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Reisen zum Beruf machen

»So viel hat Archäologie mit Urlaub zu tun

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Nicola Otto

24.12.2013, 10:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Indiana Jones, Lara Croft, Jurassic Park: Wer denkt bei der Archäologie nicht an diese Film-Abenteuer? In Wahrheit können Archäologen mit diesen Vorstellungen kaum mithalten. Trotzdem gehören sie für viele zu den Gründen, warum sie den Beruf erlernen: Abenteuer erleben, die Welt bereisen, Rätsel lösen – Archäologie ist immer auch die Suche nach dem X auf einer Karte. Archäologin Nicola Otto erklärt ihre Faszination an dem Beruf.

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Nach der Schule fasste ich den Entschluss, Archäologin zu werden, mich mit der Lehre des Alten zu beschäftigen. Vielen in meinem Umfeld war nicht klar, was ich da mache – und vor allem: warum. „Gibt es überhaupt noch was zu finden? Fährst du dann immer nach Ägypten?“ Diese Fragen hört man als Archäologie-Studentin nicht selten und zu Beginn fand ich sie gar nicht so unberechtigt.

Die erste Ausgrabung

Meine erste archäologische Reise führte mich 2008 nach Messene auf der griechischen Peleponnes. Ein kleines Team von Studenten untersuchte unter der Leitung einer viel besseren Version von Lara Croft, meiner Dozentin, die bis heute sehr gut erhaltene Stadtmauer. Man zeichnet, fotografiert und gräbt natürlich auch.

Trockenes, heißes Klima und sattgrüne Landschaft mit vielen dornigen Büschen sind normalerweise nicht die besten Arbeitsbedingungen. Da saß ich also bei fast 50 Grad in der Sonne in meinem ein Meter tiefen Schnitt und grub, hackte, pinselte.

Und plötzlich hielt ich in meinen Händen etwas, das mir alle Zweifel nahm, ob ich überhaupt das Richtige studierte: eine etwa 2300 Jahre alte Münze. Ich fühlte ein Stück Geschichte zwischen meinen Fingern – ein großartiges Gefühl. Ganz euphorisch hätte ich fast wie Indiana Jones laut aufgeschrien: „Und ich sage, es gehört in ein Museum!“

Messene
Die antike Stadtmauer schlängelt sich etwa neun Kilometer lang durch Messene Foto: N. Otto

Im Laufe des Studiums plante ich meinen Urlaub fast nur noch in antiken Stätten: Rom, Ephesos, Pergamon, Olympia. Ausgrabungen waren nicht mehr nur der Beruf, es war der Alltag. In der Bibliothek verbrachte ich meine Zeit über wissenschaftlichen Abhandlungen und, wann immer es ging, suchte ich die Nähe von Ruinen.

Der Euphrat-Staudamm
Der Ausblick vom Belkis Tepe auf den Euphrat-Staudamm Foto: N. Otto
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Arbeitsalltag am Euphrat

In den darauffolgenden Jahren zog es mich erneut beruflich in die Ferne. In Zeugma, einem antiken Ort in der Ost-Türkei, suchte ich direkt am Ufer des Euphrat wieder nach Stadtmauerresten. Man nennt das Survey, eine systematische Landschaftsbegehung, man ist auf Spurensuche. Findet man etwas, wird es skizziert und dokumentiert. Wichtige Bestandteile der Arbeit: ein Zeichenbrett, das sogenannte Grabungstagebuch, Landkarten und Thermosflaschen mit kaltem Wasser. Man sollte aber auch immer eine Kleinigkeit für streunende Grabungshunde dabei haben.

Ein Hund bei Ausgrabungen
Heimatlose „Grabungshunde“ leisten einem bei der Arbeit gerne Gesellschaft Foto: N. Otto

In all den Jahren brachten mich archäologische Funde und die Vielzahl der Ruinen immer wieder zum Staunen. Man kann Geschichte so hautnah erleben und direkt vor Ort Bauwerke und historische Ereignisse vor dem inneren Auge leibhaftig werden lassen. Auf einmal kann man sich bildhaft vorstellen, wie ein Messenischer Bürger vor über 2300 Jahren vor der Stadtmauer unbemerkt eine Münze auf den Boden fallen lässt und Gladiatoren im Kolosseum vor einer tobenden Menge um ihr Leben kämpfen. Dabei steht man nur vor einer zusammengefallenen alten Mauer…

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