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Deutsches Tauchrevier: Der legendäre Kreidesee in Hemmoor

In Norddeutschland

Der legendäre Kreidesee bei Cuxhaven wurde schon vielen Tauchern zum Verhängnis

Der Kreidesee im Landkreis Cuxhaven ist auch überregional bei Tauchern beliebt – aber nicht ganz ungefährlich
Der Kreidesee im Landkreis Cuxhaven ist auch überregional bei Tauchern beliebt – aber nicht ganz ungefährlichFoto: dpa picture alliance

Der Kreidesee nahe Cuxhaven gilt unter Tauchern als legendär: Die Sicht liegt bei bis zu 40 Metern. Zu entdecken gibt es ein versenktes Flugzeug, einen Plastikhai, einen Lkw. Immer wieder verunglücken dort aber auch Taucher, die aus der ganzen Welt kommen.

Er ist einer der beliebtesten Tauchspots in Deutschland: der Kreidesee bei Cuxhaven. Jährlich kommen mehr als 30.000 Menschen aus der ganzen Welt an den türkis schimmernde, 33 Hektar große und bis zu 60 Meter tiefen See. Auf dem Gelände gibt es eine Tauchbasis, einen Campingplatz und mehrere Ferienhäuser.

„Der See ist legendär“, sagt Barbara Brost, die die Schule „Tauchteam Wasserfest Hannover“ leitet, und regelmäßig nach Hemmoor fährt. „Die Sichtweite ist super, das sind schon fast tropische Verhältnisse.“ Außerdem werde viel Unterhaltung unter Wasser geboten, darunter eine freischwebende Piper 28 sowie ein sieben Meter langer Plastikhai. „Wenn die Sonne durch das Wasser auf den Flieger fällt, ist das ein spektakuläres Fotomotiv“, schwärmt Brost.

Kreidesee, Taucher
Im Kreidesee wurden zu Tauchzwecken Segelboot sogar Segelboote versenktFoto: dpa Picture Alliance

Kreidesee wurde mehrfach mit „Tauchen Award“ ausgezeichnet

Mehrfach wurde der Kreidesee schon als beste „Tauchbasis Deutschland, Österreich und der Schweiz“ mit dem „Tauchen Award“ ausgezeichnet. Zudem wurde der See erst kürzlich zu einem der sechs spektakulärsten Tauchspots in Deutschland gekürt. Das Gewässer ist deshalb so klar, weil dort bis 1976 Kreide für die Zementproduktion abgebaut wurde. Nach der Stilllegung füllte sich die Grube mit Wasser. Weil dieses leicht basisch ist und wenig Plankton hat, schimmert es türkis. Industrierelikte unter Wasser wie Lkw-Rampen, Förderbänder sowie ein „Rüttler“ – ein Betongebäude mit Brücke und unterirdischen Gängen – zeugen von der Tagebau-Vergangenheit.

Der Betreiber, der ehemalige Berufstaucher Holger Schmoldt, entdeckte den See Ende der 1980er Jahre. Er verliebte sich in das Gewässer und baute es zum Tauchspot aus. Im Laufe der Zeit versenkte er immer mehr Attraktionen: Autos, Wohnwagen, Lkw, ein Segelboot – und den Flieger. „Ein freischwebendes Flugzeug unter Wasser, das ist weltweit einmalig“, sagt Schmoldt. Selbst aus Brasilien seien schon Taucher in Hemmoor gewesen.

Ein versenkter LKW, der auf einer Straße zu stehen scheintFoto: dpa Picture Alliance

Am Ufer liegt eine riesige Röhre, sie soll demnächst versenkt werden. „Das ist die Spitze eines Fernsehturmes. An Land sieht sie unspektakulär aus, aber unter Wasser macht es Spaß durchzutauchen“, sagt der 54-Jährige. Fische schwimmen auch im See: Forellen, Barsche, Saiblinge und Zander.

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Der Kreidesee gilt als „Todessee“

Wer nicht taucht, kennt den See meist aus den Nachrichten. Medien bezeichneten das Gewässer bereits als „Todessee“. Nach Polizeiangaben starben in den vergangenen fünf Jahren bei Unfällen vier Taucher, fünf weitere wurden schwer oder sogar lebensgefährlich verletzt. Bei der Menge an Tauchern jedes Jahr sei das jedoch nicht viel, findet Tauchlehrerin Brost.

„In den meisten Fällen handelte es sich um personenbezogene Ursachen, sprich eventuelle Vorerkrankungen, Selbstüberschätzung oder individuelle Tauchfehler“, betont ein Polizeisprecher. „Die Leute trauen sich zu viel zu“, sagt auch Betreiber Schmoldt. Trotz Vorerkrankungen würden manche von Arzt zu Arzt laufen, bis sie endlich ein Attest über ihre Tauglichkeit bekämen.

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Niemand sollte alleine in den See gehen

Zuletzt starb im September 2019 ein 39-Jähriger im See. Die Polizei vermutet, dass der Taucher die Druckluftflaschen verwechselte und die Sauerstoffsättigung nicht hoch genug war. „Die Todesfälle haben dazu geführt, dass wir einen schlechten Ruf bekommen haben“, so Schmoldt. „Dabei haben wir eine Unfallrate von 0,01 Prozent.“ Das sei unter dem, was beim Tauchen üblich sei. „Unsere Rettungskette funktioniert tadellos. Hier weiß jeder, was er machen muss, wenn ein Unfall passiert. Und trotzdem kann man tödliche Tauchunfälle nicht verhindern.“ Natürlich dürfe aus Sicherheitsgründen niemand alleine ins kalte Nass gehen.

Der Kreidesee auf der Karte:

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