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Folge 9 von „Tatort Reise“

Die schaurige Geschichte des weltberühmten Amityville-Horrorhaus

Amityville Horror Haus
Das ist das unscheinbar aussehende Haus, in dem der Massenmörder Ronald DeFeo seine ganze Familie ermordete Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

25.11.2021, 06:25 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Im Amityville Horror Haus auf Long Island bei New York passierte Schreckliches. Nicht nur ermordete der damals 23-jährige Ronald DeFeo 1974 seine ganze Familie, ein Jahr später soll eine Familie, die ins Horrorhaus einzieht, von Geistern heimgesucht worden sein. Was geschah in dem Haus wirklich? TRAVELBOOK erzählt die spannende Geschichte des berühmtesten „Haunted House“.

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Fans von Ryan Reynolds kennen die Geschichte um das Horrorhaus auf der Ocean Avenue 112 von Amityville wahrscheinlich schon – schließlich wurde es so weltberühmt. In dem Horror-Film werden schaurige Vorkommnisse nachgestellt. Doch wer glaubt, sie wären alle fiktiv, der irrt. Zumindest einiges hat sich tatsächlich so zugetragen. Anderes ist wiederum erfunden. Und von einigen Details sind zumindest die Beteiligten überzeugt.

Die Geschichte des Horrorhauses von Amityville ist eine, bei der der Grad zwischen Wahrheit, Einbildung und Lüge sehr schmal ist. Am Anfang steht ein Massenmord und am Ende eine Familie, die das angeblich heimgesuchte Haus nach nur 28 Tagen fluchtartig verlässt.

Sie wollen diesen Artikel lieber hören, statt ihn zu lesen? Dann empfehlen wir Ihnen die neue Folge unseres Podcasts „Tatort Reise“.

Was geschah wirklich im Horrorhaus von Amityville? TRAVELBOOK taucht ein in das Mysterium.

Die Morde im Amityville-Haus

Am 13. November 1974, in der beschaulichen Stadt Amityville, die etwa eine Autostunde von New York entfernt liegt, rennt der 23-jährige Ronald DeFeo aufgebracht in eine Bar. „Bitte! Sie müssen mir helfen! Ich glaube, meine Mutter und mein Vater wurden erschossen!“, soll er gerufen haben, wie unter anderem die Website „Amityvillefiles“, das größte Web-Archiv zu dem Fall, berichtet.

Neben seinen Eltern wurden auch die Leichen seiner vier jüngeren Geschwister Allison, Dawn, Johnny und Mark gefunden, tot und auf dem Bauch liegend in ihren Betten. Zuerst behauptete Ronald DeFeo, die Mafia hätte etwas mit dem Mord zu tun. Doch nur einen Tag später wird er selbst als Mörder überführt. Man fand seine Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, die er in seinem Zimmer versteckt hatte.

Mit solch einer Waffe erschoss Ronald DeFeo seine Familie. Es ist eine Marlin Waffe mit dem Kaliber 35.
Mit solch einer Waffe erschoss Ronald DeFeo seine Familie. Es war ein Marlin Gewehr Kaliber 35 Foto: Getty Images

Zugeben will DeFeo den Mord trotzdem nicht und verstrickt sich in immer mehr Lügen. So behauptet er mitunter, seine Schwester Dawn hätte die Morde begangen und er hätte sie aus Notwehr getötet. Schließlich aber gesteht er: „Als ich anfing, konnte ich einfach nicht aufhören. Es ging so schnell“. So steht es unter anderem in dem Buch „High Hopes – The Amityville Murders“ von Gerald Sullivan, in dem Sullivan die Geschichte des Mords und dem anschließenden Prozess erzählt.

Dort geht Sullivan auch der Frage auf den Grund, warum Ronald seine komplette Familie ermordet haben soll. Bis heute gibt es keine eindeutige Antwort. Bekannt ist, dass Ronald seit der Highschool regelmäßig Drogen genommen hatte. Heroin, Speed und LSD gehörten zu seinem Alltag.

„Amity
„Amity“ heißt übersetzt „Freundschaft“. Hier ermordete ein Mann seine ganze Familie. Foto: Getty Images

„Er hatte nicht das Auftreten eines Mörders“

Irgendwann bestand DeFeo darauf, dass Stimmen im Haus ihn dazu gezwungen hätten, seine Familie zu ermorden. Dieser Theorie nahm sich William Weber, sein Strafverteidiger, an. Er wollte deshalb vor Gericht auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. 1975 erklärten die Richter DeFeo jedoch trotzdem des sechsfachen Mordes mit bedingtem Vorsatz schuldig. Er bekam für jeden der Morde 25 Jahre Haft, insgesamt 150 Jahre. DeFeo verließ die „Green Haven Correctional Facility“ in Stormville nie wieder: Im Frühjahr 2021 verstarb er in Haft.

