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Naturwunder in Deutschland

Was man im Elbsandsteingebirge gesehen haben muss

Basteibrücke, Elbsandsteingebirge
Die Basteibrücke ist die beliebteste Sehenswürdigkeit im Elbsandsteingebirge Foto: Getty Images
Annette Schimanski

18.05.2020, 15:41 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Es ist zweifelsohne eine der schönsten Regionen in ganz Mitteleuropa: die Sächsische und die Böhmische Schweiz. TRAVELBOOK-Autoren Annette Schimanski und Robin Hartmann waren vor Ort und verraten, was man bei einem ersten Besuch unbedingt sehen sollte.

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Der Nationalpark Sächsische Schweiz – also das Elbsandsteingebirge – erstreckt sich über rund 90 Quadratkilometer in Sachsen und wird auf der tschechischen Seite von weiteren 80 Quadratkilometern ergänzt von der Böhmischen Schweiz. Die Zuflüsse und Strömungen des kreidezeitlichen Meeres formten die Sandsteinschichten durch Ablagerung von marinen Sedimenten, aus denen letztendlich die außergewöhnlichen Felsformation entstanden, die wir heute im Elbsandsteingebirge bewundern können. Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit ist die Basteibrücke, die 194 Meter über der Elbe liegt und einen magischen Blick über das Elbtal bietet.

Die malerische Zugstrecke entlang der Elbe

Die Zugstrecke von Dresden Richtung Pirna, Rathen und Bad Schandau gehört zu den schönsten Mitteleuropas, denn die Schienen schlängeln sich entlang der Elbe durch das Tal, vorbei an beschaulichen Ortschaften und erhabenen Felsformationen. Von Wehlen aus kann man eine Wanderung bis hinauf zur Basteibrücke starten. Auch vom Kurort Rathen gelangt man zu der weltberühmten Felsenburg, deren Reste heute noch in luftiger Höhe über dem Nationalpark thronen.

Der steile Weg zur Basteibrücke wird mit einem schönen Ausblick entlohnt. Auf dem Weg befindet sich auch die Felsenburg Neurathen

Das Freeclimbing wurde hier erfunden

Fünf Turner aus Schandau, dem heutigen Bad Schandau, die sich von den Felsen ihrer Heimat inspirieren ließen, erfanden übrigens im 19. Jahrhundert eine neue Sportart. Als es ihnen am 6. März 1864 gelang, den Gipfel des Falkensteins zu bezwingen, hatten sie nicht nur Mut bewiesen, sondern mal eben den Klettersport erfunden – der sich von Sachsen schnell in der ganzen Welt ausbreitete.

Zehn Jahre später bestiegen zwei Steinmetze den Felsen Mönch bei Rathen erstmals ohne Hilfsmittel – woraus sich bis 1910 das Freiklettern entwickelte. Dabei dürfen Seil, Ring und Karabiner lediglich als Sicherung dienen. „Freeclimbing” nannte man diese felsschonende, aber nicht ungefährliche Form des Kletterns in den USA, wo es sich bald großer Beliebtheit erfreute.

Das idyllische Panorama auf das Elbtal

Etwa acht Kilometer von Felsenburg an weiter entlang der Elbe erreicht man die Festung Königstein, die auf einem Tafelberg thront und deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Auf einer Höhe von 247 Metern ist auch hier ein einzigartiger Ausblick auf den Nationalpark gewährleistet – das umliegende Land ist bis auf die Hunderte von Felsnadeln so flach, dass man bis hinüber nach Tschechien blicken und Erhebungen wie den Hohen Schneeberg und den Großen Winterberg sehen kann. Ersterer ist grenzübergreifend mit 723 Metern der höchste Gipfel im gesamten Nationalparkgebiet und liegt auf tschechischem Boden.

Als Tafelberg bezeichnet man übrigens ein Gipfelplateau, das flach ist wie ein Tisch und fast senkrechte Steilhänge aufweist. Im Elbsandsteingebirge gibt es mehrere Dutzend Tafelberge mit Höhen bis zu 730 Metern.

