
9. Juli 2025, 11:30 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Markt für Billigflüge in Europa wächst, doch Deutschland hinkt hinterher. Während europaweit Low-Cost-Anbieter rund ein Drittel aller Flüge stellen, liegt ihr Anteil in Deutschland bei lediglich 21 Prozent. Gleichzeitig steigen die Preise für Flugtickets auch im Niedrigpreissegment deutlich.
Im Jahr 2024 wurden weltweit rund 4,7 Milliarden Passagiere im Luftverkehr gezählt – mehr als vor der Corona-Pandemie. Dennoch bleibt die Zahl der Flüge unter dem Vorkrisenniveau. Besonders auffällig ist die Entwicklung im Low-Cost-Bereich. Während sich der Markt global und in Europa erholt und wächst, bleibt Deutschland hinter dem Trend zurück. Der Rückzug großer Anbieter wie Ryanair und die Schließung von Standorten führen zu einem ausgedünnten Angebot und teureren Flugtickets in Deutschland, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in seiner Studie feststellt.
Wachsende Bedeutung von Low-Cost-Carriern weltweit
Laut DLR liegt der Anteil von Billigfluggesellschaften weltweit inzwischen bei rund 30 Prozent. In Asien ist ihr Marktanteil auf 31 Prozent gestiegen, gefolgt von Nordamerika mit 29 und Europa mit 23 Prozent. Besonders in Europa ist das Streckennetz im Low-Cost-Segment gut ausgebaut: Im Januar 2025 wurden über 38 000 Flüge auf fast 7000 Strecken in 44 Ländern gezählt. Ryanair bleibt mit mehr als 14 500 Starts pro Woche Europas führender Anbieter, gefolgt von Easyjet und Wizz Air.
Schrumpfender Markt trotz steigender Nachfrage
Im selben Zeitraum starteten in Deutschland 2316 Low-Cost-Flüge pro Woche – etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr, aber noch 56 Prozent weniger als 2019. Deutschland rangiert im europäischen Vergleich nur auf Platz fünf hinter Spanien, Großbritannien, Italien und Frankreich. Der Rückgang ist unter anderem auf den Marktaustritt von Air Berlin und eine Reduzierung des Angebots durch Ryanair zurückzuführen. Der Anteil von Low-Cost-Flügen variiert stark nach Flughafen: Während in Frankfurt und München weniger als fünf Prozent der Flüge auf Billiganbieter entfallen, sind es in Memmingen, Weeze oder Hahn über 90 Prozent.
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Deutlich teurere Flugtickets in Deutschland
Eine aktuelle Preisanalyse des DLR zeigt, dass selbst bei Billigfluggesellschaften die Preise deutlich gestiegen sind. Für ein One-Way-Ticket ohne Gepäck zahlten Passagiere im Frühjahr 2025 durchschnittlich zwischen 67 Euro bei Wizz Air und 130 Euro bei Eurowings. Kurzfristig gebuchte Tickets sind besonders teuer – mit bis zu 169 Euro bei Eurowings. Frühbucherpreise mit drei Monaten Vorlauf liegen hingegen zwischen 44 Euro bei Ryanair und 90 Euro bei Eurowings.
Hohe Abgaben und geringes Angebot
Der Anstieg der Ticketpreise hängt eng mit der Kostensituation an deutschen Flughäfen zusammen. Laut ADAC gehören deutsche Airports zu den teuersten in Europa. In Frankfurt/Main betragen die staatlichen Abgaben rund 59 Euro pro Passagier, in Berlin hingegen nur 22 Euro. Diese hohen Kosten wirken sich negativ auf das Angebot der Airlines aus.
Ryanair hat beispielsweise sein Engagement in Deutschland reduziert, obwohl die Airline europaweit stark gewachsen ist. Airline-Chef Eddie Wilson macht deutlich: Eine Ausweitung des Angebots in Deutschland sei nur bei sinkenden Kosten realistisch.

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Hybride Geschäftsmodelle und Marktveränderungen
Auch das Geschäftsmodell der Billigfluggesellschaften verändert sich. Viele Anbieter kombinieren mittlerweile Merkmale von Netzwerk- und Touristikfluggesellschaften. Das DLR berücksichtigt in seiner Analyse nur solche Fluggesellschaften, die überwiegend günstige, allgemein verfügbare Direktverbindungen anbieten. Die vier großen Anbieter – Eurowings, Ryanair, Wizz Air und easyJet – vereinen derzeit fast 90 Prozent des deutschen Low-Cost-Markts auf sich.