26. Januar 2019, 8:44 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Sie träumen von einer Van-Reise durch Neuseeland? TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel hat einen ausgiebigen Roadtrip über den Inselstaat hinter sich. Hier gibt sie Tipps, damit Ihre Reise im eigenen Van wundervoll und wenig bis gar nicht durch Nervereien gestört wird.
Neuseeland bereist man am besten im Van. Finde ich zumindest. Der bringt einen nämlich zu jedem noch so irrealen, weil einfach zu schön erscheinendem Naturschauspiel. Oder zumindest ganz nah ran an Klippen, Strände, Alpen, Wasserfälle, Seen, Fjorde & Co. Und diese natürlichen Grazien kann man dann nicht nur mit riesigen Augen anstarren, man kann da sogar schlafen. Solche Aussichten schaffen nicht einmal die teuersten Luxus-Resorts. Nicht zu vergessen das Gefühl absoluter Freiheit, wenn man einfach tut, was man will – und damit niemanden stört. Im Van müssen Sie keine Rücksicht auf Fahrpläne, andere Gäste, Ein- und Auscheck-Zeiten und anderen eingrenzenden Unsinn nehmen. Nur auf die Natur. Und je nach Nachtdomizil vielleicht mal auf andere Camper oder Anwohner – aber das lässt sich vermeiden.
Auch interessant: Welches Visum brauche ich für Neuseeland?
Es gibt also viele Gründe für ein nomadisches Vanleben in Neuseeland. Aber wie genau funktioniert das mit dem Van nun? Und was sollte ich unbedingt beachten, wenn ich mir ein fahrbares Bett unter den Hintern kaufe? Antworten gibt es in diesen sieben Tipps von TRAVELBOOK – natürlich alle selbst erfahren.
Wo finde ich ein geeignetes Auto?
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Autokauf: wann, wie teuer, wo?
Sind Sie mehr als ein paar Wochen in Neuseeland, lohnt sich der Kauf eines Vans. Als Beispiel: Ich habe Anfang 2018 für meinen simplen (und sehr geliebten) Toyota Hiace aus den 90ern 4.000 NZ-Dollar bezahlt, umgerechnet knapp 2.400 Euro. Es gibt Vans für viel weniger und natürlich auch welche für viel mehr Geld. Oft kommt es auf Ausstattung, Alter, Kilometerzahl und Jahreszeit an. Ab Ende des Sommers (etwa ab März) verschleudern viele Neuseeland-Reisenden ihre fahrbaren Unterkünfte, wollen oder müssen schnell weg und weiter. Vor allem im neuseeländischen Winter (ab Juni) bekommt man die Camper günstig. Anfang der Saison sind viele Verkäufer hingegen entspannt, weil sie wissen, dass die Vanliebhaber-Massen kommen und zahlen werden.
Finden können Sie Ihren Van über mehrere Wege. Ein gängiger ist Trade Me. Die Website ist sowas wie das neuseeländische Ebay. Hier bekommen Sie alles, auch Autos. Facebook ist ein anderer Weg. In Neuseeland gibt es zum Beispiel die Gruppe „Van NZ buy and sell“ sowie diverse andere. Und dann war da ja auch noch die reale Offline-Welt. Werkstätten, An-und-Verkauf-Geschäfte und ähnliche verkaufen auch, ebenso wie Privatpersonen, die einen „For Sale“-Zettel in der Scheibe kleben haben.
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Auto-Verkauf
Genauso wie Sie Ihren Van kaufen, können Sie ihn auch wieder verkaufen, wenn die Reise zu Ende ist: Trade Me, Facebook, Zettel in der Scheibe, An & Verkauf – versuchen Sie einfach Ihr Glück. Je nach Jahreszeit am besten über mehrere Wege. Der Verkauf ist übrigens einer der Gründe, wieso sich das mit dem Kaufen besonders lohnt. Ich habe beim Verkauf des letzten Vans ziemlich genau das Geld bekommen, das ich bei der Anschaffung gezahlt habe und so über drei Monate fast Ausgaben-frei gewohnt. Hundert Prozent darauf verlassen sollte man sich aber nicht, kauft man schließlich einen Gebrauchtwagen. Der erste Van, der mich vor zehn Jahren durch Neuseeland kutschiert hat, ist auf der Fahrt komplett kaputtgegangen. Damit war natürlich auch das Verkaufsgeld weg.
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Auto mieten
Wer nicht ganz so lange bleibt und lieber einen Wagen mieten will, dem sei Eurocampers empfohlen. Dort kann man sich Pakete oder Specials für verschiedene Fahrzeuggrößen und -klassen individuell zusammenstellen lassen. Zudem spricht der Besitzer deutsch, was – je nach Englischkenntnissen – durchaus auch ein Vorteil sein kann. Weitere Tipps gibt es hier:
Welche Versicherung brauche ich?