Festung Königstein
Die Festung Königstein blickt auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück Foto: Getty-Images

Mit der Fähre nach Tschechien übersetzen

Das kleine Örtchen Schöna ist eine gute Möglichkeit, um über die Elbe nach Tschechien überzusetzen. Fähren verkehren den ganzen Tag für wenige Euro zwischen den Landesgrenzen. In wenigen Minuten befindet man sich im tschechischen Ort Hřensko (zu Deutsch: Herrnskretschen), dessen Eingang von Sandsteinfelsen eingerahmt ist. Mit nur etwa 300 Einwohner besteht der Ort aus wenigen Häusern und vor allem Hotels, in denen man günstig, aber nicht sonderlich luxuriös, absteigen kann. Highlight ist auch hier die Natur: Im umgebenden Wald kann man – wie fast überall im Elbsandsteingebirge – wunderbar wandern.

Auch interessant: Kirnitzschtal – der Geheimtipp für Wanderer im Elbsandsteingebirge

Hřensko erreicht man aber auch bequem in wenigen Fahrminuten über die Straße von Bad Schandau, von hier bieten sich spektakuläre Ausflugsmöglichkeiten wie zum Prebischtor oder in das malerische kleine Dorf Visoká Lípa bzw. Hohenleipa, wo man vor traumhafter Naturkulisse zu Preisen wie vor 50 Jahren deftig essen kann.

Der kleine tschechische Ort Hřensko wird umrahmt von den Sandsteinfelsen

Lange Wanderungen auch für Anfänger

Hřensko, 115 Meter über dem Meeresspiegel gelegen und damit der tiefste Punkt Tschechiens, ist der ideale Startpunkt für eine rund 20 Kilometer lange Tour, die zum Prebischtor (Pravčická brána) führt, einer natürlichen Sandstein-Felsbrücke umgeben von Felsformationen, die weit in die Tiefe ragen und in Tannenwälder übergehen. Der Blick von den Aussichtsplattformen reicht bis in den deutschen Nationalpark. Die Brücke selbst darf seit den 1980er-Jahren nicht mehr betreten werden. Die meisten Waldszenen im ersten Teil von „Die Chroniken von Narnia“ aus dem Jahr 2005 entstanden hier in der Böhmischen Schweiz, rund um das Prebischtor.

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Ein künstlicher Wasserfall inmitten der Natur

Der Wanderweg, der auch für Anfänger geeignet ist, führt durch den Wald nach Mezní Louka. Wer von hier aus nach Hřensko zurückkehren möchte, kann den Weg zu Fuß und mit Boot durch die Edmundsklamm und die Wilde Klamm wählen. Einziger Wermutstropfen der Tour: der Wasserfall, der die Besucher begrüßt, ist künstlich und wird von den Fahrern ausgelöst.

Das Prebischtor ist nur eines der Highlights in der Region

Es gibt auch die Möglichkeit, nach Süden über die Belvedere-Aussichtsplattform ins nächste Städtchen Děčín (etwa 30 Kilometer) zu wandern, doch die meisten Touren, die in Hřensko starten, führen über das Prebischtor.

Über das Wasser durch den Nationalpark

Wandermuffel können die Region auch auf dem Wasserweg erkunden, entweder bequem auf dem Dampfer oder etwas sportlicher im Kanu oder Paddelboot. Geführte Tagestouren finden auf Schlauchbooten statt, die zwischen Dresden und Schöna unterwegs sind und in denen man in jedem Ort entlang der Strecke starten kann.

Wanderungen in der Sächsischen Schweiz

Wer kann, sollte sich in der Sächsischen Schweiz jedoch auf keinen Fall eine Wanderung entgehen lassen. Ein etwa 14 Kilometer langer Rundwanderweg, von „Saechsische-Schweiz.de“ als Geheimtipp bezeichnet, startet an der Neumannmühle im Kirnitzschtal und führt an den sogenannten Bärenfangwänden vorbei. Diese heißen tatsächlich so, weil dort früher Bären eingefangen wurden. Weitere Highlights auf der Tour: das Heringsloch, ein Pfad, der durch eine Schlucht zwischen den Sandsteinfelsen führt, die Richtergrotte und der Goldsteig. Stellenweise kann es aber recht steil werden, denn auf der Strecke werden fast 600 Höhenmeter zurückgelegt, entsprechend Zeit sollte man auch einplanen. Denn die Tour dauert ca. fünf Stunden.

