
11. Juni 2025, 6:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mitten in der Urlaubssaison herrscht am Kassel Airport gähnende Leere. Trotz bester Verkehrsanbindung und Millioneninvestitionen startet in den Sommerferien nur eine Handvoll Maschinen. Warum sich das Land Hessen den Flughafen trotzdem weiter leistet? Die Antwort liegt zwischen Wirtschaftsförderung und Hoffnung auf Besserung.
Trotz Millioneninvestitionen in den Regionalflughafen Kassel-Calden, der sich kurz „Kassel Airport“ nennt, bleibt der erwartete Ansturm aus. Zwischen dem 28. Juni und 15. August, also während der Sommerferien in Hessen und angrenzenden Bundesländern, sind laut einem Bericht von BILD gerade einmal 35 Starts vorgesehen – nicht täglich, sondern insgesamt. Der offizielle Sommerflugplan sieht sogar für mehrere Tage keine einzige Verbindung vor, etwa vom 30. Juni bis 2. Juli sowie vom 7. bis 9. Juli.
Übersicht
Verkehrsgünstig gelegen, aber kaum genutzt
Die infrastrukturellen Voraussetzungen des Flughafens sind eigentlich vielversprechend. Das Einzugsgebiet des Airports umfasst Nordhessen samt Kassel, Teile Süd-Niedersachsens, Ost-NRW und West-Thüringen. Vier Autobahnen kreuzen sich in der Nähe, Bundesstraßen sorgen für zusätzliche Anbindung, und rund 1400 kostenlose Stellplätze stehen zur Verfügung. Dennoch bleibt die Auslastung weit hinter den Kapazitäten zurück.
Airlines meiden Kassel-Calden
Trotz der guten Anbindung ist der Flughafen für viele Fluggesellschaften offenbar nicht attraktiv. Größere Namen finden sich auf dem Flugplan nicht. Ehemalige Anbieter wie Corendon oder Sundair haben sich nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen. Derzeit operieren nur kleinere Airlines wie Sky Alps, Albastar und MHS Aviation ab Kassel-Calden. Dabei ist der Flughafen für bis zu 700.000 Passagiere jährlich ausgelegt – 2024 nutzten ihn allerdings nur 82.983 Menschen.

Nur vier Urlaubsziele verfügbar
Der Sommerflugplan sieht für Kassel Airport lediglich Verbindungen zu vier festen Reisezielen vor: Palma de Mallorca, Bozen in Südtirol, Sylt und Usedom. Hinzu kommen einige Sonderflüge außerhalb der Ferienzeit. Obwohl der Flugplan bereits in Kraft ist, wird er offiziell weiterhin als „vorläufig“ bezeichnet. Bis zum Ende seiner Laufzeit im Herbst sind insgesamt rund 120 Starts geplant – zum Vergleich: Am Frankfurter Flughafen sind es 590 pro Tag.
Ein teurer Flughafen mit wenig Betrieb
Kassel-Calden ist zwar einer der am wenigsten genutzten Flughäfen Deutschlands, kostet das Land und die Region jedoch enorm viel. Die Investitionssumme beträgt inzwischen 340 Millionen Euro. Bereits der Bau verschlang 280 Millionen Euro, und seit seiner Eröffnung 2013 schreibt der Flughafen kontinuierlich Verluste – allein 2024 waren es 5 Millionen Euro. Insgesamt haben sich die Defizite mittlerweile auf 60 Millionen Euro summiert. Dabei war ursprünglich vorgesehen, dass der Betrieb spätestens ab 2020 kostendeckend sein sollte.

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Politischer Rückhalt trotz Defiziten
Trotz der dauerhaften roten Zahlen steht die Landesregierung weiterhin hinter dem Projekt. Auch Oppositionsparteien wie die FDP unterstützen den Flughafen. Die Begründung: „Job-Motor“. Am Flughafen selbst sind 1100 Menschen beschäftigt, in den angrenzenden 40 Unternehmen kommen weitere 1287 Jobs hinzu. Darüber hinaus bringen Steuereinnahmen in Höhe von rund 73 Millionen Euro laut Landesregierung mehr ein, als der Flughafenverlust kostet.