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246 Meter hoher „Testturm“ mit Rekord-Aussichtsplattform

Wie in Rottweil ein Beton-Riese zur Top-Attraktion wurde

So soll der Testturm in Rottweil nach Fertigstellung aussehen
So soll der Testturm in Rottweil nach Fertigstellung aussehen Foto: dpa Picture-Alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

10.05.2016, 17:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Eigentlich war niemand so wirklich glücklich darüber, dass ein Konzern ausgerechnet in der ältesten Stadt Baden-Württembergs einen 246 Meter hohen Testturm für Aufzüge bauen wollte. Nun, da er fast steht, stellt sich heraus: Der Riese ist Rottweils neue Top-Attraktion und hat bereits Tausende Besucher aus Deutschland und dem Ausland angelockt.

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Rottweil, das ist ein romantischer Ort in Baden-Württemberg mit knapp 25.000 Einwohnern und einer langen Geschichte. Schon die Römer nutzten die damalige Siedlung namens Arae Flaviae als Stützpunkt und erhoben sie vor fast 2000 Jahren zur Stadt, weshalb Rottweil heute den Titel „älteste Stadt Baden-Württembergs“ trägt.

Genau hier, etwa 1,5 Kilometer von der Altstadt mit ihren mittelalterlichen Fachwerkhäusern, historischen Kirchen und Gässchen entfernt, entsteht derzeit auf dem Berner Feld ein 246 Meter hoher Turm mit einer Aussichtsplattform auf 232 Metern – nach Fertigstellung die höchste Deutschlands. Zum Vergleich: Die Aussichtsetage des Fernsehturms am Berliner Alexanderplatz liegt in 203 Metern Höhe.

Verschlafen und romantisch: So könnte man die Stadt Rottweil bezeichnen, in der Deutschlands höchster Aussichtsturm gerade gebaut wird
Verschlafen und romantisch: So könnte man die Stadt Rottweil bezeichnen, in der Deutschlands höchster Aussichtsturm gerade gebaut wird. Foto: Getty Images Foto: Getty Images

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Der Turm hat bereits seine endgültige Höhe erreicht

Tower of Light, nennt ihn das Architekturbüro Jahn, weil er in der Nacht leuchtet. Für das Unternehmen ThyssenKrupp, der den 40 Millionen Euro teuren Bau beauftragt hat, ist es schlichtweg der Testturm, da er nach Fertigstellung mit seinen zwölf Fahrstuhlschächten zum Testen der modernsten Hochgeschwindigkeitsaufzüge genutzt werden soll.

Tower of Light, so nennt der Architekt Helmut Jahn sein Projekt
Tower of Light, so nennt der Architekt Helmut Jahn sein Projekt. Foto: dpa Picture-Alliance Foto: dpa Picture-Alliance

Bereits am 16. Dezember 2014 wurde der Grundstein für den Turm gelegt, der aus 15.000 Kubikmeter Beton und 2640 Tonnen Stahl bestehen wird. Am 12. August 2015 erreichte die Konstruktion ihre volle Höhe, der Innenausbau fand im vergangenen Winter statt. Derzeit arbeitet man vor Ort an der Außenmembran. Wie die Bauarbeiten vorangehen, kann man via Live-Übertragung auf der Webseite des Industriekonzerns sehen – sich vor Ort selbst ein Bild davon machen. So zumindest tun es immer mehr Menschen.

Großer Besucher-Ansturm

Denn obwohl die Eröffnung der Besucherplattform erst für das Frühjahr 2017 geplant ist, werden schon jetzt Baustellentouren* angeboten, die immer beliebter sind. So finden die Führungen seit Mai dieses Jahres nicht mehr nur einmal wöchentlich statt, sondern gleich an fünf Terminen – „aufgrund des großen Interesses, auch aus der weiteren Umgebung und bis ins benachbarte Ausland“, heißt es auf der Webseite der Stadt.

Wie TRAVELBOOK auf Nachfrage bei der Touristeninformation erfuhr, haben Schätzungen zufolge circa 50.000 Menschen die Baustelle des Testturms besucht. Und allein an dem Himmelfahrtwochenende 2016 kamen mehr als 2500 Besucher – unter anderem aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Selbst in Rottweil wundert man sich über das rege Interesse, schließlich „wächst der Turm nicht mehr in die Höhe, und auch das Wetter war in diesem Jahr nicht sonderlich gut“, sagt Ines Groschupp, Tourismusverantwortliche beim Stadtmarketing und der Wirtschaftsförderung der Stadt Rottweil, im Gespräch mit TRAVELBOOK. „Aber wenn in den nächsten Wochen die Außenmembran angebracht wird, gibt es wieder viel zu sehen.“

https://www.instagram.com/p/BA7XuaYlLlM/

»Der Turm ist schlichtweg imposant

Doch woher kommt dann die Begeisterung der Touristen für den Beton-Riesen? „Überall wird darüber berichtet – auch von den Aufzügen, die dort getestet werden, und in welchen Gebäuden sie eines Tages verwendet werden sollen“, erklärt Groschupp die Gründe. Außerdem sei der Turm schlichtweg imposant, und man sieht ihn schon von Weitem.“

Laut einem Bericht von „spiegel.de“ soll es bei der Abfahrt der A81 sogar zu Stau kommen, wenn Reisende abbiegen, um den Turm aus nächster Nähe zu betrachten.

Der Testturm in Rottweil im Juni 2015
Der Testturm in Rottweil im Juni 2015. Foto: dpa Picture-Alliance Foto: dpa Picture-Alliance
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Erst Kritik, dann Begeisterung

Dass das Rekord-Projekt im traditionsbewussten Rottweil nicht sofort auf Gegenliebe stoßen würde, war im Vorfeld abzusehen. Wie Groschupp sagt, seien sich die Einwohner nicht sicher gewesen, was genau auf sie zukommen würde, schließlich hätten bis dahin nur historische Türme das Stadtbild geprägt. Zudem sei lange auch nicht klar gewesen, ob Besucher überhaupt auf den Turm hinauf könnten.

Mittlerweile jedoch finden sich die Bewohner nicht nur mit der neuen Attraktion ab, viele sind sogar begeistert. „Es gab überhaupt keine negative Rückmeldung“, so Groschupp.

Der Stadt beschert der Touri-Boom zusätzliche Einnahmen. „Da hängt einiges dran“, sagt Groschupp, „der Einzelhandel, die Gastronomie, die Zulieferer für Hotels. Rottweil wird bekannter, was vielleicht weitere Unternehmen anzieht, die Lebensqualität erhöht sich. Rottweil profitiert also ordentlich davon.“

Laut ThyssenKrupp soll die öffentliche Nutzung der Besucherplattform ab Frühjahr 2017 zunächst an nur drei Tagen möglich sein, „um zu prüfen, inwieweit touristischer und Forschungsbetrieb sich vereinbaren lassen“.

* Die Baustellentouren finden statt: freitags um 16 Uhr, samstags um 14 Uhr und 15.30 Uhr, sonntags um 11 Uhr und um 12.30 Uhr. Kosten: 6 Euro für Erwachsene, Kinder bis 18 Jahre frei.

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