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Geheimnisvoll und (un)erklärt

Das ist wirklich dran an der Legende um das Bermudadreieck

Bermudadreieck
Riesenwellen als Ursache? Sie können sich bis zu 35 Meter hoch auftürmen – und zur Gefahr für Schiffe werden. Aber was erklärt dann das Verschwinden der Flugzeuge?. Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

02.06.2020, 13:30 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Seit jeher fasziniert das Bermudadreieck die Menschen – ohne plausible Erklärung verschwanden hier auffallend viele Flugzeuge und Schiffe. Doch was steckt wirklich hinter dem Mythos?

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Das sagenumwobene Dreieck, das im Atlantik zwischen den Bermudainseln, Miami und Puerto Rico liegt – alle kennen es, doch kaum einer weiß, was sich wirklich hinter dem Seegebiet im Atlantik verbirgt. Nicht nur verschwanden hier Schiffe und Flugzeuge wie vom Erdboden, auch erzählte man sich von Phänomen wie wild drehenden Kompassen und verrückt spielenden Geräten.

Bermudadreieck
Das sogenannte Bermudadreieck liegt zwischen den Bermudainseln, Puerto Rico und Florida

Der bekannteste Fall ist der Flug 19

Der wohl bekannteste Fall ist der Flug 19. Im Jahr 1945 flogen fünf US-amerikanische Torpedobomber einen Testflug. Obwohl der Leutnant Funkkontakt zu einer Bodenstation hielt, verirrte sich die Flotte. Ohne Orientierung flogen die fünf Maschinen über den Atlantik und versuchten, mithilfe der Bodenstation und der Orientierung des Leutnants das rettende Festland zu finden, bevor das Benzin sich dem Ende neigte. Doch der Funkkontakt zu den fünf Fliegern, deren Kompasse nicht zu funktionieren schienen, brach ab – und die Maschinen verschwanden spurlos. Weder ein Wrackteil noch eine Leiche der 14-köpfigen Besatzung konnte jemals geborgen werden.

Auch das gewaltige Trägerschiff USS Cyclops verschwand im Bermudadreieck. Am 4. März 1918 stieß das Schiff mit 306 Menschen an Bord in See und wurde seitdem nie wieder gesichtet. 30 Jahre später verschwand das Flugzeug Douglas DC-3. Sich nahe am Zielflughafen wähnend, bat der Pilot um Landeerlaubnis. Der Flughafen antwortete mit Anweisungen, auf die der Kapitän nicht mehr reagierte. Keiner der 37 Passagiere wurde je gefunden, das Flugzeug ist bis heute verschollen.

 Tiefseeungeheuer, die Schiffe auf den Grund ziehen? Im Bermudadreieck scheint alles möglich.
Tiefseeungeheuer, die Schiffe auf den Grund ziehen? Im Bermudadreieck scheint alles möglich. Foto: Getty Images

Aliens, Riesenkraken oder die US-Regierung?

Charles Berlitz († 2003) hat sich mit dem Thema beschäftigt und den Bestseller „Das Bermuda-Dreieck: Fenster zum Kosmos?“ veröffentlicht. Der Autor versuchte, die Vorfälle auf übernatürliche Kräfte zurückzuführen. In seinem Buch berichtet er davon, dass die vermissten Schiffe und Flieger meist bei gutem Wetter und ohne Notruf verschwanden. Er führte die mysteriösen Vorkommnisse auf rätselhafte Kraftfelder und Außerirdische zurück, die Menschen für einen Weltraumzoo benötigen würden.

Das Magazin „Der Spiegel“ schrieb 1975 in einem Artikel treffend: „Erklärungen bietet Berlitz mehr an, als der Verstand verkraften kann.“ Dennoch wurde sein Buch weltbekannt und sorgt bis heute dafür, die mysteriöse Legende vom Bermudadreieck am Leben zu erhalten.

Auch in einschlägigen Foren suchen die Menschen noch immer nach Erklärungen für die dem Dreieck zugeschriebenen Phänomene – so absurd sie auch sein mögen. Verschwörungstheoretiker sind sich sicher, dass die US-Regierung ihre Finger im Spiel habe: Eine riesige Unterwasserstation soll sie im Bermudadreieck besitzen. Andere glauben, Aliens hätten im Dreieck eine Basis errichtet.

