
8. Juli 2025, 11:05 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Wie ist die Lage in Afrika? Wo ist es sicher und in welchen Ländern des Kontinents verschlechtert sich die Lage? Die Antwort darauf gibt der Global Peace Index (GPI), der einmal im Jahr vom Institute for Economics and Peace herausgegeben wird. Der afrikanische Kontinent wird in dem Index in zwei Bereiche unterteilt: Die Region Mittlerer Osten und Nordafrika sowie das subsaharische Afrika.
Afrika ist mit 30,37 Millionen Quadratkilometern und rund 1,5 Milliarden Menschen der zweitgrößte Teil der Erde. Nur Asien ist noch größer. Schon wegen dieser Fläche ist Afrika schwer zu pauschalisieren – und wird im Global Peace Index des Institutes for Economics and Peace in zwei Regionen unterteilt: Nordafrika gemeinsam mit dem Nahen Osten (kurz „MENA” für „Middle East and North Africa”) und das Afrika, das unterhalb der Sahara liegt.
Die MENA-Region ist 2025 erneut die weltweit unfriedlichste – ein Status, den sie seit zehn Jahren innehat. Und der Frieden in der Region hat sich in diesem Jahr erneut verschlechtert, um 0,17 Prozent. Das friedlichste nordafrikanische Land ist hier Tunesien auf Platz 81 in der Weltrangliste von 163 Ländern.
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Subsahara-Afrika ist die sechstfriedlichste Region von acht weltweit. Ihr friedlichster Staat: Mauritius auf Platz 26 in der Weltrangliste – übrigens das einzige afrikanische Land in den Top 30 der friedlichsten Länder. Auch in der Subsahara-Region war der Frieden zuletzt rückläufig, bei ebenfalls 0,17 Prozent Verschlechterung. Allerdings verschlechterte sich in diesem Teil Afrikas die Hälfte aller Länder, während die andere Hälfte friedfertiger wurde. Auf den unteren zehn Rängen der Weltrangliste sind vier Staaten des afrikanischen Kontinents vertreten: Mali, Südsudan, die Demokratische Republik Kongo sowie Sudan.
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Übersicht
- Laufende Konflikte, Terror und Militarisierung in Afrika
- Mauritius bleibt friedlichstes afrikanisches Land
- Uganda verbessert sich am meisten
- Sudan am unfriedlichsten in Nahost
- Demokratische Republik Kongo verschlechtert sich weiter
- Das sind die (un)sichersten Länder Afrikas laut Global Peace Index 2025
- Wirtschaftliche Missstände in Subsahara-Afrika
Laufende Konflikte, Terror und Militarisierung in Afrika
In der MENA-Region ist es besonders der Bereich der laufenden Konflikte, der mit 0,8 Prozent die größten Verschlechterungen zeigt. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Todesfälle durch Konflikte innerhalb sowie außerhalb der eigenen Grenzen und auch die Konflikte selbst nahmen zu. Besonders die Konflikte im Sudan sowie in Palästina und Syrien sowie die damit einhergehenden regionalen Unruhen hatten Einfluss auf die Lage vor Ort. Eine kleine Besserung in der Region gab es hinsichtlich der Militarisierung, allerdings bei gleichzeitig deutlich ansteigenden Militärausgaben.
Anders im Afrika südlich der Sahara, wo der Bereich der Militarisierung sich deutlich verschlechterte: 23 der 44 Länder zeigten 2024 Rückschritte. Gleichzeitig verschlechterte sich der Bereich der Konflikte, die auch vor den Grenzen nicht Halt machen. In den letzten fünf Jahren seien 36 der 44 Länder südlich der Sahara in mindestens einen externen Konflikt verwickelt gewesen, heißt es im GPI. Nichtsdestotrotz verbesserte sich zuletzt die Sicherheit in der Region. Zugleich seien die Länder jedoch „mit mehreren Sicherheitskrisen konfrontiert”, ganz besonders mit zunehmenden politischen Unruhen und Terrorismus in der zentralen Sahelzone, heißt es im Index. Demnach ist Burkina Faso das Land mit der höchsten Terrorismusbelastung weltweit. Und es ist nicht das einzige dort. Sechs der zehn Länder mit der größten Belastung durch Terror liegen laut GPI im Afrika südlich der Sahara.
