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Ziemlich scharfe Argumente

9 gute Gründe für einen Besuch in Solingen

Solingen ist Zentrum der Schneidwarenindustrie. Die 160.000-Einwohner-Stadt hat aber noch mehr zu bieten.
Solingen ist Zentrum der Schneidwarenindustrie. Die 160.000-Einwohner-Stadt hat aber noch mehr zu bieten. Foto: dpa / Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

22.02.2016, 10:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Könnten Sie auf Anhieb sagen, wo Solingen genau liegt, geschweige denn zu welchem Bundesland es gehört? Wenn Sie diese Fragen mit Nein beantworten, dürfen Sie beruhigt sein: Wie Ihnen geht es vermutlich vielen Menschen außerhalb von NRW. Warum die 160.000-Einwohner-Stadt dennoch unbedingt einen Besuch wert ist, erfahren Sie hier.

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Kurz vor dem Ende des langen Fertigungsweges feiern Klinge und Messergriff ihre Hochzeit. „Bei uns in Solingen nennen wir das traditionell Reiden. Das bedeutet wohl: Auf die Reihe bringen“, erläutert Ralf Jahn den Besuchern. Im Wipperkotten an der Wupper arbeitet der ausgebildete Maschinenschlosser und Besteckschleifer seit 2008 als Messermacher. Mit der Wasserkraft der Wupper werden Jahns Schleifsteine und Polierscheiben über das hölzerne Wasserrad wie in alten Zeiten auch heute noch angetrieben. Etwa 1605 wurde der Wipperkotten erstmals historisch erwähnt. Heute ist der stattliche Fachwerkbau eines der letzten gut erhaltenen Handwerkerhäuser – in der Region auch Kotten genannt.

Direkt an der Wupper liegt die Schleiferei Wipperkotten
Direkt an der Wupper liegt die Schleiferei Wipperkotten. Foto: dpa / Bernd F. Meier Foto: dpa / Bernd F. Meier

An der Wupper und an den zahllosen kleinen Bachläufen entstanden die Schleiferkotten, in denen die selbstständigen Messer- und Scherenschleifer sich mit ihren Arbeitsplätzen einmieteten. Klingen, Messer und Scheren werden bereits seit dem Mittelalter in Solingen hergestellt, damals vor allem Degen und Schwerter. Das 17. Jahrhundert gilt als Blütezeit der Schneidwaren, mehr als 100 Schleiferkotten gab es 1684 in der Klingenstadt. Das verrät eine Ausstellung im Museum Balkhauser Kotten. Heute produzieren laut Industrieverband Schneid- und Haushaltswaren etwa 150 Unternehmen mit gut 3000 Beschäftigten in Solingen die Schneidwaren.

„Im Museum Balkhauser Kotten haben sie noch bis in die 1950er-Jahre hinein Messer geschliffen. Die Rohlinge kamen als schwarze Ware hierhin, wurden geschliffen, poliert, bekamen den Griff und verließen den Kotten als die weiße Ware, blank und scharf“, sagt Nicole Molinari, Vorsitzende des Museumsvereins.

Nicole Molinari kümmert sich mit einem Team Ehrenamtlicher um den Erhalt des Balkhauser Kottens
Nicole Molinari kümmert sich mit einem Team Ehrenamtlicher um den Erhalt des Balkhauser Kottens. Foto: dpa / Bernd F. Meier Foto: dpa / Bernd F. Meier

Ingenieur Karl-Peter Born leitet in der vierten Generation die Messermanufaktur Güde in Solingen-Höhscheid. Der Firmeninhaber führt auf Anfrage hin und wieder Besuchergruppen durch seinen 1919 gegründeten Betrieb. Auf Holzschemeln sitzen die Schleifer vor ihren Maschinen: Immer feiner werden die Bänder vom Grobschleifen bis zum Pliesten – so nennt sich der Feinschliff.

Von der Gegenwart zurück bis in die Urzeit unternehmen Besucher eine Zeitreise im Deutschen Klingenmuseum in Solingen-Gräfrath. Blanke Waffen, Schneidwaren und Bestecke umfasst die einzigartige Sammlung mit ihren mehr als 30.000 Exponaten. „Wir zeigen die Kulturgeschichte des Schneidens, von der Antike bis zum Design unserer Tage“, sagt die stellvertretende Museumsleiterin Isabell Immel.

Schon außen zeigt sich überdimensional groß, was das Deutsche Klingenmuseum in Solingen beherbergt
Schon außen zeigt sich überdimensional groß, was das Deutsche Klingenmuseum in Solingen beherbergt. Foto: dpa / Bernd F. Meier Foto: dpa / Bernd F. Meier

Im Manuelskotten im benachbarten Wuppertal-Cronenberg fertigt Dirk Fromm in historischen Mauern überdimensionale Kuttermesser für Fleischfabriken. Seit 31 Jahren schleift Fromm seine Messer und hält seine Werkstatt im Sommer jeden zweiten Sonntag für Besucher geöffnet. „Manch einer meint, der Manuelskotten sei ein Museum. Für mich ist es der Arbeitsplatz: Ich bin ein lebendes Museum.“

Im Klingenmuseum sind die Exponate aufwendig ausgestellt
Im Klingenmuseum sind die Exponate aufwendig ausgestellt. Foto: dpa / John Helvert Foto: dpa / John Helvert

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was gibt es noch außer Messern?

Für die traditionelle Messerherstellung ist Solingen bekannt – natürlich gibt es abgesehen davon aber noch mehr Gründe für einen Besuch. Zum Beispiel Schloss Burg, die größte rekonstruierte Burganlage in NRW, in der das Bergische Museum die mittelalterliche Welt der Ritter und des Adels veranschaulicht und wo jedes Jahr die beliebten Ritterspiele stattfinden. Ein Erlebnis ist auch der Weg dorthin: Eine Luftseilbahn verbindet den Solinger Stadtteil Unterburg direkt mit dem Burggelände.

Die Ritterspiele auf Schloss Burg sind ein beliebtes Event
Die Ritterspiele auf Schloss Burg sind ein beliebtes Event. Foto: Getty Images Foto: Getty Images

Solingen verfügt zudem über eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel das Kunstmuseum, das Laurel & Hardy-Museum, in dem das Leben von Dick und Doof in Szene gesetzt wird, oder das Museum Plagiarius, das als weltweit erstes Museum gegen Produktpiraterie gilt. Besonders hübsch ist der Solinger Stadtteil Gräfrath mit seiner gut erhaltenen Altstadt, die sich rund um einen schönen Marktplatz erstreckt. Auch in Sachen Festivitäten und Märkte hat Solingen einiges zu bieten, und mit der Müngstener Brücke verfügt die Stadt zudem über ein Superlativ in Deutschland: Mit 107 Metern ist sie die höchste Eisenbahnbrücke des Landes.

Die Müngstener Brücke ist Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke
Die Müngstener Brücke ist Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke. Foto: Getty Images Foto: Getty Images
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