Bermudadreieck
Kompasse sollen im Bermudadreieck verrückt spielen Foto: Getty Images

Auch hier geht es nicht mit rechten Dingen zu: Hoia Baciu – Das Europäische Bermudadreieck

Riesenwellen und Blowouts

Doch es gibt auch ernstzunehmende Versuche, das Verschwinden der Schiffe zu erklären. Laut der Blowout-Theorie existieren im Meer große Mengen an Methangas, das aus dem Untergrund aufsteigt. Das Gas, freigesetzt durch Unterwasserbeben, verbindet sich mit dem Wasser. Das daraus entstandene Gemisch hat eine geringere Dichte als Wasser, die Folge: Meerwasser überschwemmt die Decks, die Rümpfe laufen voll, die Schiffe sinken. Genauer erklärt wird dieses Phänomen in einer Dokumentation von „National Geographic“ auf YouTube.

Bermudadreieck
Viele Menschen soll das unheimliche Dreieck ohne eine Spur verschluckt haben Foto: dpa Picture Alliance

Sogenannte Riesenwellen, die 1995 bewiesen werden konnten, sind ein weiterer Erklärungsversuch. Laut dem deutschen Wissenschaftsmagazin „Welt der Physik“ ist eine Riesenwelle eine „aus überlagernden Wellen entstandene Welle, die eine enorme Größe und viel Kraft erreicht“. Eine solche Welle hat durchaus das Potenzial, Schiffe zu zerschmettern und sinken zu lassen. 2018 führte ein Wissenschaftlerteam der britischen Universität Southampton um den Ozeanografen Simon Boxall einen Modellversuch durch, um diese Theorie zu beweisen. In einem Beitrag vom britischen TV-Sender Channel 5 erklärt der Ozeanograf, wie die Welle ein Schiff in zwei Teile reißen und es innerhalb weniger Minuten zum Sinken bringen könne. Um seine Theorie zu beweisen, baute er ein Modell der USS Cyclops. Laut Boxall hätten sich, als das Schiff verschwand, im Atlantik drei schwere Stürme gekreuzt, die aus drei verschiedenen Richtungen auf das Schiff trafen. Um das zu beweisen, schuf er ein Modell von der Cyclops und berechnete den Verlauf einer Monsterwelle, die sich aus den Stürmen bilden könnte. In einem Modell-Tank simulierte er dann, wie sich der Wellengang von drei Stürmen auf die Koordinaten der USS Cyclops auswirkte. Im Video sieht man, wie sich eine Riesenwelle im Tank bildet, die das Modellschiff innerhalb kürzester Zeit unter sich begräbt.

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Alles gar nicht so ungewöhnlich?

Der Autor und Pilot Larry Kusche schreibt in seinem Buch „Die Rätsel des Bermuda-Dreiecks sind gelöst“ hingegen, dass es im Bermudadreieck nicht mehr Unglücke gäbe als in vergleichbaren Seegebieten. Und die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V. sagt hierzu: „Spätere Nachforschungen konnten keine unnatürliche Häufung von Zwischenfällen im Bermuda-Dreieck feststellen und machten entsprechende Erklärungsversuche überflüssig.“

So deckte Kusche auch auf, dass Berlitz zahlreiche falsche Angaben in seinem Buch machte: Er habe die Wetterumstände verfälscht, verlege die Koordinaten der Unglücke, damit sie im Bermudadreieck stattfanden oder verschweige, dass es sich teilweise um unerfahrene Piloten gehandelt habe. Auch das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung bestätigte gegenüber TRAVELBOOK, es gebe keine wissenschaftlich ernstzunehmenden Hinweise, „dass das sogenannte Bermudadreieck gefährlicher oder geheimnisvoller als andere Meeresgebiete sein könnte“.

Das Bermudadreieck also doch kein unerklärlicher Mythos? Nichts anderes als ein Produkt unserer Sehnsucht nach dem Unerklärlichen, dem Geheimnisvollen? Tatsächlich deutet alles darauf hin. Dennoch: Die Verschwörungstheoretiker werden so schnell nicht aufgeben…

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