Im Gefängnis verbrachte er drei Jahre lang jeden Morgen mit Daniel Genis, einem anderen Häftling. Genis beschreibt DeFeo als kleinen Typen, der sehr hyperaktiv war. Im Interview mit TRAVELBOOK erzählt er: „Als ich ihn traf, war so viel Zeit vergangen und das amerikanische Gefängnis war eine so schwierige Umgebung, dass er zu einem kränklichen alten Mann zermürbt worden war. Er hatte nicht das Auftreten eines Mörders. Für mich war schwer vorstellbar, dass diese Person zu irgendeiner Art von Gewalt fähig war. Wenn überhaupt machte er den Eindruck, krank und verletzlich zu sein.“ Die Geschichte rund um das Horrorhaus von Amityville hört aber nicht bei DeFeo auf. Sie geht erst ein Jahr nach den grausamen Morden richtig los.

Einzug ins Horrorhaus

Denn jetzt zog die Familie Lutz in das Haus der DeFeos ein. Kathy Lutz, die drei Kinder mit in die Ehe brachte, suchte zusammen mit ihrem Mann George ein Haus, das groß und günstig genug war, um die neu gewonnene Familie zu beherbergen. Schon als sie sich das Haus in der Ocean Avenue anschaute, wies die Maklerin darauf hin, dass in diesem Haus der DeFeo-Mord geschah. Die Familie kaufte das Haus dennoch. Besonders verrückt: Sie bezahlten sogar mehr, um noch Möbel der DeFeos zu übernehmen. Sogar jene, auf denen noch Blutspritzer zu sehen waren.

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Am 18. Dezember 1975 zogen George und Kathy Lutz mit den drei Kindern von Kathy in das Haus der DeFeo's. Aufgrund von mysteriösen Vorfällen verließen sie es nach nur 28 Tagen
Am 18. Dezember 1975 zogen George und Kathy Lutz mit den drei Kindern von Kathy in das Haus der DeFeos. Aufgrund von mysteriösen Vorfällen verließen sie es nach nur 28 Tagen. Foto: Getty Images

Ganz sorglos will die Familie aber nicht in ihre neue Bleibe in Amityville einziehen, und beauftragt einen Priester, das Horrorhaus zu segnen. Doch dabei geschieht etwas Merkwürdiges: In einem Zimmer im zweiten Stock soll der Priester angeblich eine Stimme hinter sich gehört haben, die „Get Out“ („verschwinde“) gerufen habe, wie unter anderem BILD berichtete. Der Priester empfahl daraufhin den Lutzes, das Zimmer nicht als Schlafraum zu nutzen und sich dort nicht länger als nötig aufzuhalten. Der Raum wurde daraufhin als Nähzimmer genutzt. Doch das war nur der Beginn mehrerer verstörender Ereignisse in dem Haus.

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Die Vorkommnisse im Horrorhaus

Laut Aussagen der Familie Lutz gab es Stellen im Haus, die nie richtig warm wurden, sodass George ständig das Bedürfnis hatte, das Holz im Kamin nachzulegen. Die Familie soll mitten in der Nacht von merkwürdigen Geräuschen geweckt worden sein. Obwohl es Winter war, sollen große Fliegenschwärme durch das Haus geflogen sein. Allgemein habe sich die Atmosphäre zwischen den Familienmitgliedern verändert. Ständig seien sie gereizt gewesen, die Kinder sollen ihren Eltern gegenüber aufmüpfiger als sonst gewesen sein.

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Es habe auch Parallelen zu den Morden gegeben. So sei George Lutz nach eigenen Angaben jede Nacht zwischen 3 und 3:15 Uhr aufgewacht. Später erfuhr er, dass das der Zeitraum war, in dem die Morde geschahen. Alle drei Kinder sollen außerdem nur noch auf dem Bauch geschlafen haben, obwohl sie das vorher nie taten.

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Die Familie verlässt das Haus fluchtartig

Außerdem beginnt die jüngste Tochter Missy, sich mit einer unsichtbaren Freundin zu unterhalten, die sie „Jodie“ nannte. „Jodie“ war in Missys Augen nicht etwa ein Mensch, sondern ein Schwein mit roten Augen. George soll dieses Schwein später auch gesehen haben, es habe sogar Spuren im Schnee hinterlassen. Des Weiteren soll es einen mysteriösen, versteckten Raum mit roten Wänden, unerklärliche Bissspuren und grünen Schleim, der an den Wänden klebte, gegeben haben.

