17. August 2021, 17:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Icelandia – so soll der neue Kontinent heißen, den britische Forscher unter Island entdeckt haben wollen. TRAVELBOOK weiß, wo genau die Platte liegen soll und welche Indizien es aktuell für ihre Existenz gibt.
Auch wenn es heute kaum vorstellbar ist: Immer wieder finden Forscher versunkene Kontinente. So wurde erst im September 2019 der Kontinent „Greater Adria“ im Mittelmeer entdeckt. Seinen Namen verdankt er seiner Lage unterhalb der heutigen Adria – eine Ähnlichkeit zu Icelandia, das unter Island liegen soll. Das zumindest behauptet ein Expertenteam unter der Leitung der Professorin Gillian Foulger, die am Fachbereich Geowissenschaften der Universität Durham in Großbritannien forscht.
Man glaube, dass sich unter Island, im Bereich von Grönland bis nach Europa, ein verborgener Kontinent erstrecke, heißt es unter anderem in einer Pressemitteilung der Universität. Sollte sich diese Größenordnung als wahr herausstellen, habe der „neue“ Kontinent eine Fläche von etwa 600.000 Quadratkilometer. Damit wäre er fast doppelt so groß wie Deutschland.
Existenz von Icelandia wäre eine bedeutsame Entdeckung
Dabei war die Entdeckung von Icelandia selbst für die Forscher überraschend. „Wir waren gar nicht auf der Suche nach einem Kontinent“, berichtet Dr. Foulger TRAVELBOOK. Man habe versucht, die bisherigen Daten zu verstehen und habe dann die Theorie des Kontinents aufgestellt. Dabei hat das Team hat auch eine mögliche Erklärung, wie es zu dem isländischen Mikrokontinent gekommen sein könnte. Demnach könnte es sein, dass Erdkruste zwischen dem Aegir-Rücken und dem Mittelatlantischen Rückens eingeklemmt wurde und so Icelandia entstand. Der Kontinent habe vermutlich 10 bis 15 Millionen Jahre über dem Meeresspiegel gelegen und sei erst später, als der Vulkanismus am Mittelatlantischen Rücken nachließ, abgesunken.
Übrigens: Wirklich untergehen können Kontinente eigentlich nicht. „Kontinente bestehen aus Krustenmaterial mit geringerer Dichte als Mantelmaterial oder ozeanische Kruste. Aus diesem Grund ’schwimmt’ auftriebsbedingt kontinentale Kruste immer oben auf“, erklärt Prof. Dr. Marco Herwegh vom Institute of Geological Sciences der Universität Bern. Das heiße aber nicht, dass nicht teile von kontinentaler Kruste nicht unter Wasser liegen können. Das passiere zum Beispiel, wenn die Kruste beim Aufbrechen von Kontinenten ausgedünnt werde, sodass sie unter die Meeresoberfläche einsinkt. Beispiele dafür seien die Westküsten Eurasiens und Afrikas – und nun vielleicht auch Icelandia.
So oder so: Falls Icelandia tatsächlich existiert, ist die Entdeckung von großer wissenschaftlicher Bedeutung. Denn sie hätte auch Folgen für das bisherige Wissen über den einstigen Superkontinent Pangäa. Sollte sich die Theorie bestätigen, bedeute dies laut den Forschern, dass Pangäa vor mehr als 50 Millionen Jahren nicht wie bislang angenommen vollständig zerfallen ist. Außerdem hätte die Existenz von Icelandia auch Folgen auf die bislang geltenden Vorstellungen darüber, wie vulkanische Inseln wie Island entstanden sind.
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Forscher wollen Theorie überprüfen
Ganz sicher könne man sich laut Foulger nicht sein, dass Icelandia wirklich existiert. Aber sie betont: „Meine Kollegen und ich sind jedoch ziemlich überzeugt.“ Tatsächlich gebe es diverse Indizien für die Thoerie. „Die gesamte Region von Grönland über Island bis zu den Färöer-Inseln und Großbritannien ist extrem flach“, erklärt Foulger. Die Meerestiefe liegt hier nur bei 500 bis 600 Metern, an den meisten anderen Bereichen im Nordatlantik liegt der Meeresgrund in etwa 2000 Metern Tiefe. Ein zweites Indiz sei die ungewöhnliche dicke Erdkruste in der Region. Mit mehr als 40 Kilometern ist sie hier fast siebenmal so dick wie normalerweise. „Dies, zusammen mit einer riesigen Menge an unterstützenden geologischen Daten, bedeutet, dass die Region nicht einfach ozeanisch sein kann – es muss ein versunkener Kontinent sein“, sagt Foulger.
Doch aktuell handelt es sich eben immer noch nur um Anhaltspunkte. Deswegen will das Forschungsteam nun die Theorie überprüfen. Da Bohrungen mehrere Millionen Euro kosten würden, sollen zunächst sogenannte Zirkonkristalle in Island untersucht und elektrische Leitfähigkeitsmessungen durchgeführt werden. Laut den Forschern könne es aber auch sein, dass bald auch Bohrungen finanziert werden können. Die Bedeutung des Kontinents würde das zumindest rechtfertigen.