
16. Mai 2025, 7:41 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das kleine San Marino ist ein Ort mit einer erstaunlichen und langen Geschichte. Bereits im vierten Jahrhundert gegründet, ist es heute nicht nur das kleinste Land Europas, sondern auch die älteste Republik auf der ganzen Welt. Umgeben von italienischem Staatsgebiet, behält das als UNESCO-Welterbe anerkannte Territorium bis heute seine Unabhängigkeit.
Im Landesinneren Italiens, zwischen den beiden Regionen Emilia-Romagna und den Marken, liegt hoch auf einem Berg ein erstaunlicher und äußerst geschichtsträchtiger Ort. Gerade einmal etwa 33.000 Menschen leben hier auf einer Fläche von 61 Quadratkilometern. Die Rede ist von dem Mini-Staat San Marino, der für sich gleich zwei beeindruckende Superlative beanspruchen kann. Denn er ist nicht nur das kleinste Land Europas, sondern, da bereits im vierten Jahrhundert gegründet, auch die älteste heute noch existierende Republik auf der ganzen Welt. Und ein Blick in dessen Historie offenbart sowohl Erstaunliches als auch höchst Skurriles.
Von Anfang an umkämpft
Es ist das Jahr 301 nach Christus, als sich die ersten Menschen auf dem heutigen Gebiet von San Marino ansiedeln. Dabei handelt es sich laut der offiziellen Website des Staates um den Heiligen Marinus und seine Gefolgsleute. Auf der Flucht vor ihren Verfolgern entscheiden sie sich für den 739 Meter hohen, unzugänglichen Berg Titano als ihre neue Heimat. Natürlich können sie nicht ahnen, dass sie damit die heute älteste Republik der Welt gründen, die nun schon seit mehr als 17 Jahrhunderten existiert. Zum ersten Mal offiziell erwähnt wird das kleinste Land Europas dann im Jahr 855 in der Schrift Liber Pontificalis (Das Buch der Päpste). Und der schroffe Felsen, auf dem es sich befindet, war von Anfang an umkämpft.
So versuchten mehrfach Potentaten, San Marino zu erobern. Das Land, das bereits 1463 seine heutige Größe erreichte, wurde zum Beispiel 1503 von der mächtigen Borgia-Familie überfallen, die mit Alexander VI. sogar einen Papst stellte. Im Jahre 1749 war San Marino dann für einige Monate von einer „ausländischen“ Macht besetzt. Der geistliche Eroberer Giulio Alberoni Giulio Cardinal konnte nur durch ein Machtwort von Papst Clemens XII. zum Rückzug bewegt werden. Diese beiden Ereignisse stellten jedoch für lange Zeit die einzigen in der Geschichte des Mini-Landes dar, bei denen Feinde dessen Grenzen überschritten.
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Kein Interesse an einem Seezugang
Ein anderer Machthaber wollte San Marino 1796 sogar eine ganz besondere Ehre zuteilwerden lassen. So bot Kaiser Napoleon höchstselbst dem Staat, den er bewunderte, die Erweiterung seines Territoriums um einen Seezugang an. Und so unglaublich es auch klingt: Die örtlichen Entscheidungsträger lehnten dieses großzügige Angebot tatsächlich ab. 1849 machte das kleine Land auf dem großen Felsen wieder von sich reden, als man dem italienischen Revolutionär Giuseppe Garibaldi und seinen Mitstreitern politisches Asyl gewährte. Die Unabhängigkeit der ältesten Republik der Welt wurde seitens Italiens dennoch fortan in ganzen einer Serie von Verträgen ab 1862 zugesichert.
Bereits 1869 machte San Marino Schlagzeilen, als es als erstes europäisches Land und als erst drittes auf der ganzen Welt offiziell die Todesstrafe abschaffte. Anders als Italien blieb man während des Zweiten Weltkrieges neutral, wurde aber 1944 doch zum Ziel eines britischen Bombenangriffs. Im selben Jahr war das Mini-Land dann auch zuerst von den Nazis und später den Alliierten kurzfristig besetzt. Bereits 1981 wählte man hier mit Maria Lea Pedini das erste weibliche Staatsoberhaupt. 1992 trat San Marino den Vereinten Nationen bei, seit 2002 gilt der Euro hier als offizielles Zahlungsmittel. 2008 erkannte die UNESCO San Marino als Welterbe an.

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Alle fünf Jahre wird hier laut der Verfassung aus dem Jahr 1600 ein neues Parlament mit 60 Mitgliedern gewählt. Die zwei führenden Staatsoberhäupter, die sogenannten capitani reggenti, ernennt dieses alle sechs Monate neu. Die meisten Einwohner leben in den drei Städten San Marino (Hauptstadt), Borgo Maggiore und Serravalle. Heute ist hier neben der Landwirtschaft vor allem und immer mehr der Tourismus die Haupteinnahmequelle vieler Einheimischer. Nebenbei machte sich das kleinste Land Europas in der jüngsten Vergangenheit auch einen Namen als Banken- und Steuerparadies.
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Auf der offiziellen Website können sich Interessierte über das reichhaltige touristische Angebot von San Marino informieren. Dazu gehören neben City-Trips auch Ausflüge zu Fuß oder mit dem Rad in die Natur des kleinen Landes. Die Seite wirbt auch mit den regelmäßig hier stattfindenden Shows und Festivals sowie den Möglichkeiten zum Shopping. Der Werbeslogan macht jedenfalls neugierig, die älteste Republik überhaupt einmal zu entdecken und verspricht „eine weltweit einzigartige Welt.“