Trotz der Vorkommnisse will die Familie das Haus zunächst nicht verlassen. Deswegen lassen sie es ein zweites Mal segnen. Doch danach sollen die Dinge so schlimm geworden sein, dass die Familie Lutz noch Jahre später nicht darüber sprechen wollte. Am 14. Januar 1976 verließen sie fluchtartig das Haus und kehrten niemals zurück. Die Familie glaubt jetzt auch, dass es Stimmen waren, die DeFeo zum Mord angetrieben haben. Bis zu ihrem Tod 2004 und 2006 sind George und Kathy Lutz felsenfest davon überzeugt. Für eine Dokumentation machen sie im Jahr 2000 sogar einen Lügendetektortest, um ihrer Version der Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Die zwei markanten Seitenfenster, die auch in der Verfilmung mit Ryan Gosling zu sehen sind, wurden durch normale viereckige Fenster ausgetauscht.
Die zwei markanten Seitenfenster, die auch in der Verfilmung mit Ryan Reynolds zu sehen sind, wurden durch normale viereckige Fenster ausgetauscht. Foto: Getty Images

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Was danach geschah

Wie „Amityvillefiles“ schreibt, wollte der Fernsehreporter Marvin Scott, gemeinsam mit zwei Ermittlern für paranormale Aktivitäten, Ed und Lorraine Warren, 20 Tage nach dem Auszug der Lutzes das Haus untersuchen. Als Unterstützung holten sie sich Hilfe von Parapsychologen und Hellsehern. Lorraine fühlte angeblich die ganze Zeit über ein „überwältigendes Gefühl von Traurigkeit und Depression“, Ed fühlte sich, als würde er auf den Boden gedrückt. Allerdings spürte der Rest des Fernsehteams, bis auf einen Kameramann, der beim Trepppensteigen unter Herzklopfen und Kurzatmigkeit litt, keine übernatürlichen Kräfte in dem Horrorhaus von Amityville.

Eine kuriose Sache wurde in dieser Nacht doch noch entdeckt. Eine Kamera im zweiten Stock schoss in der Nacht immer mal wieder zufällig Fotos. Dabei entstand diese unerklärliche Aufnahme:

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Zu der Zeit befand sich aber niemand in dem Stock, in der ganzen Nacht hatte niemand das Haus betreten. Bis heute ist es ein Rätsel, wer oder was dort in dieser Nacht aufgenommen wurde.

Horror von Amityville: Wahrheit oder Lüge?

Fakt ist allerdings: Für die Version der Familie Lutz wurden nie Beweise gefunden. Im Gegenteil, einige Behauptungen konnten sogar widerlegt werden. So entpuppte sich etwa der geheime rote Raum als ein alter Schrank im Keller. Das bestätigt auch Daniel Genis, der Häftling, der Ronald DeFeo im Gefängnis kennenlernte. Er war selbst schon im Amityville Horror Haus, da seine Großeltern in der Kleinstadt wohnten. An einem Halloween-Abend beschloss er mit 13 Jahren, das Haus gemeinsam mit zwei Freunden zu betreten. TRAVELBOOK hat er davon erzählt: „Wir suchten das rote Zimmer, das sich unter der Treppe befinden sollte. Soweit ich das beurteilen kann, gab es zwar einen Schrank ­– aber keinen satanistischen Raum.“ Genis sagt außerdem, DeFeo hätte ihm gegenüber zugegeben, dass er sich die Geschichte mit den Stimmen nur ausgedacht habe.

Auch die Fußspuren des Schweins im Schnee waren erfunden. Eine Überprüfung des Wetterberichts zeigte, dass in der Nacht, in der man die Schweinespuren im Schnee gefunden haben wollte, gar kein Schnee gelegen hatte.

Außerdem behauptete William Weber, der damalige Verteidiger von Ronald DeFeo, heute, er habe sich die Geschichte damals zusammen mit der Familie Lutz bei ein paar Flaschen Wein ausgedacht. Er sah Potenzial in der Geschichte, um damit viel Geld zu verdienen und es hätte seinem Mandanten Ronald DeFeo geholfen, schuldunfähig gesprochen zu werden, wenn die Familie ebenfalls Stimmen in dem Haus gehört hätten. Hinzu kommt, dass mittlerweile schon mehrere andere Familien in dem Haus wohnten und es keine merkwürdigen Vorkommnisse mehr gegeben hat.

Zu guter Letzt muss jeder selbst wissen, ob er die Spuk-Geschichte rund um das Amityville Haus glaubt. Die Einzigen, die die Wahrheit wirklich kannten, waren die Lutzes selbst. Eines der Familienmitglieder meldete sich nach dem Tod von Kathy und George Lutz noch zu Wort und hinterließ einen verstörenden Eindruck. Wer das war und was genau erzählt wurde, erfahren Sie im Podcast.

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Themen: New York Tatort Reise USA
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