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„Bradbury Building“

Das ikonische Hollywood-Gebäude, das auf Empfehlung von einem Toten gebaut wurde

Bradbury Building
Das Bradbury Building ist eines der ikonischsten Gebäude in Los Angeles. Und hat eine durchaus ungewöhnliche Entstehungsgeschichte Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

29.10.2023, 16:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Das Bradbury Building ist heute das älteste immer noch existierende Bürogebäude in der Innenstadt von Los Angeles. Wegen seiner spektakulären Architektur ist es nicht nur ein geschütztes Wahrzeichen, sondern seit Jahrzehnten schon auch ein Lieblingsdrehort von Hollywood und der Musikindustrie. Wahrlich skurril ist dabei die Geschichte seiner Entstehung.

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304 South Broadway: Diese Adresse dürfte wohl bei so einigen Touristen in der US-Stadt Los Angeles auf dem Plan stehen. Nein, hier befindet sich nicht der legendäre Stadtteil Hollywood, aber ein Gebäude, dessen Geschichte heute untrennbar mit der Filmindustrie verbandelt ist. Das Bradbury Building, fünf Stockwerke hoch und als ältestes noch existierendes Bürogebäude der City, ist aber auch eine Ikone für sich. Das liegt vor allem an der spektakulären Architektur des Innenhofes. Aber auch an der skurrilen Entstehungsgeschichte des Bauwerks.

Es ist das Jahr 1893, als sich der schwerreiche Industrielle Lewis Bradbury in der Innenstadt von Los Angeles ein ganz besonderes Haus errichten lässt. Selbst mit Goldminen und Immobilien vermögend geworden, wünscht sich der Magnat eine repräsentative und einzigartige Dependance für seine Geschäfte. Als Architekten beauftragt er laut „LA Conservancy“, die in der Stadt historische Orte verwaltet, zunächst einen gewissen Sumner Hunter. Dieser entwarf nun das Bradbury Building als ein Gebäude aus Sandstein – komplett mit einem Innenhof im viktorianischen Stil. Besondere Merkmale waren hier die Treppen aus Marmor, die kunstvoll gestalteten schmiedeeisernen Gitter und Geländer sowie die offenen Fahrstühle.

Von einem Geist überredet

Bradbury Building
Von außen ist das Bradbury Building eher unscheinbar. Berühmt gemacht hat es sein prachtvoller Innenhof Foto: Getty Images

Den Bau beaufsichtigte dann aber ein anderer Mann namens George H. Wyman, der damit auch sein einziges Bauwerk schuf, das heute in der Stadt noch von Bedeutung ist. Doch wirklich verrückt ist die Geschichte, wie Wyman überhaupt an den Job kam. Denn „Atlas Obscura“ zufolge wollte ihn Bradbury zwar unbedingt als Architekten verpflichten, Wyman aber ursprünglich mit dem Projekt nichts zu tun haben. Bis ihn eine Stimme aus dem Jenseits überzeugt haben soll, den Auftrag doch anzunehmen. Demnach konferierte der Architekt in spe nämlich bei einer Séance, also einer Geisterbeschwörung, mit seinem Jahre zuvor verstorbenen Bruder. Und dieser riet ihm dann dazu, das Bradbury Building doch zu bauen.

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Unklar bleibt allerdings bis heute, wie viel Eigenleistung Wyman anschließend in das heute ikonische Gebäude steckte. Wie „LA Conservancy“ berichtet, übernahm er nämlich einfach kurzerhand die Pläne seines Vorgängers Hunt mehr oder weniger unverändert. Dennoch, das Ergebnis begeistert bis heute jedes Jahr zahllose Besucher der Filmstadt Los Angeles. Auch, weil das Bradbury Building schon früh zu einem Liebling von Hollywood avancierte. Viele unvergessliche Szenen, die sich ins kollektive Gedächtnis von Movie-Fans gebrannt haben, drehte man einst hier ab.

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Legendärer Drehort

Bradbury Building
Das Bradbury Building wird auch heute noch als Bürogebäude genutzt. Nebenbei ist es zu einer Touristenattraktion vor allem für Filmfans geworden Foto: dpa picture alliance/Westend61 | Daniel Waschnig Photography

Bereits 1944 hatte das Bradbury Building einen ersten Auftritt in dem Streifen „Frau ohne Gewissen“ (Double Indemnity) mit Barbara Stanwyck und Fred MacMurray. 1974 folgte eine „Gastrolle“ in „Chinatown“, in dem unter anderen Jack Nicolson zu sehen ist. Am legendärsten aber wohl dürfte Harrison Fords Auftritt in dem Gebäude in dem Sci-Fi-Film „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982 sein. Quasi ein Ringschluss, denn bei seinen Entwürfen ließ sich Wyman wohl von der utopischen Novelle „Looking Backward“ von Edward Bellamy inspirieren, die 1887 erschienen war, und eine Gesellschaft im Jahr 2000 darstellte. Und auch in zahlreichen weiteren Filmen, Musikvideos und Videospielen ist das besondere Haus verewigt.

In den frühen 1990er Jahren wurde das Bradbury Building komplett restauriert. 2016 führte die Firma „Spectra“, spezialisiert auf die Instandsetzung historischer Gebäude, dann ein weiteres „Facelifting“ durch. Das Haus ist heute im „Nationalen Register Historischer Orte“ gelistet und gilt als „Nationales Historisches Wahrzeichen“. Jeden Samstag um 9.45 Uhr kann man auf einer geführten Tour der „LA Conservancy“ das Bauwerk und seine besondere Geschichte besser kennenlernen. Das kostet 15 Dollar Teilnahmegebühr, also umgerechnet gut 14 Euro. Teilnehmer bis 17 Jahre zahlen ermäßigt 10 Dollar (9,50 Euro).

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Wer das Bradbury Building lieber selbst besichtigen möchte, hat dazu im Regelfall täglich zwischen 9:00 und 17:00 Uhr Gelegenheit. Der Eintritt ist frei. Auf dem Portal Tripdadvisor zeigen sich die User begeistert von dem alten, historischen Gebäude. „Das Gebäude ist ein Muss für Freunde der Geschichte und Architektur“, schreibt ein Nutzer. Ein zweiter ergänzt: „Ein wahrhaft einzigartiges Haus.“ Einig sind sich nahezu alle User, dass für Fans des Filmes „Blade Runner“ ein Besuch hier geradezu Pflicht ist. Doch Achtung, es handelt sich immer noch um ein aktiv genutztes Bürogebäude, weshalb man als Besucher zum Beispiel nicht mit den historischen Fahrstühlen fahren darf. Aber jeder, der hier herkommt, kann zumindest kostenlos einen Blick auf einen Teil der Stadt- und Filmgeschichte von Los Angeles werfen.

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