10. Juni 2025, 10:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ihr Name lässt zunächst vielleicht anderes vermuten, doch bei Blaualgen handelt es sich um Bakterien. Ist ein See übermäßig mit ihnen belastet, kann das für Badende gesundheitsschädlich sein – für Hunde sogar tödlich. Erfahren Sie bei TRAVELBOOK, wie es zu einer erhöhten Belastung mit Blaualgen in Gewässern kommen kann und woran Sie diese in Badeseen erkennen können.
Es ist typischerweise die warme Jahreszeit, in der es Badehungrige an den See zieht. Eine andere, eher ungewünschte Begleiterscheinung von Wärme und Sonnenstrahlen ist die Möglichkeit einer sogenannten Wasserblüte. Damit ist eine starke Vermehrung von Blaualgen gemeint. Es ist wichtig, eine Belastung mit Blaualgen zu erkennen, um betroffene Gewässer zu meiden. Denn die Mikroorganismen können Gifte freisetzen, sodass der Kontakt mit ihnen sehr folgenschwer werden kann.
Übersicht
Eigenschaften von Blaualgen – und was sie gefährlich macht
Trotz ihres Namens zählen Blaualgen nicht zu den echten Algen, sondern zu den Bakterien, genauer gesagt zu den Cyanobakterien. Was sie mit Algen und Pflanzen gemeinsam haben, ist die Fähigkeit zur Photosynthese. Dabei gehen sie jedoch einen etwas anderen Weg. Wie das Brandenburger Umweltministerium (MLEUV) erklärt, nutzen Cyanobakterien nicht nur das gleiche Licht wie grüne Pflanzen, sondern dank spezieller Farbstoffe, der sogenannten Phycobiline, auch weitere Wellenbereiche. Dadurch können sie unter unterschiedlichen Lichtverhältnissen besonders effizient Energie gewinnen. Je nachdem, welche Pigmente überwiegen, erscheinen sie bläulich, rötlich, grün oder schwarz.
Ein weiterer Unterschied zu „echten“ Algen ist: Bestimmte Blaualgenarten bilden sogenannte Cyanotoxine, und diese Gifte gelangen ins Wasser. So können Badende in Seen sie aufnehmen, was beim Menschen zu Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen kann. Der Kontakt mit Blaualgen kann außerdem zu Reizungen der Haut und Schleimhäute führen. Wenn die Toxine in die Lunge gelangen, können sie zudem Atemwegsprobleme verursachen.
Für Menschen unangenehm, für Hunde potenziell tödlich
Für Menschen gehen von Blaualgen in der Regel keine ernsthaften Gefahren aus. Das MLEUV mahnt dennoch, auf kleine Kinder aufzupassen, da sie beim Toben im ufernahen Bereich eher Wasser verschlucken können. Die oben beschriebenen Beschwerden können unangenehm ausfallen. Eine Blaualgenvergiftung kann für Hunde hingegen lebensgefährlich sein, wie die Kollegen von PETBOOK näher erklären.
Erst im Mai dieses Jahres ist ein Hund in Berlin gestorben, nachdem er im Tegeler See Cyanotoxine aufgenommen hat. Davon berichtete unter anderem „Tagesschau“. Eine erschreckende Meldung, wie sie Hundehaltern immer wieder Sorgen bereiten. Im August 2024 machte der Kanton Schaffhausen in der Schweiz drei Todesfälle von Hunden bekannt, die sich „höchstwahrscheinlich beim Baden mit Blaualgen vergiftet haben“.
