16. September 2017, 10:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit den Kulissen aus bekannten Kino- und Fernsehfilmen ist der Filmpark Babelsberg die größte Attraktion im Medienstandort Potsdam-Babelsberg. Seit einem halben Jahr lockt dort eine Insel mit zwei Bergen viele Fans.
Den besten Effekt im Filmset von Lummerland erzielen die Wasserfontänen: Als Set-Führer Sebastian Lang auf den Knopf drückt, schießen direkt vor den Zuschauern auf der Brücke zwei Wasserfontänen aus dem kleinen Teich vor dem Bahnhof Lummerland.
Eine kleine Schrecksekunde – und dann gibt es strahlende Gesichter, als anschließend Lokomotive Emma mit lautem Fauchen und Dampf aus dem Bergtunnel auftaucht. „Ich liebe Emma!“, sagt die neunjährige Amelie, die mit ihrer Schulklasse den Filmpark Babelsberg besucht. „Sie ist ja wie eine Freundin für Jim Knopf und Lukas.“
Die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer aus dem Kinderbuch-Klassiker von Michael Ende kennt fast jedes Kind. „Und wenn dann der Film im Kino kommt, dann gehen wir da auf jeden Fall ‚rein“, meint Amelie.
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Kulisse wurde direkt nach Drehschluss für Besucher freigegeben
Damit geht die Hoffnung der Filmproduzenten auf – mit dem ungewöhnlichen Schritt, das Set schon ein Jahr vor dem Kinostart freizugeben, wollen sie die Vorfreude auf den Film steigern. „Die Nachfrage, unser Set zu besuchen und einmal selbst nach Lummerland zu reisen, war während der Dreharbeiten schon sehr groß, sodass wir es direkt nach Abschluss der Dreharbeiten freigegeben haben“, sagt Produzent Christian Becker von der Rat Pack Filmproduktion. Und der Zulauf ist entsprechend: Seit dem Frühjahr kamen schon fast 200.000 Besucher nach Lummerland – und bis zum Filmstart rechnen die Macher mit 500.000 Gästen auf der Insel mit zwei Bergen und im legendären Kramladen von Frau Waas.
Wenn der Film ein Erfolg wird, soll es schon bald mit der Fortsetzung „Jim Knopf und die Wilde 13“ weitergehen. „Nach dem Kinostart Ostern 2018 werden wir uns diesbezüglich an die Planung machen und hoffen, bei Erfolg des ersten Filmes schon Ende 2018 weiterdrehen zu können“, sagt Becker. Die Produktion des ersten Teils sei mit einem zweistelligen Millionenbetrag schon sehr aufwendig gewesen. „Dieses Budget, welches wohl zu den höchsten deutschen Budgets der letzten Jahrzehnte zählt, ermöglichte uns, die Geschichte und fantastischen Welten von Michael Ende detailgetreu umzusetzen.“
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Lummerland ist das beliebteste Set im Filmpark
Negative Assoziationen der Zuschauer zu den gefährlichen Überfahrten von Flüchtlingen über das Mittelmeer fürchtet Becker nicht bei der Geschichte des schwarzen Waisenkindes Jim Knopf, das in einem Postpaket auf der Insel ankommt. Dies zeige vielmehr, wie brandaktuell die Geschichte von Michael Ende bis heute sei. „Als nur ein weiteres Beispiel sei der Halbdrache Nepomuk aufgeführt – der nicht in der Drachenstadt leben darf, weil seine Mutter ein Nilpferd ist“, meint Becker. „Der Eintritt ist nicht reinrassigen Drachen bei Todesstrafe verboten“. Da kann man kaum noch etwas ergänzen.»
Lummerland ist derzeit das beliebteste Set im Filmpark, aber auf der „Backlot-Tour“ bekommen die Gäste noch eine Menge mehr zu sehen: Einen Kiosk aus dem Film „Sonnenallee“ von Leander Haußmann (1999), ein Stück Berliner Mauer mit Wachturm aus „Der Baader Meinhof Komplex“ von Uli Edel (2008) und das Militärcamp aus der deutsch-amerikanischen Ko-Produktion „Monuments Men – Ungewöhnliche Helden“, die George Clooney hauptsächlich auf dem Studiogelände in Babelsberg und im Harz drehte. Auch das Außenset der RTL-Dailysoap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) ist ein Publikumsmagnet.
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Leider kein Vergleich mit US-Studios
Doch nicht wenige Besucher sind auch enttäuscht: Der ein oder andere erwartet angesichts des relativ hohen Eintrittspreises (22,- Euro p. P., 15,- Euro für Kinder) dann doch etwas mehr. Und Familien müssen für vieles auf dem Gelände dann nochmals extra zahlen. Zudem ist der Filmpark nicht vergleichbar mit den US-amerikanischen Studios, die tatsächlich viel mehr bieten. Aber die Macher arbeiten dran.
Zunehmenden Erfolg hat der Filmpark seit 2010 etwa mit den Horrornächten zu Halloween ab Mitte Oktober, sagt der Vizechef des Filmparks, Matthias Voß. 200 professionelle Schauspieler treiben an den sieben Terminen gruselig geschminkt und verkleidet als Monster und Zombies ihr Unwesen in dem Filmpark – und sorgen bei den insgesamt 30.000 Besuchern für wohlige Gänsehaut. „Das ist seit Jahren ein wachsender Trend“, so Voß.