Die weltweit größten Verbesserungen zeigt der Indikator der wahrgenommenen Kriminalität, ganz besonders in Afrika. Fünf der zehn Länder, die hier am besten abschneiden liegen laut GPI in der MENA-Region. Zugleich liegen acht der zehn am schlechtesten bewerteten Länder im subsaharischen Afrika.
Mauritius bleibt friedlichstes afrikanisches Land
Bereits das 18. Jahr in Folge ist Mauritius das friedlichste Land südlich der Sahara und ganz Afrikas. Und es ist das einzige afrikanische Land südlich der Sahara, das in den letzten sechs Jahren nicht in Konflikte verwickelt war. Doch auch in Mauritius hat sich die Situation zuletzt verschlechtert, um 1,5 Prozent. Dies liegt besonders an rückläufigen Entwicklungen in den Bereichen Sicherheit und Militarisierung.
Zugleich ist Mauritius nach dem Sieg der Opposition und des problemlosen Machtwechsels politisch stabiler geworden. Laut GPI habe gerade die friedliche Machtübergabe die demokratischen Instanzen gestärkt. Zugleich habe das Wachsen der Wirtschaft sowie der starke Tourismussektor zur Stabilisierung des Landes beigetragen.
Uganda verbessert sich am meisten
Die Friedfertigkeit am meisten gesteigert hat in der Region Subshara-Afrika Uganda. Besonders sticht hier der Bereich der Militarisierung hervor, worin das Land sich um 11,7 Prozent steigern konnte. Bemerkenswert war dort laut GPI vor allem der Indikator für Todesfälle aufgrund interner Konflikte. Der ging von 74 im Vorjahr auf vier im Jahr 2024 zurück. Der Global Peace Index mutmaßt, diese Verbesserung könnte mit verstärkten Operationen des ugandischen Verteidigungsministeriums gegen die Allied Democratic Forces zusammenhängen.
Sudan am unfriedlichsten in Nahost
Von allen Ländern in der weltweit unsichersten Region Nahost und Nordafrika, ist der Sudan das unfriedlichste Land überhaupt, wenn auch „nur” das dritt-unfriedlichste weltweit. Im letzten Jahr verschlechterte sich der Sudan um 0,54 Prozent. Ganz besonders rückläufig: die internen Konflikte, in Folge auch die Situation der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen sowie der Indikator Atomwaffen und schwere Waffen.
Angesichts des anhaltenden Bürgerkriegs zwischen den sudanesischen Streitkräften und den paramilitärischen Rapid Support Forces nahm laut Index auch die Gewaltkriminalität zu. Der Konflikt zwischen den beiden Parteien brach im April 2023 aus. Seither führte er zur Vertreibung von Millionen von Menschen sowie geschätzt etwa 6800 Toten im Land. Die Lage vor Ort wurde dadurch verschärft, dass humanitäre und multilaterale Organisationen angesichts zunehmender ziviler Unruhen und Gesetzlosigkeit kaum sicher arbeiten konnten.
Demokratische Republik Kongo verschlechtert sich weiter
In Afrika südlich der Sahara ist die Demokratische Republik Kongo das schwächste Land, wenn es um Friedfertigkeit geht. Und es ist auch das Land, das sich in dieser Region mit 4,5 Prozent am meisten verschlechtert hat. Anhaltende Konflikte, Sicherheit und Militarisierung – in allen drei großen GPI-Bereichen hat das Land abgenommen. Der Index erklärt, das Land befinde sich derzeit in einem Krieg mit der Bewegung March 23 Movement, diese wiederum soll von den ruandischen Streitkräften unterstützt werden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass aktuell 3000 bis 4000 ruandische Soldaten an der Seite der M23-Rebellen gegen die Regierungstruppen kämpfen.
