Mehr als 30 Meter hohe Wellen sind hier keine Seltenheit. Die Kulisse des Naturschauspiels: Nazaré in Portugal. Der Strand mit den Monsterwellen ist legendär, aber auch gefürchtet. Erst am vergangenen Samstag haben sich laut Medienberichten wieder Surfer bei ihrem Ritt auf den Mega-Wellen verletzt. Doch wie entstehen diese Riesenwellen eigentlich?
Beim Ritt auf den legendären Riesenwellen von Nazaré circa 100 Kilometer nördlich von Portugals Hauptstadt Lissabon haben schon zahlreiche Surfer teils schwere Verletzungen davon getragen. Für manche endete der Ritt sogar tödlich.
Erst am vergangenen Samstag (8. Januar) kam es erneut zu Surf-Unfällen in Nazaré. Wie BILD unter Bezugnahme auf centrotv.sapo.pt berichtet, habe sich der US-Amerikaner CJ Macias nach einem Sturz den Arm gebrochen. Der Franzose Pierre Rollet habe sich ebenfalls verletzt und musste anschließend in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Französin Justine Dupont, die nach ihrem Sturz den Felsen gefährlich nah gekommen sei, hingegen hätte vor Ort versorgt werden können.
Surf-Rekorde in Nazaré
Auch die Brasilianerin Maya Gabeira weiß, wie gefährlich die Riesenwellen sein können. 2013 stürzte sie schwer bei einem Surf-Weltrekordversuch. Zu ihrem Glück konnte sie wiederbelebt werden. Im Jahr 2020 brach sie in Nazaré dann schließlich ihren eigenen Surf-Rekord, als sie eine 22,40 Meter hohe Welle bezwang. Mit dieser Höhe war es die größte jemals von einer Frau gesurfte Welle. Schon 2018 hatte Gabeira in Nazaré in Portugal einen Weltrekord mit einer Riesenwelle von mehr als 20 Meter Höhe aufgestellt.
Damit war sie nicht die erste – schon oft wurden hier Rekorde über die höchste gesurfte Welle weltweit aufgestellt. Riesenwellen von mehr als 30 Metern sind in dem portugiesischen Ort keine Seltenheit. Sogar Pro-Surfer wie Hugo Vau und Garrett McNamara bezwangen bereits die sogenannte „Big Waves“ von Portugal. Nazaré ist eine beliebte und gleichzeitig gefürchtete Wellenwunderstadt bei Profi-Surfern. Beim Big Wave Surfing gehen Sportler nämlich ein hohes Risiko ein.
Wie entstehen die Riesenwellen von Nazaré in Portugal?
Der Winter ist die Saison der Hochhaus-hohen Riesenwellen in Nazaré in Portugal. Zu dieser Zeit pilgern Surfer und Schaulustige in Scharen in den kleinen Ort am Atlantik. Dort können sie die Wassergiganten und ihre im Vergleich winzig erscheinenden Bezwinger aus nächster Nähe beobachten. In sicherer Entfernung stehen die Zuschauer auf den Dünen oder am Leuchtturm, der sich auf einer kleinen Festung über das Wasser erhebt. Die Wellen-Gucker sehen zu, wie die Wassermassen mit ohrenbetäubendem Getöse heranrollen, sich langsam auftürmen, um auf ihrem Zenit angekommen zu brechen und dann als Weißwassergischt an den Strand Praia do Norte klatschen.

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Was die Wellenliebhaber nicht sehen, ist, was vorher passiert. Die Faktoren, die zusammenspielen, um die Riesenwellen aufzubauen, sind vielen unbekannt. Das Hydrografische Institut (HI) in Lissabon erklärt, dass es sich beim Phänomen der portugiesischen Monsterwellen um ein Zusammenspiel mehrerer Mechanismen handelt. Nur wenige hundert Meter vor der Küste der Stadt Nazaré liegt die Tiefseeschlucht Nazaré Canyon. Mit einer Länge von 170 Kilometer und einer Tiefe von rund 5.000 Meter spielt der Canyon einen entscheidenden Faktor bei der Entstehung der Riesenwellen.
Canyon im Ozean als Quelle der Riesenwelle
Das Wasser am Festlandsockel ist im Vergleich sehr viel flacher. Durch den Tiefen-Unterschied werden Geschwindigkeit und Richtung der Ozeanströmungen verändert. Verschiedene Zonen entstehen, in denen die Welle zusammenlaufen, wie das HI schreibt. „Dieser Prozess scheint besonders während der vorherrschenden Nordwest- und Westschwellperioden in dem Gebiet vor dem Praia do Norte zu wirken“, erklärt das Institut. Da die Welle in Küstennähe erzeugt wird, wirkt die Strömung aus dem lokalen Wasserkanal als „zusätzlicher Mechanismus“ auf ihre Höhe ein. Kommen dann noch eine perfekte Windgeschwindigkeit und -richtung hinzu, entstehen die 20 bis 30 Meter hohen Wasserwände. Bei so einem Anblick ist es kein Wunder, dass der portugiesische Küstenort so viele Zuschauer anlockt.

Der Nazaré Canyon wurde bereits vor Jahrtausenden entdeckt. Laut dem Hydrographischen Institut galt er in der Antike als „unergründlicher Abgrund“. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts nahmen sich Forscher der Tiefseeschlucht an und führten die ersten Messungen durch. Deshalb wissen wir heute nicht nur von der Größe des Canyons, sondern können auch nachvollziehen, wie diese Riesenwellen in Portugal entstehen. Außerdem ist dieses Wissen wesentlich für die Big-Wave-Profis, die immer regelmäßig in Nazaré neue Weltrekorde aufstellen.
