10. Juli 2025, 7:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Italien-Fans schätzen in Urlaub vor Ort die landestypische Atmosphäre, das Dolce Vita – doch an einem bestimmten Ort in der Toskana gibt es einen überraschenden Einschlag. Statt der Region entsprechender Spezialitäten gibt es dort etwa ein Mal im Jahr Fish and Chips. Schmeckt nach Schottland, und das nicht ohne Grund! Mehr dazu bei TRAVELBOOK.
Ein Geheimtipp ist die Toskana sicherlich nicht. Doch neben den besonders beliebten Reisezielen der Region (z. B. Florenz, Siena, Lucca und Pisa) gibt es auch Orte, die bislang weniger stark vom Tourismus erschlossen wurden. Wer also abseits der Massen etwas authentisch Italienisches sucht – und dem dabei auch ein Hauch Schottland zusagt –, dem sei ein Besuch in der historischen Stadt Barga empfohlen.
Übersicht
Deshalb gilt Barga als die schottischste Stadt Italiens
Klingt ungewöhnlich, ist aber leicht erklärt: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geriet die Toskana in eine wirtschaftliche Krise. Während viele Menschen nach Norditalien oder in die USA auswanderten, zog es zahlreiche Einwohner von Barga nach Schottland – vor allem nach Glasgow und Edinburgh. Viele von ihnen oder ihre Nachkommen kehrten später wieder zurück, wie unter anderem ein Bericht von „Dispatches Europe“ beschreibt.
Diese Migrationsgeschichte hat Spuren hinterlassen. Schätzungen zufolge haben 40 bis 60 Prozent der heutigen Bevölkerung Bargas zumindest teilweise schottische Wurzeln. Diese Herkunft wird bis heute regelrecht gefeiert, etwa beim jährlichen Fish-&-Chips-Festival „Sagra del Pesce e Patate“. Auch hat Barga einen eigenen Tartan, gewebt in den Farben der italienischen Flagge – ein symbolisches Statement für diese besondere Verbindung zweier Kulturen.

Gute Gründe für einen Besuch in Barga
Man muss aber nicht unbedingt Schottland-Fan sein, um Barga zu schätzen. Die Stadt überzeugt auch ganz unabhängig davon. Wie auf der offiziellen Tourismus-Website der Toskana zu lesen ist, wurde Barga vom italienischen Gemeindeverband ANCI in die Liste der „schönsten Dörfer Italiens“ aufgenommen. Zudem wurde ihr vom Touring Club Italiano das Qualitätssiegel „Bandiera arancione“ verliehen. Die orangefarbene Flagge würdigt kulturell und touristisch besonders attraktive Orte im ländlichen Raum. Besucher können sich auf eine gute Infrastruktur freuen: Seit 2008 sind überall im historischen Zentrum der Stadt QR-Codes angebracht. Über diese lassen sich Informationen zu Sehenswürdigkeiten bequem per Smartphone abrufen.
Mit einer Fläche von nur rund 67 Quadratkilometern ist Barga eine überschaubare Gemeinde. Doch das macht sie nicht minder besuchenswert. Die Altstadt ist durchzogen von mittelalterlicher Architektur, engen Gassen und liebevoll restaurierten Häusern. Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten zählt das Teatro dei Differenti: ein barockes Theater, das bis heute bespielt wird. Das weithin sichtbare Wahrzeichen Bargas ist jedoch der Duomo di San Cristoforo, eine im Jahr 1000 errichtete katholische Kirche. „Dieses imposante Steinbauwerk thront auf dem höchsten Punkt von Barga und ist die Belohnung für einen langen Aufstieg vom vorderen historischen Tor aus“, schreibt dazu jemand bei der Nutzerplattform „Tripadvisor“. Von dort aus hat man einen einzigartigen Blick auf die Apuanischen Alpen.


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Tipps für Kulturinteressierte
Barga ist bekannt für seine lebendige Kulturszene. Zahlreiche Galerien, Ateliers und kleine Theater prägen das Stadtbild. Besonders hervorzuheben ist das „Barga Jazz Festival“, das seit 1986 jeden Sommer über mehrere Wochen stattfindet. Die Veranstaltungsreihe umfasst Konzerte, Jam Sessions, Workshops und kulinarische Events, verteilt auf verschiedene Orte in und um die Stadt.
Eine Italienreise ist natürlich nicht zuletzt in kulinarischer Hinsicht reizvoll. Jenseits des erwähnten Fish and Chips Festivals ist Bargas Küche stark von der Garfagnana-Region geprägt – der Gebirgslandschaft, in der die Stadt liegt. Zu den traditionellen Spezialitäten gehören unter anderem Dinkel- und Kastaniensuppen, Polenta di Neccio (Polenta aus Kastanienmehl) sowie handwerklich hergestellte Wurstwaren, etwa der für die Region typische Prosciutto Bazzone: ein luftgetrockneter Schinken mit geschützter Herkunftsbezeichnung.