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Was dahinter steckt

Chef der Chaos-Airline Marabu tritt zurück

Marabu Islands
Anfang 2023 ist die neue Airline Marabu an den Start gegangen. Warum es hakt und wer dahinter steckt Foto: Marabu Airlines
Susanne Resch
Susanne Resch

02.08.2023, 17:35 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Die Fluggesellschaft Marabu ist seit Mitte April in der Luft und schafft es immer wieder in die Presse. Allerdings nicht als Überflieger, sondern als Pannen-Fluggesellschaft. War bereits der Start holprig, ging es ruckelig weiter. Nun hat Paul Schwaiger, der bisherige Chef der Airline, seinen Rücktritt verkündet. TRAVELBOOK zeigt die aktuellen Entwicklungen.

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Marabu-Airlines-CEO Paul Schwaiger habe „aus persönlichen Gründen entschieden, sein Amt vorzeitig niederzulegen“, teilte die Fluggesellschaft am Mittwoch (2. August) überraschend mit. Die Aufgabe als Interims-Chef wird der Mitteilung zufolge der von Condor kommende Luftfahrtmanager Axel Schefe übernehmen.

Paul Schwaiger war seit der Gründung von Marabu im Dezember 2022 Chef der Airline. Marabu geriet in den vergangenen Monaten immer wieder in die Negativschlagzeilen. Mit dem vorläufigen Führungswechsel sollen der Airline zufolge eine „reibungslose Übergangszeit“ gewährleistet und „die Fortschritte der Stabilisierung des Flugbetriebs“ weiter vorangetrieben werden. „Schefe wird sich auf die Verstetigung bisheriger Erfolge und die weitere Stabilisierung für einen verlässlichen Flugbetrieb insbesondere in den restlichen Sommerferien und anstehenden Herbstferien fokussieren“, schreibt Marabu.

Der Chaos-Start von Marabu-Airlines

Marabu blickt auf turbulente Monate zurück. So gab es etliche Ausfälle Anfang und Mitte Mai. In einem Fall mussten laut der Touristik-Plattform „Fvw“ Passagiere am Flughafen München 15 Stunden auf ihren Marabu-Flieger warten, der dann auch noch zu klein war. Doch damit nicht genug: Sogar Polizeibeamte mussten schlichten. Sie stellten sich zwischen Fluggäste und Passagiere, da die Situation am Gate völlig eskalierte, wie damals BILD berichtete. Auch danach noch gab es immer wieder Negativschlagzeilen über den neuen Ferienflieger.

Seit Juni setzt Marabu beim Flugbetrieb auf Unterstützung durch die große Schwester Condor – zuvor hatte man stets die Unabhängigkeit betont. So übernahm Condor am 16. und 17. Juli für Marabu die Route von Hamburg nach Hurghada, wie das Branchen-Portal „aerotelegraph“ berichtete. Das sei vor allem insofern erstaunlich, als der Finanzinvestor Attestor Marabu 2022 auch deshalb gründete, um im Bereich der Kurz- und Mittelstrecke zu wachsen und um bei Condor zu entlasten. Marabu sieht sich nach den Startschwierigkeiten nun auf einem guten Weg: „Wir sind gut aufgestellt“, betonte Marabu-Chef Paul Schwaiger gegenüber „Aero International“.

Wie das Unternehmen Marabu aufgebaut ist, welche Flugzeuge es hat und welche Strecken bedient werden und was Marabu zu den Startschwierigkeiten und der Kritik sagt: TRAVELBOOK hatte dazu bereits im Juni bei der Fluggesellschaft nachgefragt:

Die Airline Marabu: Unternehmen, Flugzeuge und Strecken

TRAVELBOOK: Wer verantwortet Marabu und wie ist das Unternehmen aufgebaut?
Marabu:
„Marabu gehört zum Unternehmen Attestor. Zur Gründung von Marabu setzte Attestor von Beginn an auf zwei starke Partner. Einerseits beauftragte Marabu die Schwester-Fluggesellschaft Condor, deren Mehrheitseigentümer ebenfalls Attestor ist, mit dem Vertrieb als General Sales Agent. Das ist ein marktübliches Vorgehen bei vielen Fluggesellschaften. Auf der operativen Seite arbeitet Marabu mit dem erfahrenen Partner Nordica Aviation Group mit Sitz in Estland zusammen. Dies ist der Hintergrund für den Marabu-Unternehmenssitz in Estland.“

Welche Flugzeuge hat Marabu und welche Strecken werden angeflogen?
„Marabu wurde Anfang des Jahres gegründet und fliegt momentan mit fünf eigenen Flugzeugen, weitere folgen in Kürze. Der Sitz der Ferienfluggesellschaft und seines Managements ist in Estland. Marabu betreibt Basen in München und Hamburg, von wo aus Ziele im Mittelmeerraum und auf den Kanaren angesteuert werden.“ Hinzu kommt nun die Unterstützung durch Condor.

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Das sagt Marabu zu den Startschwierigkeiten und zur Kritik

TRAVELBOOK: Vor allem im April und Mai gab es immer wieder Medienberichte über Startschwierigkeiten, Lieferengpässen, Flugausfällen und verärgerte Passagieren. Was sagen Sie zu den Berichten über die Startschwierigkeiten?
Marabu:
„Das außerordentlich hohe Verkehrsaufkommen anlässlich der Pfingstfeiertage und -ferien hat dem ‚System Luftfahrt‘ an Flughäfen und bei Airlines einiges abverlangt. Bei Marabu kam die verzögerte Bereitstellung von Flugzeugen und die knappen Alternativen für Ersatzfluggesellschaften durch hohe Nachfrage im Markt an diese Anbieter erschwerend hinzu. Auf diese Fluggesellschaften muss Marabu zum Auftakt zurückgreifen, weil sich die Bereitstellung eigener Flugzeuge unvorhergesehen verzögert hat. Bei der Auswahl der kontrahierten Fluggesellschaften sind die höchsten EU-Sicherheitsstandards selbstverständlich gewährleistet. Das Hinzuziehen von sogenannten Wet Lease-Partnern, also das Anmieten von Flugzeugen von Partner-Airlines, ist eine marktübliche Herangehensweise aller Fluggesellschaften, wenn kurzfristig auf Zusatzfluggerät zurückgegriffen werden muss.“

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Was können von Pannen betroffene Urlauber tun?

TRAVELBOOK: An wen können sich Passagieren im Falle von Flugausfällen oder Stornierungen richten. Gibt es hier genügend Transparenz?
Marabu: Marabu-Gäste können sich für Kompensations- und Erstattungsansprüche an service@marabu.ee wenden. Wir bemühen uns um eine rasche Bearbeitung aller Anfragen. […] Wir informieren all diejenigen Passagiere, die uns ihre Kontaktdaten zur Verfügung gestellt haben, proaktiv über Verspätungen. Gäste, die eine Pauschalreise gebucht haben, werden von ihrem Veranstalter informiert.“

Offensichtlich kämpfte Marabu mit enormen Startschwierigkeiten, die seitens des Unternehmenssprechers eingeräumt wurden und für die man sich auch entschuldigt hat. Ob die Prozesse nun auch etwa durch die Condor-Unterstützung zeitnah optimiert werden und zukünftige Passagiere zufriedenstellend reisen können, bleibt abzuwarten. TRAVELBOOK wird die Entwicklungen in jedem Fall weiter verfolgen.

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