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Phantom-Eilande

Diese Inseln tauchten auf Karten auf, obwohl es sie gar nicht gab

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Gregor Thorand

11. Juli 2016, 13:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Inseln, die es eigentlich gar nicht gibt: Autor Dirk Liesemer erzählt ihre Geschichten in seinem „Lexikon der Phantominseln“. Warum selbst Google nicht alles weiß und wieso es trotz eindeutiger Satellitenbilder immer noch zahlreiche Phantominseln gibt, verrät er im Gespräch mit TRAVELBOOK.

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. 2012 war ein Forschungsschiff in der Gegend unterwegs und machte sich auf, die Insel zu finden. Mysteriöserweise erschien sie auf einigen Karten, auf anderen aber nicht. Mit entsprechender Vorsicht näherte sich der Kapitän dem vermeintlichen Eiland. Jedoch: Keine Spur von Sandy Island. War die Insel vielleicht unter dem Meeresspiegel versunken? War das Schiff gefährdet, fernab von der australischen Küste auf ein Riff zu laufen und Leck zu schlagen? Mit äußerster Vorsicht manövrierte der Kapitän vorwärts. „Die Crew konnte live mitverfolgen, wie sie durch den auf Google Earth schwarz gepixelten Bereich fuhren, der diese Insel sein sollte“, berichtet Liesemer im Gespräch mit TRAVELBOOK. Sandy Island ist eine von 30 Inseln, deren Geschichten der Autor in seinem neuen Buch „Lexikon der Phantominseln“ erzählt.

Wie kamen die Inseln auf die Karte?

Es gibt vielfältige Gründe, weshalb diese Phantominseln auf Karten auftauchten. Zum einen mussten sich die Kartografen der damaligen Zeit auf unzureichende Berichte der Seefahrer verlassen. Je öfter Geschichten von Neuentdeckungen erzählt wurden, um so glaubwürdiger wurden sie. Erst wurden die Inseln nur gestrichelt dargestellt. Später erschienen sie als vollwertige Zeichnungen mit Landschaft und Flüssen. Ein weiterer Grund: Viele Seefahrer kamen in Erklärungsnot, wenn sie von den teuren Expeditionen keine Schätze mitbrachten und erfanden als Ausgleich einfach solche Entdeckungen. Andere wollten mit ihrem angeblichen Fund eine gewisse Unsterblichkeit erreichen.

Die Phantasieinsel eines Hochstaplers

Die Insel Frisland etwa ist eine dreiste Erfindung des Venezianers Nicolò Zeno. Seine Vorfahren waren seinen Angaben zufolge berühmte Seefahrer, die die Insel im Nordatlantik entdeckt hatten. Er selbst habe als Kind in Briefen von der geheimnisvollen Insel gelesen, diese aber in kindlicher Unbedachtheit zerrissen. „Sein Buch erregte große Aufmerksamkeit, weil seine Karte große Übereinstimmungen mit Details anderer Karten hatte, die er nicht kennen konnte“, berichtet Liesemer. Eine klassische Hochstapelei, die es auf die meisten Seekarten des 16. Jahrhunderts schaffte.

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Die Insel Frisland im Nordatlantik war eine dreiste Erfindung. Foto: Wikimedia Commons-Vincenzo Coronelli-Gemeinfrei

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Die Magnetinsel auf dem Nordpol

Rupes nigra war ein geheimnisumwobener Magnetberg am Nordpol. Diese mysteriöse Insel war, so glaubte man zu jener Zeit, der Grund, warum alle Kompassnadeln nach Norden zeigten. Rupes nigra diente damals auch als Erklärung für Ebbe und Flut. „Wer mit seinem Schiff auf einem der Ströme landet, die zum Rupes Nigra führen, der käme wegen der extrem starken Strömung nicht mehr raus“, erzählt Liesemer. Die Legende hielt sich, bis die Gegend um den Nordpol schließlich näher erforscht wurde.

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Die mysteriöse Magnetinsel Rupes nigra wurde am Nordpol vermutet. Foto: Wikimedia Commons-Gerardus Mercator-Gemeinfrei
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Phantominseln bleiben trotz Satellitenbildern

Von vielen Phantominseln gab es mehrere Sichtungen. Seefahrer, welche diese nicht ausfindig machen konnten, waren vorsichtig, dies öffentlich kund zu tun. Denn die falsche Existenz zu bestätigen war oft einfacher, als sie zu leugnen, erklärt Liesemer: „Man wollte nicht, dass die anderen behaupten, man sei einfach nur besoffen gewesen oder man hätte seine nautischen Instrumente nicht bedienen können.“

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Doch Liesemer trägt in seinem Buch (natürlich inklusive Karten) nicht nur Sagen aus der Antike und den Seefahrer-Jahrhunderten zusammen. Auch in der Moderne findet er geografische Ungereimtheiten, wie etwa das eingangs erwähnte Sandy Island. Die Insel – angeblich fast doppelt so groß wie Manhattan – wurde erst nach der offiziellen „Nicht-Entdeckung“ 2012 gelöscht. Und das, obwohl es bereits seit Jahrzehnten Satellitenaufnahmen der Weltmeere gibt.

Warum es manchmal Jahre dauerte, bis eine Eintragung korrigiert wurde, erklärt Liesemer wie folgt: „Keiner traut sich eine Insel auszutragen, bei der man sich unsicher ist. Wenn doch etwas passiert, weil die Insel nur knapp unter dem Meeresspiegel liegt, will keiner die Verantwortung dafür tragen müssen.“ Liesemer schätzt, dass aktuell noch mehrere hundert Phantominseln existieren.

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„Lexikon der Phantominseln“ von Dirk Liesemer. Foto: Mare Verlag
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