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25.000 Seemeilen und 31 Länder

4 Jahre lang mit dem Segelboot um die Welt

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TRAVELBOOK Redaktion

14.05.2019, 12:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Einfach in einem Segelboot um die Welt reisen und überall, wo Land unter den Füßen ist, Musik aufnehmen? Hannes Koch und Benjamin Schaschek haben es gemacht – vier Jahre lang.

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Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf noizz.de

Hannes Koch und Benjamin Schaschek haben bei ihrem Segeltörn mehr als 25.000 Seemeilen zurückgelegt und 31 Länder bereist. Auf drei Wochen See folgten immer drei Wochen Landgang. Nebenbei ist auch noch ein Album entstanden. Zusammen mit 225 internationalen Musikern, die sie auf ihrer Reise getroffen haben, haben die „Sailing Conductors“, wie die beiden ihr musikalisches Projekt getauft haben, währenddessen „Songs for Marianne“ aufgenommen.

Ein musikalisches Reisetagebuch, das klingt als währen Mumford and Sons in Jamaika, Indien oder Thailand gestrandet.

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Wie kommt man auf so eine Idee?

Hannes und Benjamins Wege haben sich eher zufällig gekreuzt. Beide haben sich in Berlin während ihres Studiums im Fach Tontechnik kennengelernt. Hannes kommt eigentlich aus Rostock und wollte auch da bleiben: „Aber da hatte ich die verlockende Möglichkeit, Maschinenbau zu studieren … irgendwie erschien mir Tontechnik in Berlin dann doch cooler.“ Ähnlich zufällig war Benjamins Weg. Der wollte eigentlich, ganz klassisch, Cello studieren: „Hat aber nicht ganz gereicht.“
Und so wurden die beiden beste Freunde. 2011 passierte dann das, was alles verändern sollte. Während Hannes in Berlin sein Studium zu Ende brachte und auf die Karriere als Musikproduzent hoffte, hat Benjamin sein letztes Studienjahr in Australien verbracht. „Dann verpasst der einfach seinen Rückflug!“, erinnert sich Hannes. Also fragte Benjamin Hannes, ob er sich nicht vorstellen könnte, den Weg einfach zurück zu segeln.

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Aus dem Abenteuer wurde ein Film

Also kauften sich beide ein 30 Jahre altes Boot für gut 11.000 Euro, die Benjamin von einem frühzeitigen Erbe seines Großvaters finanzierte. Sie tauften es auf den Namen „Marianne“. Und es gibt diese Geschichte, die klingt wie aus einem postmodernen Abenteuerroman, auch als Film.

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Während ihres Törns haben die beiden sowieso schon alles mit der Kamera festgehalten. Für ihren Blog, später auch für eine Miniserie auf dem ehemaligen Fernsehsender EinsPlus. Aber auch um alle Eindrücke irgendwie festzuhalten. Finanziert wurde der Film durch eine Crowdfunding-Kampagne.

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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„Wir glauben, dass wir mit unserem Film Menschen inspirieren können, sich auf das Unbekannte einzulassen – sich selbst und anderen zu vertrauen. Das haben wir auch getan und sind als andere Menschen zurückgekehrt“, sagt Hannes.

Daraus entstanden ist ein Film über Freundschaft, Freiheit und Musik. „Wir wollten eben etwas mit Musik machen. Und das mit dieser einmaligen Möglichkeit zu verbinden, ist einfach großartig gewesen“, meint Hannes. Dabei haben sie auch viel über sich selbst gelernt. Auf manchen Fotos während der Reise sehen sie aus wie zwei irre Matrosen, die auf Expedition gehen. Und genauso haben sie sich manchmal auch gefühlt.

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Die Musik öffnet Hannes und Ben, während ihrer Reise, die Türen zu den Herzen der Menschen und viele Vorurteile und Verständigungsschwierigkeiten verfliegen einfach, wenn sie gemeinsam Musik machen. Egal, ob in Kaschmir oder Chicago.

Für die beiden war die Reise auch ein Wagnis

Keiner von beiden hatte großartige Segelerfahrung. Benjamin war zwar schon einige Male mit seiner Familie im niederländischen Ijsselmeer im Nordseewasser mit einem Segelboot unterwegs und hatte immerhin etwas Bootserfahrung.

Für Hannes aber war das Segeln echtes Neuland: „Alles learning by doing. Und wie gesagt, unser Boot war nicht unbedingt das Neuste.“ Die Selbststeueranlage funktionierte nicht richtig, sie mussten alles manuell steuern. So kam es dann auch zu der ein oder anderen brenzligen Situation auf offenem Meer.

„Oh, Gott ich erinnere mich noch, das war ziemlich am Anfang. Wir waren noch superunerfahren.“ Bei der zweiten Überfahrt ging es bei Neuguinea durch einen ziemlich engen Kanal, erzählt Hannes: „Da musste alles durch – kleine Schiffe, große Kähne. Alles!“ Also manövrierten sich die beiden mit wenig Erfahrung durch – und kollidierten fast mit einem ziemlich großen Frachter. „Sowas brauchten wir echt nicht nochmal!“

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Bereut haben die beiden ihre Entscheidung nie. „Ich war heiß darauf, Musik aufzunehmen. Und dieses Projekt kam genau richtig“, sagt Hannes. Auch wenn es manchmal natürlich zu Streit zwischen den beiden kam, mit einem Bierchen und dem gemeinsamen Musikmachen war das dann aber wieder schnell vergessen.

„Erstaunlicherweise sind Clubs und Bars gar nicht so verbreitet auf der ganzen Welt“, lacht Hannes, als er das sagt. Dann seien die beiden aber eigentlich immer von alleine ins Gespräch mit den Leuten gekommen: „Wenn wir dann sagten, wir wollen Musik aufnehmen, kam immer schnell eins zum anderen.“

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Klarkommen mit wenig Geld

Allerdings kann keiner von Luft, Liebe und zwei Akustikgitarren, einem Cello sowie ein paar Mikrofonen und einem Laptop leben. Dank Unterstützung ihrer Familie hatten sie immerhin jeden Monat 500 Euro in der Reisekasse. Da isst man auch mal Hundefutter und muss generell ziemlich viel Improvisationstalent beweisen. Manchmal kalkulierten sie das Trinkwasser viel zu knapp und kamen nur mit einem halben Liter im Hafen an. „Am frohesten war ich, als wir unserer Familie endlich sagen konnten: ‚Hey, ihr könnt den Dauerauftrag löschen’“, meint Hannes.

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Für die Entbehrung wurden sie jedoch mit einmaligen Erlebnissen entschädigt. „Natürlich ist es krass, wenn dann plötzlich Delfine neben dir auftauchen“, erzählt Hannes. Gefallen hat ihnen vieles, zwei Orte sind bei Hannes besonders hängen geblieben. Zum einen Kuba: „Da hatte man ein nostalgisches DDR-Flair. Es war ziemlich anders, als das, was ich kannte.“ Zum anderen fanden sie Kanada ziemlich gut. „Die perfekte Mischung aus Europa und den USA“, witzelt Hannes.

Anschließend gingen die beiden erstmal mit ihrem Film auf Kinotour. Das mit dem Segeln haben sie aber keinesfalls aufgegeben. „Marianne“ wartet im Hafen auf weitere Törns. „Vielleicht mal durch Skandinavien und da die Musiker zusammenbringen. Das wär doch was“, schwebt Hannes vor.

(Text: Sabine Winkler)

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