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Reiseleiterin während Coronakrise in Mexiko 

„Wir werden fast täglich von deutschen Urlaubern angeschrien“

Riviera Maya
An der Riviera Maya in Mexiko halten sich zurzeit noch viele Urlauber aus Deutschland auf Foto: dpa Picture Alliance
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

20. März 2020, 16:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Überall auf der Welt sitzen noch Deutsche fest und warten darauf, einen Rückflug nach Hause zu bekommen. Die Situation ist aber nicht nur für die Urlauber eine Belastungsprobe, sondern auch für die Reiseleiter vor Ort, die sich täglich mit den Anfragen und Beschwerden der Feriengäste auseinandersetzen müssen. Eine Betroffene hat sich an TRAVELBOOK gewandt und beschrieben, was sie zurzeit alles erlebt.

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„Momentan bin ich fast täglich am Rande der Verzweiflung.“

Diese Worte erreichen uns am Freitagmorgen aus Mexiko per E-Mail. Geschrieben hat sie Anita L.*, 26, die als Reiseleiterin bei einem großen deutschen Reiseveranstalter arbeitet und derzeit an der Riviera Maya die Feriengäste in verschiedenen Hotels und Resorts betreut. Wie überall auf der Welt gilt auch für Mexiko mit der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts. Alle deutschen Urlauber im Ausland sind dazu aufgerufen, ihr Reiseland möglichst zu verlassen und nach Deutschland zurückzukehren.

Und trotzdem sind in den vergangenen Tagen noch Urlauber nach Mexiko gereist – für Anita L. völlig unverständlich. „Wir hatten am Montag dieser Woche immer noch Anreisen!“, schreibt die 26-Jährige. Fast alle Kanadier und Amerikaner seien bereits abgereist, deswegen bekämen viele Deutsche jetzt wohl Panik, weil die Hotels plötzlich so leer seien.

Alle Feriengäste zeitnah im Rahmen der von der Bundesregierung gesteuerten Rückholaktion auszufliegen, sei derzeit keine Option, sagt Anita L., das Programm komme nur schleppend in die Gänge. Deshalb müssten die Gäste, die zuletzt angekommen sind, auf einen Rückflug Ende März warten, der von ihrem Reiseveranstalter organisiert worden sei.

„Wir werden angeschrien und bedroht“

Aber es geht noch schlimmer: „Jeden Tag wird mindestens einer von uns angeschrien, klein gemacht oder bedroht“, schreibt Anita L. „Die Gäste sehen nur, was nicht passiert, und denken, wir würden nichts tun, nur weil es ihnen nicht schnell genug geht. Aber was sollen wir denn machen?“ Zur Arbeit gehe sie momentan nur noch unter großer Anspannung. „Anders als sonst muss man wirklich hart sein, sonst hat man verloren.“

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Bald arbeitslos

All das wäre vermeidbar gewesen, glaubt Anita L. „Sicherlich wären mehr zur Verfügung stehende Flüge sowie eine schnellere Handhabung seitens unseres Landes sehr hilfreich gewesen, damit es nicht zu der Situation kommt, die wir jetzt haben.“ Auch eine größere Sensibilisierung der Gäste hätte im Vorfeld stattfinden müssen.

Anita L. und ihren Kollegen bleibt nun nichts anderes, als die nächsten zehn Tage noch irgendwie durchzustehen. Und das, obwohl sie bald ohne Arbeit dastehen werden, zumindest vorübergehend. Denn Gehalt bekommen sie nur bis zu dem Datum, an dem sie ausreisen. Und da die gesamte Reisebranche derzeit zum Erliegen kommt, wird so schnell auch kein neuer Job in Sicht sein.

*Name geändert. Die aus Deutschland stammende Reiseleiterin möchte aus Angst davor, ihren Job zu verlieren, anonym bleiben und auch den Namen ihres Arbeitgebers nicht genannt wissen.

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