Autobesitzer sind in Neuseeland nicht gesetzlich dazu verpflichtet, eine Versicherung für das Auto abzuschließen. Fahren Sie aber irgendwo rein, bleiben wegen eines Van-Schadens oder weil Sie rechtzeitiges Tanken vergessen haben liegen oder passiert sonst irgendetwas, für das Sie etwas mehr Hilfe benötigen als Ihnen freundliche Mitmenschen gewähren können oder wollen, kann das ohne Versicherung ziemlich teuer werden. Eine gängige, aus meiner Erfahrung zuverlässige Versicherung ist AA. Die Versicherer bieten unterschiedliche Pakete an. Das günstigste reicht in der Regel aus, sind so die Kosten gedeckt, wenn man selbst einen Schaden verursacht. Was mich damals überzeugt hat, war die ständige Kündigungsmöglichkeit. Ich wusste nicht, wie lange ich in Neuseeland bleiben möchte. Als ich dann entschieden habe, meinen Jahresvertrag vorzeitig zu kündigen, habe ich problemlos das überbezahlte Geld wiederbekommen.
Vergessen Sie nicht Registrierung und TÜV!
Mindestens genauso notwendig wie die Versicherung sind die Registrierung und die WoF, kurz für Warrant of Fitness. Letztere ist sowas wie der TÜV Neuseelands. Beide kleben mitsamt Gültigkeitsdatum an der Vorderscheibe. Sind die abgelaufen und entdeckt das jemand, kann es teuer werden. Auch der Verkauf eines Fahrzeugs wird vor allem ohne WoF schwierig. Müssen Sie die WoF während Ihrer Reise erneuern und möchten Kosten (und mitunter Nerven) sparen, tun Sie das am besten in einer WoF-zertifizierten Werkstatt. Die tun das wirklich Nötige. Anders die größte Fahrzeugprüfstelle VTNZ. Die stört sich bei älteren Vans gern an Kleinigkeiten, die das Fahren und die Fahrsicherheit nicht einschränken, und lässt den Wagen deshalb durchfallen. Eine leicht verstaubte und noch leichter zu säubernde Bremse kann da mitunter zu einem riesigen Problem werden. Und das kann dann wieder kosten.
Die Registrierung ist abhängig von der gültigen WoF und kann in vielen Postämtern verlängert werden. Hier wird das Auto auch auf einen neuen Besitzer umgeschrieben, ganz einfach mit einem Zettel und ohne großartige Nachweise.
Darf ich parken, wo ich will?
Jein. Es gibt Orte, die ganz klar mit einem Übernachtungs- und Parkverbot gekennzeichnet sind. Da dürfen Sie legal nicht über Nacht oder gar nicht stehen. Ansonsten ist Neuseeland bis heute ziemlich freigiebig, was die Übernachtungsmöglichkeiten im Van angeht. Unter einer Voraussetzung: Damit der Van überall stehen darf, muss er self contained sein. Das bedeutet im Innern mit Klo, Spüle, Abwasserkanistern und -schläuchen ausgestattet. Dass er das ist, beweist ein blau-weißer Aufkleber. Der sieht so aus:
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es nicht nur Kontrolleure gibt, sondern diese auch zu unmöglich erscheinenden Zeiten auftauchen. Ich habe meinen nicht-self-containten Van wegen eines Reifenschadens über Nacht an einer blöden, klar verbotenen Stelle geparkt. Da es spät war, in Strömen geregnet hat und der öffentliche Parkplatz in der Nähe einer öffentlichen Toilette lag, fand ich das okay. Jemand anderes fühlte sich jedoch gestört. So schlich um 2.30 Uhr in der Nacht ein Kontrolleur um mein Auto herum und fotografierte es aus allen nur erdenklichen Winkeln. Die Strafe: 200 NZ-Dollar (ca. 120 Euro). So absurd diese Nacht-Aktion war, so kulant waren die Büro-Menschen in der Verhandlung, nachdem ich meine Lage erklärt hatte. Zahlen musste ich nie. Dennoch empfehle ich jedem, sich einen solchen Aufkleber zu besorgen. Alles andere kann unnötig nerven.
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Wie finde ich öffentliche Duschen und Toiletten?
Apropos öffentliche Toilette. Wenn man eine nicht komplett ausgestattete Version eines Campers fährt, sind Toilette und Dusche ständige Themen. Camper Mate ist die Lösung. Die App ist die Rettung, bei so ziemlich jedem Vanleben-Thema. Sie kennt zahlreiche öffentliche Toiletten, Duschen, Tankstellen, Wifi-Spots und viele andere Dinge, die Ihnen auf der Reise wichtig erscheinen werden. Camper Mate funktioniert übrigens in Neuseeland und Australien.
Hilfreich sind auch die vielen sogenannten iSITEs im ganzen Land. Die Touristen-Information hat auf jede Urlauber-Frage eine Antwort.