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Ungewöhnliches Phänomen

In dieser Stadt gibt es die wahrscheinlich meisten Zwillinge der Welt

Igbo-Ora
Nirgendwo sonst auf der Welt werden im Schnitt so viele Zwillinge geboren wie in der nigerianischen Stadt Igbo-Ora. Doch woran liegt das? Foto: AFP via Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

23. Mai 2025, 11:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Igbo-Ora im Südwesten von Afrikas bevölkerungsreichstem Land Nigeria nennt sich selbst auch die „Zwillings-Hauptstadt der Welt“. Und tatsächlich ist hier die Geburtenrate von Zwillingen signifikant höher als irgendwo sonst auf dem Planeten. Die wissenschaftlichen Gründe dafür sind noch nicht bekannt, doch die Stadt träumt bereits davon, aus ihrem ungewöhnlichen Status Kapital zu schlagen.

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Wer an einem normalen Tag durch die nigerianische Stadt Igbo-Ora ginge, der würde vermutlich glauben, doppelt zu sehen. Und zwar sprichwörtlich, denn auf Schritt und Tritt begegnen einem hier immer wieder Paare von Menschen, die sich zum Verwechseln ähnlich sind und dazu dieselbe Kleidung tragen. Das liegt daran, dass es sich dabei meist um Zwillinge handelt, und von denen gibt es in Igbo-Ora so viele wie nirgendwo sonst auf dem Planeten. Tatsächlich ist deren Geburtenrate so hoch, dass sich Igbo-Ora selbstbewusst und stolz auch die „Zwillings-Hauptstadt der Welt“ der Welt nennt. Und während Wissenschaftler immer noch nach einer Erklärung für das Phänomen suchen, schlägt Igbo-Ora bereits Kapital daraus.

Obwohl auch in Nigeria das Christentum und der Islam weitverbreitet sind, hängt eine Mehrzahl der Einwohner von Igbo-Ora laut „BBC“ immer noch der paganen Yoruba-Kultur an. Und in dieser gelten Zwillinge als ein Segen der Götter. Wem solche Kinder geboren werden, der wird von seinen Freunden und Nachbarn reich beschenkt. Ein Zwilling hat es im späteren Leben leichter, einen Partner zu finden. Tatsächlich sind nicht wenige Frauen demnach regelrecht enttäuscht darüber, wenn sie bei der Geburt keine Zwillinge zur Welt bringen. Doch um die Sache noch interessanter zu machen, tragen alle diese Kinderpaare denselben, von den Göttern vorherbestimmten Namen.

Ernährung oder genetischer Faktor?

Igbo-Ora
Beim jährlich stattfindenden Zwillings-Treffen kommen in Igbo-Ora tausende Menschen zusammen Foto: AFP via Getty Images

Unabhängig vom Geschlecht heißt das erstgeborene Kind in Igbo-Ora immer Taiwo, was so viel bedeutet wie „Der, der die Welt herausfordert“. Das zweite Kind muss sich mit einem weniger spektakulären Namen begnügen und wird Kehinde genannt. Übersetzen könnte man das mit „Der, der danach kam“. Beträgt die globale Durchschnittsrate für Zwillingsgeburten etwa 12 auf 1000, so ist sie in Igbo-Ora signifikant höher. Hier liegt sie bei etwa 45 auf 1000. Und für diesen Segen haben die Einheimischen eine erstaunliche Erklärung. Sie glauben, der Zwillings-Reichtum liege in ihrer Ernährung begründet.

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Besonders ein Gericht namens „Ilasa“, hergestellt aus Okra-Blättern, gilt als besonderer Zwillings-Booster. Ein anderer Grund liegt ihrer Ansicht nach im Glauben der Yoruba-Anhänger. Demnach gründete ein Prinz im 14. Jahrhundert die Stadt, und erhielt von den Göttern eine ganz besondere Botschaft. Würden ihnen die Menschen ihre Opfergaben jeweils paarweise darbringen, wollten sie den Ort mit Zwillings-Geburten segnen. Wissenschaftler erforschen das Phänomen in Igbo-Ora längst in Studien, haben aber bisher noch keine eindeutige Erklärung dafür gefunden.

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Sie glauben, es könnte an genetischen Faktoren liegen, untersuchen aber auch möglichen Einfluss der Yoruba-Ernährung. Die meisten Zwilling in Igbo-Ora seien zweieiig, eineiige Paare seien eher selten. Und während die Forscher noch nach Erklärungen suchen, überlegt man vor Ort bereits, wie man aus der ungewöhnlichen Häufung von Zwillingen Kapital schlagen könnte. Denn tatsächlich gibt es sie hier in fast jedem Haushalt der Stadt, und so träumen Manche schon von einer offiziellen Anerkennung durch das Guinness-Buch der Rekorde als die „Zwillings-Hauptstadt der Welt“.

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Schon erhofft man sich auch, der Zwillings-Faktor könne der Stadt zukünftig internationalen Tourismus bringen. Um Ihre Besonderheit zu zelebrieren, gibt es hier längt jedes Jahr ein Zwillings-Festival. Tausende Menschen, die Paare jeweils in identischer Kleidung, strömen dann zu einer großen bunten Feier zusammen, wie die „Al-Jazeera“ berichtet. Auch auf den Guinness-Rekord für das offiziell größte Zwillingstreffen auf der Welt schielt man mit der Parade schon. Und natürlich sind die Organisatoren der Feierlichkeit auch Zwillinge.

Themen Afrika

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