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Rituelle Menschenopfer

Die Cahokia-Hügel in den USA: Die letzten Zeugen einer brutalen Hochkultur

Cahokia-Hügel
Die Cahokia-Hügel sind ein beeindruckendes Zeugnis einer untergegangenen Hochkultur. Sie waren einst Wahrzeichen der ersten Stadt auf dem nordamerikanischen Kontinent Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

06.11.2022, 15:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Nahe der US-amerikanischen Stadt St. Louis finden sich die Cahokia-Hügel. Teils mehrere Hektar groß, sind sie die letzten Zeugnisse der ersten Stadt auf dem nordamerikanischen Kontinent. Warum sie unterging, ist bis heute ein Rätsel. Umso mehr weiß man dafür aber über die brutalen Rituale, die hier stattfanden.

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Unweit der Stadt St. Louis findet sich im US-Bundesstaat Illinois ein Ort, an dem man direkt auf die frühe Geschichte des Landes zurückblicken kann. Die sogenannten Cahokia-Hügel, riesig und von Menschenhand angelegt, sind die letzten Überbleibsel der Siedlung einer längst untergegangenen Hochkultur.

Laut „Encyclopedia Britannica“ war Cahokia die erste Stadt auf dem nordamerikanischen Kontinent überhaupt. Sie existierte etwa 400 Jahre lang, von 950 bis 1350 nach Christus. Mit einer geschätzten Einwohnerzahl von bis zu 40.000 Menschen war sie die bei weitem größte und wichtigste Siedlung der sogenannten indigenen Mississippi-Kultur. Die massiven Erdaufschüttungen, die diese unternahm, sind heute als die Cahokia-Hügel bekannt. Gab es laut Schätzungen einst etwa 120 von ihnen, sind heute noch 104 erhalten. Die Dimensionen der Stadt, die auf ihrem Höhepunkt um 1250 größer war als das damalige London, sind beeindruckend.

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Grausige Entdeckung

Cahokia-Hügel
Mehr als 100 der Cahokia-Hügel sind auch heute noch erhalten. Der Ort ist seit 1982 als Unesco-Welterbe anerkannt Foto: Getty Images

Mehr als 1600 Hektar groß war die Mega-Siedlung. Ihr zentrales Element waren die Cahokia-Hügel. Der gewaltigste von ihnen, Monks Mound genannt, ist bis heute das größte prähistorische aus Erde errichtete „Bauwerk“ der gesamten westlichen Hemisphäre. Auf einer Fläche von sechs Hektar erstreckt er sich auf vier Terrassen 30 Meter hoch über der Ebene. Um ihn zu errichten, waren 700.000 Kubikmeter Erde nötig. Innerhalb der Stadtgrenzen gab es verschiedene Bezirke. Die Hügel dienten sowohl als Wahrzeichen als auch zu rituellen Zwecken. Und einige von ihnen gaben in der Vergangenheit grausige Geheimnisse preis.

Besonders berüchtigt ist die nur als „Hügel 72“ bekannte Erhebung. Laut der wissenschaftlichen Seite „Illinois News Bureau“ entdeckte man hier bereits 1967 zahlreiche Massengräber. Sie enthielten die sterblichen Überreste von mindestens 270 Menschen, die definitiv keines natürlichen Todes gestorben waren. Im Gegenteil, an zahlreichen Knochen entdeckte man Spuren von Gewalt und grausamster Misshandlung. Es wird daher davon ausgegangen, dass dieser Cahokia-Hügel zeremoniellen Opfer-Zwecken diente.

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Rituelle Menschenopfer

In einem der Massengräber fanden sich ausschließlich junge Frauen. Zum Zeitpunkt ihres Todes waren sie erst 12-25 Jahre alt. Laut den Wissenschaftlern, die den Ort untersuchten, wurden sie vermutlich zu rituellen Zwecken geopfert. Vorher könnte man sie unter Drogen gesetzt und dann erwürgt haben, so die Forscher weiter. Diese Opferungen waren demnach über Generationen Tradition unter der Bevölkerung der ersten nordamerikanischen Stadt. Die Cahokia-Hügel, die im Übrigen auch für astronomische Zwecke genutzt wurden, waren ihr grausiger Schauplatz.

Von roher Gewalt zeugen besonders Funde von späteren Opferungen um das Jahr 1150. So fand man am „Hügel 72“ auch ein „besonderes“ Massengrab. Sämtliche Opfer hier waren brutal ermordet worden. Die Forscher entdeckten unter anderem eingeschlagene Schädel und vom Körper abgetrennte Köpfe. Untersuchungen ergaben, dass es sich bei den hier zu Tode Gekommenen um Menschen gehandelt haben könnte, die einer anderen Ethnie oder einem anderen Glauben angehörten als die Menschen von Cahokia.

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Das Ende einer Hochkultur

Der Zweck dieser rituellen Massentötungen ist bis heute nicht restlos geklärt. Es könnte sich aber um einen verzweifelten Versuch gehandelt haben, damit den Niedergang von Cahokia aufzuhalten. Denn dieser begann bereits im 12. Jahrhundert. Also nur etwa 300 Jahre nach Gründung der Stadt. Über die Ursachen für den hier einsetzenden, massenhaften Wegzug der Population kann bis heute nur spekuliert werden. Zu den gängigsten Hypothesen zählen massive Probleme bei der Ernährung einer so großen Bevölkerung, verstärkt durch mögliche Dürren und Überflutungen durch den nahen Mississippi.

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Um das Jahr 1350 war die gesamte Gegend fast vollständig verlassen. Territoriale Konflikte dürften dazu beigetragen haben. Ebenfalls fanden die Forscher Überreste von erst spät errichteten Verteidigungsanlagen, die auf kriegerische Auseinandersetzungen hindeuten. Und so verschwand eine Hochkultur, die die erste Stadt auf dem nordamerikanischen Kontinent errichtet hatte, scheinbar über Nacht von der Bildfläche. Was bis heute von ihnen geblieben ist, sind die beeindruckenden Cahokia-Hügel.

Aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung wurde der Ort bereits im Jahr 1982 als Unesco-Welterbe anerkannt. Er ist auch eine nationale Gedenkstätte und umfasst heute noch eine Fläche von 8,9 Quadratkilometern. Wer sich dieses beeindruckende Zeugnis früher amerikanischer Geschichte anschauen möchte, hat dazu laut offizieller Seite der Cahokia-Hügel täglich von Sonnenauf- bis Untergang Gelegenheit. Der Eintritt ist kostenlos. Das Besucherzentrum ist jedoch aktuell für Renovierungsarbeiten geschlossen.

Themen: USA
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