Das sind die (un)sichersten Länder Afrikas laut Global Peace Index 2025
(in Klammern die Platzierung im weltweiten Ranking von 163 Ländern)
1. Mauritius (26)
2. Botswana (43)
3. Namibia (50)
4. Gambia (55)
5. Sierra Leone (57)
6. Madagaskar (59)
7. Ghana (61)
8. Sambia (64)
9. Senegal (69)
10. Liberia (70)
11. Malawi (71)
12. Tansania (73)
13. Angola (76)
14. Tunesien (81)
15. Äquatorialguinea (82)
16. Marokko (85)
17. Ruanda (91)
18. Algerien (92)
19. Elfenbeinküste (94)
20. Eswatini (99)
21. Guinea-Bissau (101)
22. Republik Kongo (103)
23. Ägypten (107)
24. Mauretanien (110)
25. Benin (112)
26. Uganda (113)
27. Zimbabwe (114)
28. Gabon (117)
29. Guinea (118)
30. Lesotho (119)
31. Mosambik (121)
32. Dschibuti (122)
33. Südafrika (124)
34. Togo (126)
35. Kenia (127)
36. Libyen (131)
37. Eritrea (132)
38. Burundi (133)
39. Tschad (134)
40. Kamerun (137)
41. Äthiopien (138)
42. Niger (143)
43. Nigeria (148)
44. Zentralafrikanische Republik (150)
45. Somalia (151)
46. Burkina Faso (152)
47. Mali (154)
48. Südsudan (156)
49. Demokratische Republik Kongo (160)
50. Sudan (161)

Global Peace Index 2025 – das sind die (un)friedlichsten Länder der Erde

Wo Europa gefährlicher geworden ist

Wo der Nahe Osten und angrenzende Regionen am gefährlichsten sind – und wo es sicherer wird
Wirtschaftliche Missstände in Subsahara-Afrika
Ein Thema, das der Global Peace Index besonders betrachtet, sind die wirtschaftlichen Missstände im subsaharischen Afrika. Laut GPI sind die Länder in der Region mit „konvergierenden wirtschaftlichen Stressfaktoren konfrontiert”. Besonders leiden sie demnach unter einer Kombination aus steigender Verschuldung, Inflation, Jugendarbeitslosigkeit sowie unsicherer Ernährung. Ursächlich dafür sind vielschichtige Hintergründe. Zum einen zählen dazu der pandemiebedingte wirtschaftliche Abschwung, zum anderen die weltweite Rohstoffinflation im Jahr 2022. Darüber hinaus haben sich die Schuldenlasten erhöht, was insbesondere daran liegt, dass steigende globale Zinssätze in Verbindung mit schwächer werdenden lokalen Währungen die Rückzahlung deutlich verteuert haben.
Laut des Index hätten einige Regierungen Maßnahmen ergriffen, die zu Protesten und Unruhen seitens der Bevölkerung geführt hätten. Die GPI-Autoren warnen: „Es besteht die Gefahr, dass wirtschaftliche Missstände in breitere regierungsfeindliche Bewegungen münden.” Einer der auffälligsten Trends in Afrika sei in den letzten fünf Jahren eine Reihe an Militärputschen in West- sowie Zentralafrika gewesen. Zwar habe jeder Regierungsumsturz seinen eigenen Kontext, ein gemeinsamer, zugrunde liegender Nenner sei jedoch die „weit verbreitete Frustration der Bevölkerung über das Versagen der Regierung, einschließlich der Unfähigkeit der gewählten Führer, wirtschaftliche Verbesserungen und Dienstleistungen zu erbringen.” Zusammenfassend schreibt der GPI: „Stagnierende Volkswirtschaften mit
hoher Arbeitslosigkeit, regionalen Ungleichheiten und wenigen Perspektiven
boten den Militärs die Möglichkeit, die Macht zu übernehmen.”
Entwücklungshilfe und Folgen von Kürzungen
Die afrikanischen Länder südlich der Sahara sind laut des GPI bereits seit zehn Jahren die größten Empfänger öffentlicher Entwicklungshilfen. Die Hilfe sei von entscheidender Bedeutung, um die Stabilität in der Region aufrechtzuhalten. Ebenso wie für die Unterstützung wichtiger Dienstleistungen wie etwa Gesundheitsversorgung, Bildung sowie Infrastruktur.
Es sei entsprechend zu erwarten, dass sich die jüngsten Kürzungen der Hilfe, insbesondere die Kürzung von rund 83 Prozent der USAID-Programme für die Region Anfang 2025, auf die Stabilität und Entwicklung vor Ort auswirken werden, mahnt der GPI. Die Kürzungen stellten ein ernsthaftes Risiko für die fragilen Staaten dar.