Eine weitere mögliche Tour führt von Bad Schandau aus über die Felsformation Schrammsteine auf den Carolafelsen, von wo aus man eine unfassbare Aussicht auf die umliegende Umgebung hat. TRAVELBOOK-Geheimtipp: Steigen Sie von dort aus über den Schmilkaer Kessel die beängstigend steile Himmelsleiter hinab, um zum Dörfchen Schmilka zu gelangen. Hier erwartet hungrige und durstige Wanderer ein besonderes Highlight, denn in der Schmilk’schen Mühle wird heute dank der kreativen Unternehmerfamilie Hitzer wieder Mehl gemahlen – das daraus gebackene Brot und die berühmten wagenradgroßen Kuchen sind einmalig lecker. Das Highlight ist wohl aber das selbstgebraute Bier, das in verschiedenen Stärken und Geschmacksrichtungen unter einer alten Kastanie im Biergarten direkt neben dem Mühlrad gereicht wird. Mit dem „Helvetia“ steht auch Sachsens erstes Bio-Hotel in Schmilka.

Wer den Nervenkitzel sucht, kann im Elbsandsteingebirge auch wunderbar klettern, es gibt zwischen den Felsen mehrere mögliche Routen für jeden Erfahrungsgrad. Nichts für schwache Nerven ist zum Beispiel die Häntzschelstiege, die Waldarbeiter einst in die Felsen schlugen, um den Weg zu ihrem Arbeitsplatz abzukürzen. Über mehrere Etappen geht es gut gesichert und am besten mit Guide in die steilen Felsen – Menschen mit Höhenangst sollten hier besser nicht nach unten schauen. Das kann man dann umso besser auf den verschiedenen Felsenplateaus, über die der Aufstieg führt – diesen exklusiven Ausblick genießen wirklich nur die Mutigsten.

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Prag ist um die Ecke

Ein weiterer großer Vorteil des Gebiets ist auch die Nähe zur tschechischen Hauptstadt Prag. In zwei bis drei Stunden – mit dem Zug dauert es etwas länger als mit dem Auto – hat man die tschechische Metropole erreicht, die zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist.

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Noch ein kleiner Tipp, falls Sie sich wegen der Fülle an möglichen Touren und Wanderungen in der Sächsischen Schweiz erschlagen fühlen: Auf der Homepage gibt es die Möglichkeit, Touren anhand einer Karte genau zu planen, egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder Kanu.

Info – weitere Tafelberge

„Lilienstein: Bereits August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, war fasziniert von dem Tafelberg, den er mit 38 Jahren auch selbst bestieg. Dafür wurden eigens Stufen in den Fels gehauen. Noch heute erinnert ein meterhoher Obelisk an dieses sportliche Ereignis. Hoher Schneeberg: Er ist mit 723 Metern der höchste Tafelberg des Gebirges und liegt in der Böhmischen Schweiz, etwa sechs Kilometer südöstlich von Rosenthal-Bielatal. Schon 1864 wurde hier ein Aussichtsturm errichtet. Der Große Zschirnstein: Der 562 Meter hohe Berg liegt vier Kilometer südlich von Reinhardtsdorf-Schöna und ist der höchste Tafelberg der Sächsischen Schweiz. Zirkelstein: Er ist mit seinen 389 Metern vergleichsweise klein, aber durch seine ebenmäßige Form besonders schön. Vielleicht deswegen hat ist er auch auf Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“ verewigt. Königstein: Auf seinem Plateau befindet sich die gleichnamige, weit sichtbare Festung, ein eindrucksvolles Ensemble von Bauwerken der Spätgotik, der Renaissance, des Barock und des 19. Jahrhunderts. Pfaffenstein: Er wird auch „Sächsische Schweiz im Kleinen“ genannt und ist bekannt für seine Felsnadel „Barbarine“. Hier wurde schon in der Steinzeit gesiedelt.“

Mitarbeit: Robin Hartmann

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