Direkt zum Inhalt wechseln
logo Deutschlands größtes Online-Reisemagazin
Taylor-Gletscher

Das Geheimnis des „blutenden“ Wasserfalls

Taylor-Gletscher
Eine gewaltige Blutlache? Die Tat von Algen? Oder was ist hier passiert? Foto: dpa picture alliance
TRAVELBOOK Logo
TRAVELBOOK Redaktion

23.03.2017, 12:31 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Dunkelrot sind die Ströme, die aus dem Taylor-Gletscher in regelmäßigen Abständen hervorbrechen. Blood Falls nennt man sie daher, Blut-Wasserfall oder Blutströme. Doch wie erklärt sich das Phänomen? US-amerikanische Forscher gingen dem Geheimnis des Gletschers auf den Grund – und förderten Erstaunliches zu Tage.

Artikel teilen

Dass es den Gletschern dieser Erde nicht gut geht, weiß jeder, der Klimawandel buchstabieren kann. Doch ihr Schwinden erfolgt diskret, die Gletscher schrumpfen im Schmelzen – und wenn dabei nicht zufällig gerade ein Eisklotz krachend zu Boden fällt, verläuft dies still und schweigend, ohne Show und Drama.

Anders der Taylor-Gletscher am Westlichen Bonneysee in der Antarktis.

Hier für den TRAVELBOOK-Newsletter anmelden!

Eisen ist für die rote Farbe verantwortlich

Den Entdeckern vor gut 100 Jahren schien das Rätsel zunächst schnell gelöst. Blutschnee sei das, so wurde lange vermutet. Ein Phänomen, das man aus den Hochgebirgen und Polargebieten in den Sommermonaten kennt. Hier färben Algen nassen Altschnee rot, genauer: Die Carotonoide machen das, mit deren Hilfe sich die Schneealgen vor der starken UV-Strahlung schützen.

Auch interessant: Der glühende Wasserfall im Yosemite-Nationalpark

Instagram Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Instagram
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Doch bei dem Blut-Wasserfall des Taylor-Gletschers handelt es sich keineswegs um Blutschnee: Nicht Algen, sondern Eisen hat das Wasser rötlich gefärbt. Freigesetzt – und jetzt wird es spannend – wurde es von uralten Mikroorganismen, die in einem eingeschlossenen unterirdischen See 1,5 bis 4 Millionen Jahre isoliert von der Umwelt überlebten. Und die es „veratmeten“ wie wir Sauerstoff.

Auch interessant: Naturwunder – 29 Orte in Deutschland wie von einer anderen Welt

Eine flüssige Zeitkapsel

Etwa 400 Meter unter der Gletscheroberfläche liegt diese flüssige Zeitkapsel, ein Überbleibsel eines Urozeans – und da es dort nicht nur dunkel und sehr kalt ist, sondern auch so gut wie kein Sauerstoff vorkommt, haben sich die Bakterien an die einzigen verfügbaren Nährstoffquellen angepasst: an Schwefel und Eisen. Wobei der Schwefel offenbar als eine Art Katalysator bei der Energiegewinnung wirkt.

Es war eine Sensation, als US-amerikanische Forscher auf der Suche nach dem Geheimnis des Taylor-Gletschers vor ein paar Jahren dieses urzeitliche Ökosystem entdeckten. Erlaubt dies doch einen unverhofften Blick in die Erdzeitalter vor etwa 750 bis 550 Millionen Jahren, in denen die Welt mehrfach komplett zugefroren war. Die Eisen atmenden Bakterien – quasi Zeitzeugen.

Auch interessant: Lake Hillier in Australien – Das Rätsel um den pinkfarbenen See

Mehr zum Thema

Leben unter extremen Bedingungen = außerirdisches Leben?

Und was schließt man daraus, wenn es Organismen möglich ist, unter solchen extremen Bedingungen zu überleben – ohne Licht, Wärme und Sauerstoff? Dass es prinzipiell auch auf anderen Planeten mit ähnlichen Licht- und Temperaturverhältnissen Leben geben könnte. Womit wir wieder im Fantasy-Bereich wären.

Auch interessant: Hier isst man inmitten eines Wasserfalls

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.