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Ein Leben in Gefangenschaft für 13 Dollar

Das traurige Schicksal dieser Faultiere

Louisa Wittek Freie Autorin

24. Oktober 2017, 12:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Ob Tiger, Affen oder Faultiere – Touristen-Selfies mit Wildtieren liegen leider im Trend: Auf Instagram finden sich unzählige Bilder von grinsenden Touristen mit Wildtieren aller Art. Ein Video einer Tierschutzorganisation zeigt nun, was wirklich hinter solchen Bildern steckt.

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Faultiere, das sind die niedlichen Wesen, die sich wie in Zeitlupe bewegen und inzwischen zahlreiche Memes zieren. Sie sind die Kulttiere einer Generation. Ganze Instagram-Accounts widmen sich den verträumten Tieren, die immer schauen, als wäre ihre entschleunigte Welt komplett in Ordnung. Sie sind knuffig, scheinen immer zu grinsen. Selfies mit Faultieren – ein Trend. Leider.

In Ländern wie Peru wird Touristen genau das angeboten: Ein Foto mit den Tieren. Teilweise sogar mit kleinem Schleifchen auf dem Kopf.

Ein Leben in Gefangenschaft für 13 Dollar

Die Tierschutzorganisation World Animal Protection veröffentlichte ein Video, das zeigt, wie ein solches Faultier in Peru gefangen wird: In knapp 30 Metern Höhe sitzt es in einem Baum, während ein Mann ein Beil immer wieder in den Baumstamm knapp über dem Boden rammt. Der Baum wird wackliger und kippt um. In diesem Fall überlebt das Faultier den krachenden Sturz des Baumes. Feixend halten Männer das verängstigte Tier in die Kamera, machen Späße. Das Faultier fuchtelt mit seinen Klauen umher, will sich verteidigen. Doch sein Schicksal ist bereits besiegelt. Die Männer packen das Tier in einen schwarzen Plastiksack und fahren mit dem Boot nach Iquitos. Was dort auf dem Markt Belén passiert, erklärt Johanne Hauch Jensen, PR Managerin von World Animal Protection, TRAVELBOOK: „Für etwa 13 US-Dollar werden die Tiere verkauft, um dann für Fotos benutzt oder als Haustiere gehandelt zu werden.“

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„Dieses Material ist extrem belastend. Wir wissen, dass diese Tiere, die aus der Wildnis gestohlen wurden und dazu verwendet werden, als Foto-Requisit für Touristen herzuhalten, unter schmutzigen und viel zu beengten Bedingungen gehalten werden oder immer wieder mit Nahrung angelockt werden, was zu schweren psychischen Traumata führt“, äußert sich Steve McIvor, CEO der World Animal Protection, in einer Pressemitteilung.

Johanne Hauch Jensen zu TRAVELBOOK: „Wir wissen nicht, wie viele Tiere jedes Jahr gefangen werden, da es illegal ist.“ Laut eines Berichtes von „ABC news“ werden wohl geschätzte 60.000 Wildtiere in Kolumbien Jahr für Jahr verkauft, die Zahl der Faultiere steige ständig.

Das Todesurteil

Weiter heißt es in der Mitteilung, dass die Tiere leichte Beute wären, da sie sich nur sehr langsam bewegen würden und sich gegen Menschen auch so gut wie gar nicht wehren könnten. Viele Holzfäller, die in Peru illegal Holz fällen, gehen neben ihrem Job auf Faultier-Jagd und verkaufen die Tiere, quasi als Nebenverdienst, verrät die Tierschutzorganisation. Sind die Tiere erstmal verkauft, müssen sie als Touristenattraktion herhalten und meist ein Leben in Gefangenschaft fristen.

Faultier Sloth Selfies
Auch wenn es verlockend ist: Mit den „Sloth-Selfies“ unterstützt man den illegalen Handel mit den Tieren Foto: World Animal Protection

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Wie ergeht es den Tieren dabei? Johanne Hauch Jensen sagt, Faultiere seien arboreal. Das bedeutet, ihr natürlicher Lebensraum ist der Baum. Dorthin gehören sie, nicht in die Arme von Menschen. Was dort passiert, beschreibt sie so: „Die Faultiere zeigen Verhaltensweisen wie eine erhöhte Aufmerksamkeit, die schnell zu Stress und Angst wird. Der Stress, dass sie von Menschen auf dem Arm gehalten werden, schlechte Lebensbedingungen und der große Schlafmangel ist ein frühes Todesurteil für die Tiere.“

„Es ist absurd, was diesen tierischen Selfie-Wahn, der ein weltweites Phänomen geworden ist, treibt. Diese Industrie wird von den Touristen angetrieben, von denen viele Tiere lieben. Sie sind sich der schrecklichen Behandlung und der abscheulichen Bedingungen, die die wilden Tiere für die Souvenirfotos aushalten müssen, nicht bewusst“, sagt Tierschützer McIvor. Deshalb möchte der Tierschutzverein aufklären und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass nicht alles immer so angenehm ist, wie es präsentiert wird und oftmals ein dunkles Geschäft hinter den vermeintlich schönen Momenten steckt.

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World Animal Protection hat einen „Selfie Code“ veröffentlicht, der Touristen verdeutlichen soll, wann Selfies mit Wildtieren okay sind – und wann eben nicht. Die Grundregeln sind recht simpel:

Ein Wildtier-Selfie ist nicht okay, wenn
– das Tier gehalten, angekettet oder gefangen ist
– das Tier mit Futter gelockt wurde
– das Tier den Menschen verletzten könnte

Ein Wildtier-Selfie ist okay, wenn
– man einen sicheren Abstand zu dem Tier hat
– das Tier sich in seinem natürlichen Umfeld befindet
– das Tier sich frei bewegen kann und nicht gefangen ist

Themen Peru Südamerika
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