
26. Mai 2025, 6:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In Wales gibt es seit 2023 ein ganz besonderes Hotel. Das Deep Sleep, so der Name der Lokalität, macht seinem Namen alle Ehre, denn es ist nicht weniger als das am tiefsten gelegene Hotel auf der ganzen Welt. Der Weg zu der Unterkunft ist nichts für schwache Nerven, befindet es sich doch in einer alten Schiefermine. Mehr als 400 Meter unter der Erde erwartet Gäste dann eher spartanischer Luxus. Trotz der gesalzenen Preise für die Übernachtung ist die Nachfrage offenbar groß.
Was wäre für Sie, liebe Leser, bei der Buchung eines Gästezimmers ein besonders wichtiges Kriterium? Nicht wenige von Ihnen würden jetzt wohl antworten: „Die Aussicht, na klar“. Anderen wäre vielleicht ausreichend Platz und Geräumigkeit wichtig. Wer sich aber im Deep Sleep in Wales einbucht, der muss auf beides und noch viel mehr Annehmlichkeiten verzichten, die eine Herberge normalerweise mit sich bringt. Dafür wird eine Übernachtung hier sicher ein unvergessliches Abenteuer, ist die Unterkunft doch nicht weniger als das am tiefsten gelegene Hotel auf der ganzen Welt. Ein Blick auf dessen Website offenbart jedenfalls: Die Nachfrage ist trotz der hohen Preise groß.
Das Deep Sleep wäre wohl nichts für Menschen mit Klaustrophobie, denn laut dem Web-Auftritt des Betreibers befindet es sich 419 Meter tief unter der Erde. Die Unternehmer-Firma mit dem treffenden Namen „Go Below“ (zu Deutsch etwa „Geh nach unten“) eröffnete es im April 2023 in der weltgrößten und -tiefsten Schiefermine, wo der Stein zuvor für 200 Jahre abgebaut wurde. Ein labyrinthartiges Netzwerk aus engen Gängen und Stollen, die immer tiefer unter die Erde führen. Und wer im am tiefsten gelegenen Hotel auf dem Planeten übernachten will, muss sich seinen Weg zum Schlafplatz, geführt von einem Guide, selbst und zu Fuß in den Abgrund bahnen.
WLAN 400 Meter tief unter der Erde

Dafür werden Gäste vom Betreiber unter anderem mit Helm, Stirnlampe und speziellen Stiefeln ausgestattet. Sodann starten sie eine etwa 45-minütige Wanderung durch die malerische Landschaft des Snowdonia Nationalpark bis zum Eingang der Mine. Laut „CBS“ dauert der Abstieg zum Deep Sleep insgesamt etwa vier Stunden und ist durchaus nervenaufreibend. So muss man etwa eine Zipline benutzen und sich mitunter durch enge Schächte regelrecht hindurchzwängen. Ein Mitarbeiter von Deep Sleep sagt auf TRAVELBOOK-Anfrage: „Die gesamte Strecke wird regelmäßig von einem Mineninspektor auf ihre Sicherheit geprüft, genauso wie die Schlafstätten.“ Einmal unten angekommen, erwartet die Abenteurer dann eher ein archaischer Komfort. Auf eines müssen sie dabei aber nicht verzichten.
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Denn auch wenn es im Deep Sleep kein fließendes Wasser gibt, WLAN ist tatsächlich dank eines ein Kilometer langen Spezialkabels unter der Erde verfügbar. Handy-Empfang gibt es aber natürlich hier unten nicht. In der Unterkunft befinden sich vier spartanische Hütten und die sogenannte „Grotte“, eine Art Separee. Ob hier unten bei einer konstanten Temperatur von nur 10 Grad Celsius allerdings romantische Gefühle aufkommen, bleibt fraglich. Wer möchte, bringt sich für die besondere Reise eigene Verpflegung mit. Der Betreiber offeriert aber auch ein einfaches Frühstück und Abendessen. Die Menü-Optionen lassen sich auf der offiziellen Website einsehen.
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Kostspieliger Schlaf
Der Guide und ein technischer Mitarbeiter der Firma bleiben die ganze Nacht über bei den Gästen im Deep Sleep. Der Schlaf wird, wenn überhaupt, aber eher kurz sein. Denn bereits um 8 Uhr morgens muss man wieder aufstehen, um um spätestens 10.30 Uhr den anstrengenden Wiederaufstieg zu beginnen. Die Touren starten mitunter mehrmals wöchentlich bis tief in den Dezember hinein.
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„Bisher haben mehr als 1000 Leute bei uns übernachtet“, geben die Betreiber Auskunft. Und das trotz der Tatsache, dass man für eine Nacht im Deep Sleep richtig tief in die Tasche greifen muss. So kostet das „Zimmer“ in einer der Kabinen stolze 399 Pfund, das sind umgerechnet fast 475 Euro. Die „Grotte“ ist mit 599 Pfund die Nacht (gut 710 Euro) sogar noch kostspieliger. Bitte beachten Sie unter anderem, dass Kinder erst ab 14 Jahren im tiefsten Hotel der Welt übernachten dürfen. Alle Fragen zu Ihrem Aufenthalt beantwortet Ihnen die offizielle Website.
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Auch für die Mitarbeiter von Deep Sleep ist das tiefste Hotel der Welt immer wieder eine Herausforderung: „In 419 Metern Tiefe die Betten neu einzudecken ist nicht eben ein leichter Job“. Die Idee kam dem Firmengründer bereits vor ein paar Jahren, weil er selbst immer schon ein großer Fan von Abenteuern unter der Erde gewesen sei. Immer mehr Gäste hätten bei Touren durch die Mine dann gefragt, ob man dort unten schlafen könne. Wie viel die Firma in das ungewöhnliche Hotel investiert hat, möchte man nicht genau beziffern. Aber: „Die Reaktion der Gäste auf diesen besonderen Ort zu sehen macht die ganzen Mühen wieder wett.“