3. Oktober 2020, 11:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Seine Mitglieder zeichnen sich dadurch aus, dass sie so viele Länder wie möglich besuchen – der „Most Traveled People“-Club ist ein exklusiver Zirkel, und doch kann jeder Mitglied werden. TRAVELBOOK stellt den Club der Weltreisenden vor.
Heutzutage ist es fast schon schick, für jede mehr oder weniger exklusive Sache einen Club ins Leben zu rufen, dessen Mitglieder sich dadurch auszeichnen, eben jene Sache schon einmal erlebt oder gemacht zu haben – ein besonders skurriles Beispiel ist der „Mile High Club”, dessen Mitglieder schon einmal Sex in einem Flugzeug hatten. Fast logisch daher, dass es auch einen Club für Weltreisende gibt – den „Most Traveled People”-Club, kurz MTP.
Gegründet hat ihn 2005 der US-Amerikaner Charles Veley, wie er TRAVELBOOK auf Anfrage erzählt. „Ich wollte es Vielreisenden ermöglichen, die Anzahl ihrer Trips in einem Ranking festzuhalten und sich mit ihren Freunden und Bekannten zu vergleichen.” Es sei ihm auch darum gegangen, Menschen zu zeigen, an wie viele Orte auf der Welt man tatsächlich reisen könne – und ihnen Tipps zu geben, wie man auch und besonders an abgelegene Ziele kommt.
Reisen als Hitliste
„Ich wollte eine Gemeinschaft von Reisenden gründen, die wirklich überall hinwollen”, so Veley. Daher kann sich auch wirklich jeder auf der Webseite für den Club registrieren, es gibt keinerlei Beschränkungen. Ein besonderer Anreiz soll das Ranking sein, das dort einzusehen ist: Die Hitliste der besonders viel Gereisten, die Veley selbst aktuell mit 888 Punkten anführt. „Jedes besuchte Ziel gibt einen Punkt”, erklärt er, dazu gibt es für jede Region, jedes Land und jeden Kontinent eine Höchstzahl an Punkten, die ein Reisender erreichen kann.
Auch interessant: 14 Tipps, wie man am besten eine Weltreise plant
„Es gibt natürlich keine perfekte Richtlinie um zu entscheiden, wer wirklich der Meistgereiste überhaupt ist. Jeder Einzelne soll sich einfach dazu motivieren, so viel wie möglich von der Welt auf seine Art und Weise zu entdecken und zu genießen.” Daher könnten Mitglieder des Clubs auch angeben, einen Ort besucht zu haben, ohne dies der Community beweisen zu müssen – nur in verdächtigen Einzelfällen würden solche Belege zum Beispiel in Form von Fotos eingefordert.
Selbst der Herrscher war noch nie da! So wurde ich Baronin einer Mikronation mit 2300 Bürgern
Von Brasilien bis zum Nordpol Wie man eine Weltreise in Deutschland macht
Seit Jahren unterwegs Wie dieses Paar es schafft, ohne Geld um die Welt zu reisen
Orte, wo 60 Jahre kein Ausländer mehr war
Veley ist stolz auf seinen Club, der laut eigener Aussage mit aktuell 28.000 Mitgliedern aus 193 Nationen der größte überhaupt seiner Art ist. Ein Mitglied quasi seit Stunde Eins ist der Deutsche Kolja Spöri aus München, der von sich behauptet, bereits alle 193 Nationen dieser Welt bereist zu haben: „2002 schnappte ich in der Presse die ersten Berichte über Charles Veley auf, wurde eines der ersten Mitglieder von MTP und begann gezielt, alle 193 UN-Mitgliedsländer der Welt zu bereisen“, sagt Spöri zu TRAVELBOOK. In Eritrea habe er 2019 sein Ziel erreicht. „Das war wie eine Erlösung.”
Spöri selbst ist Gründer des „Extreme Traveler International Congress”, auf dem sich seit nunmehr zehn Jahren besonders ambitionierte Reisende an möglichst gewagten Orten treffen. So habe der letzte Gipfel in der „Republik Marquetalia” stattgefunden, einem ehemals von den kolumbianischen Farc-Rebellen kontrollierten Gebiet. „Dort war 60 Jahre lang kein Ausländer mehr freiwillig. Wir waren dort auf Einladung der UN und der Tourismusministerin, sozusagen als Friedensstifter.” Spöri reizen vor allem diese „Danger Zones”, wie er sagt, so sei er auch bereits in „allen aktuellen Krisengebieten” gewesen.
Welche Erlebnisse bleiben bei einem derart weit Gereisten hängen? „Zu meinen persönlichen Highlights zählen der Marathon am Nordpol und die „Road of Bones“ in Sibirien, wo ich am Kältepol der Welt Minus 62 Grad Celsius erleben durfte.” Ob es auch Orte gäbe, wo er nicht hinreisen würde? „Ein echter Reisender will ÜBERALL hin.” Wer sich von seiner Reiselust anstecken lassen möchte, dem empfiehlt Spörli, erst einmal vor der Haustür anzufangen: „In Zentraleuropa zu wohnen ist ein Privileg. Von hier lassen sich locker 50 Länder als kurzer Wochenendtrip bereisen. Wenn man dann erstmals angebliche Exoten wie Albanien und Kosovo besucht, oder Moldawien und Transnistrien, dann ist man wahrscheinlich begeistert für die nächste Spielstufe.”