Was massenhafte Vermehrung von Blaualgen begünstigt
„In Brandenburg treten Massenentwicklungen überwiegend bei einer hohen bis sehr hohen Nährstoffverfügbarkeit (…) und höheren Gewässertemperaturen sowie guten Lichtbedingungen auf“, erfährt TRAVELBOOK vom Brandenburger Landesamt für Umwelt (LfU). Vereinfacht gesagt bieten Wärme und Sonnenstrahlen den Mikroorganismen ideale Bedingungen, um sich zu vermehren. Mit „Nährstoffverfügbarkeit“ ist gemeint, dass abhängig von unterschiedlichen Faktoren beispielsweise Stickstoff und Phosphor in Seen vorhanden sein können. Diese Nährstoffe fördern das Wachstum von Blaualgen, da sie wie Dünger wirken. Sie können in Gewässer gelangen, wenn beispielsweise landwirtschaftliche Mittel bei Regen in Flüsse und Seen gespült werden oder über Abwässer aus Haushalten gelangen.
Oder: weil Badegäste ins Wasser urinieren. Davon sollten Sie Abstand nehmen, wie TRAVELBOOK in diesem Beitrag ausführlich begründet.
Woran Sie Blaualgen erkennen
Blaualgen bzw. Cyanobakterien sind schwer zu erkennen, warnt das LfU. Selbst Fachleute benötigen demnach oft ein Mikroskop, um sie eindeutig zu identifizieren. Dennoch gebe es einige sichtbare Anzeichen, die auf eine Belastung hinweisen können. Hierzu zählen:
- Milchige Trübung des Wassers, wie sie speziell für eine bestimmte Art von Cyanobakterien typisch sei.
- Leuchtend türkisblauer Schleim an der Wasseroberfläche oder am Ufer. Ein solcher entsteht durch abgestorbene Cyanobakterien.
- Rötlich-braune bis schokoladenbraune Massen bei bestimmten Arten.
- Schlieren, Klümpchen oder Teppiche auf der Wasseroberfläche.
- Starke Algenansammlungen an windzugewandten Ufern.
Zusammenfassend sollte man bei trüb wirkendem oder ungewöhnlich verfärbtem Wasser vorsichtig sein. Hunde sind dringend vom Ufer fernzuhalten, wenn sich dort Algenmassen ansammeln. Dort ist die Konzentration möglicher Gifte am höchsten.

Wer gerne im See schwimmt, könnte schon mal spezielle Teststreifen verwendet haben, die Aussagen zur Wasserqualität treffen sollen. Doch damit sollte man sich nicht allzu sicher fühlen. Zumal sie nicht auf Blaualgen reagieren. „Teststreifen, mit denen sich Cyanobakterien oder andere Gefahren am Seeufer für die menschliche Gesundheit erkennen lassen, gibt es nicht“, versichert das LfU. Zur zuverlässigen Erkennung seien standardisierte Labormethoden unverzichtbar, wie sie die Gesundheitsämter für ihre Untersuchungsaufträge vorschreiben.

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TRAVELBOOK sprach auch mit Markus Kaschubski vom Gesundheitsamt Bremen. Er gab den Tipp, sich vor dem Besuch einer Badestelle im Sommer bei den verantwortlichen Behörden zu informieren. Das sei gemeinhin sehr einfach. In seinem Bundesland finde man die benötigten Informationen auf sämtlichen Webseiten des Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz und Veterinärdienst des Landes Bremen (LMTVet).
In Deutschland gelten EU-Richtlinien zur Badewassersicherheit. Warnungen zu Blaualgen werden jedoch nicht zentral vom Bund veröffentlicht. Die Länder und Kommunen sind hier dafür verantwortlich, aktuell und lokal über die Blaualgenentwicklungen zu informieren. Ob Badewarnungen ausgesprochen oder gar Badeverbote verhängt werden, hängt von der konkreten Situation ab. In der Regel führt eine leichte bis mittlere Blaualgenkonzentration zu einer Warnung, die an Schildern wie „Baden auf eigene Gefahr“ oder „Kein Kontakt mit Wasser“ erkennbar ist. Speziell für Kinder und Hunde sind diese Hinweise ernst zu nehmen. Bei stärkeren Blaualgenbelastungen aufgrund einer Massenvermehrung der Bakterien verhängen die Behörden gemeinhin Verbote.