Klatschen im Flugzeug war früher wesentlich üblicher als heute. Viele fanden es schon damals peinlich, und allmählich ist das Applaudieren gänzlich aus der Mode gekommen. TRAVELBOOK erklärt, warum. Und ob wir vielleicht doch wieder damit anfangen sollten…
Menschen, die nicht gerade unter starker Flugangst leiden, gehen beim Betreten eines Flugzeugs gemeinhin davon aus, sicher am Zielort anzukommen. Entsprechend seltsam mutet es an, wenn diese vermeintliche Selbstverständlichkeit mit einem Applaus bei der Landung gewürdigt wird. Und doch war es noch vor etwa 10, 15 Jahren durchaus üblich, zu klatschen, wenn das Flugzeug am Boden aufgekommen war. Was hat sich seither verändert?
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Klatschen im Flugzeug ist out
„Fliegen ist eine Normalität geworden“, sagt dazu Flugbegleiterin Michelle P.* auf TRAVELBOOK-Nachfrage, „quasi wie Zug- oder Busfahren.“ Während früher Flugzeugreisen noch etwas Besonderes gewesen seien, ginge es heute in erster Linie um Effizienz, sprich darum, schnell von A nach B zu kommen. Vielflieger kämen laut Michelle P. sicherlich nicht auf die Idee, in Applaus einzustimmen.
Geste kommt aus einer Zeit, als Fliegen etwas Besonderes war
Das Klatschen im Flugzeug kommt aus einer Zeit, als Fliegen noch ein Luxus war. Entsprechend ging es auch an Bord zu: Es wurden erstklassige Menüs serviert, die Passagiere waren für ihr kleines Abenteuer zurechtgemacht und zollten so bereits beim Einsteigen ihren Respekt. Das Klatschen war dabei als Anerkennung des zuvorkommenden Services zu verstehen und ebenso als Ehrerweisung für die Flugzeugführer.

Applaudieren ist mitunter gar verpönt
Heute geht es da schon deutlich entspannter zu. Fliegen mit Jogginghose ist gang und gäbe, ebenso wie bei immer mehr Fluggästen das Ignorieren der Sicherheitsanweisungen durch die Flugzeugcrew. Kein Wunder, dass da nur noch selten jemand auf die Idee kommt, zu applaudieren. „Wenn heute mal jemand klatscht, dann sind das einzig Personen, die nur superselten oder gar zum allerersten Mal fliegen“, berichtet Flugbegleiterin Michelle P.
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Dass das Klatschen im Flugzeug aus der Mode kam, spricht dennoch nicht unbedingt (nur) für einen Verfall der Sitten. Denn viele Menschen tun es mit guten Absichten nicht. So sollen selbst Knigge-Experten davon abraten, wie es etwa auf dem Blog des Reiseveranstalters Tui heißt. „Denn es könnte als Misstrauen gegen die Crew ausgelegt werden.“ Nach dem Motto, ‚wer hätte das gedacht, dass wir gut am Boden ankommen‘. Starke Turbulenzen gelten allgemein als Sondersituation, die das „peinliche“ Klatschen rechtfertigt. In dem Fall lassen sich schon mehr Passagiere dazu hinreißen, ihre Dankbarkeit oder große Erleichterung in Form eines Applauses auszudrücken.
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Sollten wir wieder anfangen, zu klatschen?
Wenn Sie darüber nachdenken, wieder mit dem Klatschen im Flugzeug anzufangen, sollten Sie wissen: Zumindest die Piloten könnten Sie ohnehin nicht hören. Denn seit einigen Jahren inzwischen sind die Türen zum Cockpit (zum Schutz vor etwaigen Eindringlingen) gepanzert.
Ihr Applaus würde also „nur“ bei der Kabinencrew ankommen – immerhin. Und Michelle P. sowie ihre Kollegen halten es auch für eine „sehr süße Geste“, die immerhin Wertschätzung demonstriere. Doch es gehe definitiv ohne. „Zumal die Gäste sich stattdessen oft persönlich beim Aussteigen bedanken“, berichtet sie. Das sei dann noch viel mehr wert.
* Name von der Redaktion geändert, die Flugbegleiterin möchte anonym bleiben.