Direkt zum Inhalt wechseln
logo Deutschlands größtes Online-Reisemagazin
Hier trat schon Enrico Caruso auf

Theater des Westens – Berlins legendäre Musical- und Operettenbühne

Theater des Westens Berlin
Ein Haus mit bewegter Geschichte: das Theater des Westens im Berliner Stadtteil Charlottenburg Foto: picture alliance / imageBROKER | Schoening
TRAVELBOOK Logo
TRAVELBOOK Redaktion

08.05.2023, 06:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Das Theater des Westens zählt zu den bekanntesten Musical- und Operettenbühnen in Berlin – und ist eines der auffälligsten Bühnenbauten in der Stadt. Ein Gebäude mit schneeweißer Fassade, Türmchen und einer Mischung aus Renaissance-, Empire- und Jugendstil-Elementen, das aber auch innen viel zu bieten hat. TRAVELBOOK erzählt die Geschichte des auch bei Touristen beliebten Theaters im Berliner Stadtteil Charlottenburg.

Artikel teilen

Berühmt wurde das Theater des Westens, das seit 2011 Stage Theater des Westens heißt, als Opern- und Operettenbühne. In den 1980er-Jahren wurde es unter Götz Friedrich und Helmut Baumann zum legendären Musicaltheater ausgebaut. Heute ist es im Besitz der Stage Entertainment GmbH. Erbaut wurde das Theater des Westens zwischen 1895 und 1896 im Stil des wilhelminischen Historismus. Die Pläne stammen von Bernhard Sehring. Vorher diente der Platz als Kohle-Depot der Meierei C. Bolle.

Am 1. Oktober 1996 wurde das Theater mit dem Märchenstück „Tausendundeine Nacht“ von Holger Drachmann eröffnet. Aber es war nicht lange ein klassisches Theater, denn es gab zu wenig Publikum. Deshalb wurde das Theater des Westens ab 1898 zur Opern- und wenig später zur Operettenbühne.

Enrico Caruso gab sein Berlin-Debüt

Der Erfolg war groß und lockte die Prominenz an: 1905 erlebte der weltberühmte Opernsänger Enrico Caruso hier sein Berlin-Debüt. Trotzdem wäre die Geschichte des Theaters 1912 fast schon wieder schon zu Ende gewesen: Ein Feuer beschädigte das Haus schwer.

Doch es konnte wiederhergestellt werden und diente wenig später eine Zeit lang als Große Volksoper. Der Keller wurde ab 1921 zur Heimstatt für Trude Hesterbergs Kabarett-Theater „Wilde Bühne“. An diesem Ort erlebte der Schlager „Wer soll das bezahlen..?“ seine Uraufführung.

Eine Bühne für die Stars der 1920er-Jahre

1928 war Schluss mit der Wilden Bühne. Sie wurde geschlossen und drei Jahre später von Friedrich Hollaender neu belebt: Er gründete das „Tingel-Tangel-Theater“, in dem er seine legendären Revuen zeigte. Berühmte Gäste standen hier auf der Bühne.

Etwa Marlene Dietrich, die sich im Januar 1931 von ihrem Platz im Publikum erhob und auf Bitten der Zuschauer ihre Hits aus dem „Blauen Engel“ sang. Curt Bois und Bertolt Brecht, Erich Mühsam, Theo Lingen und andere gehörten ebenfalls zur Schar der Berühmtheiten, die auf der Bühne des Tingel-Tangel standen oder im Publikum saßen.

Den Nazis war das Treiben im Keller ein Dorn im Auge. 1935 verhafteten sie die Schauspieler Walter Gross, Günter Lüders und Walter Liek wegen politischer Aussagen und schlossen das Theater. Nur wenig später machten sie die große Bühne im Theater des Westens zum Aufführungsort für das nationalsozialistische Programm „Kraft durch Freude“.

Auch interessant: Das Berliner Adlon – Luxus-Hotel mit langer Geschichte

Bomben beschädigten das Theater

Bomben machten dem Treiben im Theater des Westens 1944 ein Ende. Aber geschlossen blieb es trotz schwerer Zerstörungen nur kurz. Schon 1945 zog die Städtische Oper (heute Deutsche Oper) in das wiederhergestellte Gebäude – ihr eigenes Opernhaus an der Berliner Bismarckstraße hatte die Bombenangriffe nicht überstanden.

Am 4. September 1945 gab es die erste Berliner Opernaufführung nach dem Zweiten Weltkrieg: Beethovens „Fidelio“. Als das Ensemble in die Bismarckstraße zurückzog, begann die Ära des Theaters des Westens als Operetten- und Musicalbühne. Als erstes Werk kam Frederick Loewes Musical „My Fair Lady“ auf die Bühne.

Szene aus dem Erfolgsmusical „My Fair Lady“ bei Proben im Theater des Westens im Jahr 1961
Szene aus dem Erfolgsmusical „My Fair Lady“ bei Proben im Theater des Westens im Jahr 1961 Foto: picture alliance / dpa | dpa

Auch interessant: Die bewegte Geschichte des Berliner Doms

Mehr zum Thema

Restaurierung nach den Originalplänen

Immer wieder wurde im Theater des Westens modernisiert. 1978 aber gab es eine deutliche Veränderung: Der Zuschauersaal wurde nach den Originalplänen Bernhard Sehrings restauriert, einige Jahre später war die Fassade an der Reihe.

Und als 1984 Götz Friedrich Intendant und Helmut Baumann künstlerischer Direktor wurden, kamen Stücke wie „La Cage Aux Folles“ aufs Programm – Werke, die legendär wurden und für ein volles Haus sorgten. Musical-Bühne ist das Theater des Westens noch heute, Ende 2002 wurde es von der Stage Holding, der späteren Stage Entertainment GmbH, übernommen. Zu den erfolgreichen Produktionen der vergangenen Jahre gehörten zum Beispiel „Sister Act“, „Tanz der Vampire“ und „Mamma Mia!“. Aktuell wird im Theater des Westens das Musical „Romeo & Julia – Liebe Ist Alles“ von Peter Plate und Ulf Leo Sommer aufgeführt. Premiere war am 19. März 2023.

Proben zu "Sister Act", Theater des Westens in Berlin
Proben für das Musical „Sister Act“ im Stage Theater des Westens im Oktober 2016 Foto: picture alliance / dpa | Xamax

(Text: Silke Böttcher)

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.