellar mit dem weltberühmten Architekten Renzo Piano in Berlin zum Mittagsessen. Sellar sitzt laut der offiziellen Seite von The Shard auf einer absoluten Top-Immobilie in London, seit er zwei Jahre zuvor die Southwark Towers erworben hat. Gelegen an der Metro-Station Tower Bridge, die pro Jahr von 75 Millionen Fahrgästen genutzt wird, besitzt er damit eines der Filet-Grundstücke im Zentrum der Metropole an der Themse. Der Bürokomplex aus den 1970er-Jahren ist jedoch reichlich angestaubt, und so möchte Sellar an diesem Tag mit Piano seine Idee für ein neues Gebäude besprechen. Es ist die Geburtsstunde eines der heute bekanntesten Gebäude der Welt.

Das Glas kann seine Farben wechseln

The Shard
The Shard ist einer der größten Besuchermagneten in London. Besonders beliebt ist der Blick von der Aussichtsplattform. Foto: Getty Images

Die Reaktion des Architekten ist zunächst einmal ernüchternd. Er sagt: „Ich hasse hohe Gebäude. Sie sind arrogant, aggressiv, wie Festungen.“ Der belebte Standort allerdings gefällt ihm, und so zeichnet er auf der Rückseite seiner Speisekarte eine schnelle Skizze. Sellar engagiert Piano noch vor dem Dessert, als Vertrag dient das von dem Architekten signierte Menü mit dem ersten Entwurf von The Shard. Die Vision der beiden Visionäre: Sie wollen London eine „vertikale Stadt“ schenken, in „der Tausende arbeiten und die Millionen in ihr Herz schließen“. Ein Mix aus Businesscenter, Bars, Restaurants, Hotels, ultra-luxuriöser Privatwohnungen und der höchsten Aussichtsplattform im gesamten Vereinigten Königreich.

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Bis schließlich am 30. März 2012 das mit 309,6 Metern höchste Gebäude in Westeuropa eingeweiht wird, ist es aber noch ein weiter, steiniger Weg. 2003 gibt die Stadt London ihr Go für Pianos gewagten Entwurf. The Shard soll ein vollständig verglaster Wolkenkratzer werden. Der Clou bei Pianos Entwurf: Das Glas, das schließlich beim Bau verwendet wird, ist licht- und wärmeempfindlich. So scheint der ikonische Wolkenkratzer je nach Tages- und Jahreszeit seine Farbe zu wechseln. Das Prinzip kann man sich ähnlich vorstellen wie das einer selbst spiegelnden Sonnenbrille. Nur eben in sehr viel größerer Dimension.

Umstrittene Geldgeber

2008 ist dann eigentlich alles schon bereit für den Baubeginn, als die weltweite Finanzkrise zuschlägt. Eine zeitlang sieht es so aus, als müsse der Traum von The Shard beerdigt werden, bevor er überhaupt erste Formen angenommen hat. Dann kommt die Rettung in Form einer kräftigen Finanzspritze – doch sie kommt von spätestens heute höchst umstrittenen Investoren. Ein Konsortium aus dem zumindest autoritär regierten Qatar bietet sich an, als Haupt-Geldgeber einzuspringen. Und so kann im März 2009 dann der Bau doch noch beginnen. Der Betonkern des Gebäudes wächst pro Tag etwa drei Meter in die Höhe, und bereits im November 2010 ist The Shard das höchste Gebäude von Großbritannien.

Bis zu seiner Fertigstellung und Einweihung im Juli 2012 bricht The Shard zahlreiche weitere Höhenrekorde, noch heute ist es das höchste Gebäude in Westeuropa. Vor dem Brexit galt diese Bestmarke gar für die gesamte Europäische Union. Der damalige Premierminister von Qatar lässt es sich nicht nehmen, den Wolkenkratzer persönlich einzuweihen. Und dessen Dimensionen sind wahrlich beeindruckend: 95 Stockwerke hoch, ist das Äußere mit 11.000 Glaspaneelen gekachelt. Diese würden ausreichen, um eine Fläche von acht Fußballfeldern abzudecken – oder zweieinhalb Mal den berühmten Trafalgar Square. 1450 Arbeiter aus 60 Ländern haben am Ende geholfen, Londons neue Skyscraper-Ikone zu bauen.

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Romantischer Rekord

320 Kilometer Kabelstränge sind in The Shard verbaut, 36 Aufzüge, sechs Meter pro Sekunde schnell, fahren in dem Mega-Gebäude. Auf den Stockwerken 68, 69 und 72 befindet sich eine spektakuläre Aussichtsplattform mit dem besten Blick der ganzen Stadt. An klaren Tagen kann man in jede Richtung bis zu 64 Kilometer weit sehen. Am Valentinstag 2015 kam es hier zu einem ganz besonders romantischen Rekord. 6161 Gäste genossen das Panorama, wobei im Schnitt alle dreißig Minuten ein Heiratsantrag gemacht wurde. Schon im ersten Jahr begrüßte The Shard eine Million Gäste. Ebenfalls 2015 kamen dann allein in die Restaurants des Wolkenkratzers weit über 2.300.000 Gäste. Die Gegend, wo das Gebäude steht, ist längst als „Shard-Viertel“ bekannt.

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Wer The Shard einmal besuchen möchte, findet auf der offiziellen Webseite die Öffnungs- bzw. Besuchszeiten. Da diese, abhängig von Veranstaltungen in dem Gebäude, teilweise täglich variieren, suchen Sie sich Ihren präferierten Tag für einen Besuch am besten selbst heraus. Wer das Gebäude einmal betreten hat, kann sich beliebig lange darin aufhalten. Mit dem entsprechenden Portemonnaie kann man die Aussichtsplattform auch für private Events oder zum Abendessen buchen. Auch die regulären Ticketpreise variieren je nach Leistungspaket stark, und können auf der offiziellen Buchungsplattform eingesehen werden. Die Seite empfiehlt eine Buchung mindestens vier Tage vorab.

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