
18. Juni 2025, 17:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Helgoland ist nicht nur Deutschlands einzige Hochseeinsel, sondern hat auch noch in einer anderen Beziehung einen echten Sonderstatus. Denn wer hier einkauft, zahlt weder Umsatz- noch Mehrwertsteuer. Die Regelung geht zurück auf die Zeit, als sich Helgoland unter der Herrschaft der britischen Krone befand. Doch Achtung: Obwohl Sie hier sparen, kann ein Besuch des Shopping-Paradieses unter Umständen doch richtig teuer werden.
Es ist für nicht Wenige ein zusätzlicher Pluspunkt beim Verreisen: Wer ein anderes Land besucht, hat mitunter vorher die Möglichkeit, zum Beispiel an einem Flughafen vergünstigte (weil zollfreie) Waren einzukaufen. Doch hätten Sie gewusst, dass man in Deutschland dafür gar nicht über die Staatsgrenzen hinaus muss? Richtig, denn es gibt hierzulande einen Ort, wo Sie auf ihren Einkauf weder Umsatz- noch Mehrwertsteuer bezahlen müssen. Nämlich Helgoland, die einzige Hochseeinsel der Bundesrepublik. Und dass das so ist, hat einen geschichtlichen Grund.
Wie auf der offiziellen Seite von Helgoland nachzulesen ist, geht diese Sonderregelung zurück auf die Zeit der britischen Herrschaft über die Insel. Diese währte von 1807 bis 1890. Das Privileg der Vergünstigungen legte einst Queen Victoria höchstpersönlich fest. Damit wollte sie sich bei ihren Untertanen dafür bedanken, dass Großbritannien Helgoland während der von Kaiser Napoleon von 1808 bis 1813 verhängten Kontinentalsperre als Umschlagplatz für Schmuggelware benutzen durfte. Als die Insel 1890 in das damalige Deutsche Reich überging, behielt man die besonderen Statuten einfach bei. Und tatsächlich gelten sie bis heute.
Nicht an Zollrecht gebunden
Dadurch unterliegt Helgoland weder dem europäischen noch dem deutschen Zollrecht, was die Insel zu einem beliebten Shoppingziel macht. Die offizielle Webseite wirbt selbstbewusst mit dem Slogan „Hochwertige Waren, günstige Preise“. Und macht auf Möglichkeiten zum Sparen beim Einkauf von unter anderem Uhren und Schmuck sowie Alkoholika und Tabak aufmerksam. Sogar die Mengen, die man offiziell erwerben darf, sind unter einem eigenen Reiter auf der Homepage vermerkt. Diese sollte man übrigens unbedingt beachten. Denn ansonsten spart man vielleicht beim Einkauf vor Ort – zahlt aber dennoch sprichwörtlich einen hohen Preis dafür.
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So macht das Zollamt Helgoland darauf aufmerksam, dass Mengen, die über die erlaubten Mitnahme-Grenzen hinausgehen, ausschließlich auf der Insel selbst und vor Abreise anzumelden sind. Denn aufgrund des skurrilen Sonderstatus der Insel wird man bei der Rückreise auf das Festland tatsächlich regelmäßig vom Deutschen Zoll kontrolliert. Nicht deklarierte Ware muss dann nachträglich voll verzollt werden, was richtig teuer werden kann. Zudem können Straf- und/oder Bußgeldverfahren eingeleitet werden.

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„Gäste kommen heute eher wegen der Natur“

Eine Mitarbeiterin des Helgoland Tourismus Service sagt auf TRAVELBOOK-Anfrage: „Letztes Jahr kamen 305.000 Tages- und Übernachtungsgäste (bei gerade einmal gut 1200 Einwohnern, die Redaktion). Touristen heute besuchen uns aber eher wegen der Natur, als um zu shoppen.“ Allein schon die Anreise per Schiff oder Katamaran sei ein Erlebnis, ab Juli 2025 kann man aber wohl auch wieder auf die Insel fliegen. Aktuell warte die einzige Fluggesellschaft, die Helgoland bedient, noch auf eine Genehmigung für ihre neuen Maschinen.
Und was gibt es auf Helgoland zu sehen für Gäste, die nicht (nur) einkaufen möchten? „Im Winter sind auf jeden Fall die Robben unser Highlight. Wir haben hier die landesweit größte Kolonie, letztes Jahr gab es über 1000 Geburten.“ Die beste Zeit für einen Besuch, um die Meeres-Säuger zu sehen, sei von November bis Januar. „Im Sommer lohnt sich vor allem der Klippenrandweg. Der führt an dem Felsen ‚Lange Anna‘ vorbei, dem Wahrzeichen unserer Insel. Außerdem kann man fünf verschiedene Vogel-Populationen beobachten, die in Deutschland nur hier vorkommen.“
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Gemeint sind damit die Trottellummen, Basstölpel, Dreizehenmöwen, der Tord-Alk und der Eissturmvogel. Diese Arten nennt die Mitarbeiterin in Anlehnung an Afrikas Safari-Wildtiere die „Big Five“ der Insel. Helgoland bietet in seinen liebevoll restaurierten „Hummerbuden“ aber auch jede Menge Kunst und Kultur in Form von Fotogalerien, Kunstausstellungen und Antiquitätenläden. Auch Bars, Restaurants und Museen finden sich in den alten Fischerhäusern. Sehenswert ist auch der Bunkerstollen, ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg.