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Unzählige Höhlen!

Souzay-Champigny – die unterirdische Geisterstadt, durch die ein Radweg führt

Frankreich: Der Parcours Troglodytique führt durch Souzay-Champigny
Durch die unterirdische Geisterstadt Souzay-Champigny führt ein Radweg Foto: dpa Picture Alliance
Sonja Koller Freie Autorin

21.11.2020, 07:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der wohl gruseligste Radweg Frankreichs, der „Parcours Troglodytique“, führt durch eine verlassene Höhlenstadt. TRAVELBOOK kennt die spannende Geschichte.

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Das idyllische französische Dorf Souzay-Champigny an der Loire hat eine im wahrsten Sinne dunkle Vergangenheit. Denn bis zum 18. Jahrhundert lebten hier, mitten in Frankreich, Menschen in Höhlen.

Auf den ersten Blick wirken die cremefarbigen Steingebäude im Dorf Souzay-Champigny, etwa eine Autostunde von Tours entfernt, unscheinbar. Doch dahinter versteckt sich ein riesiges Tunnelsystem, das in den Stein gehauen wurde.

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Höhlen galten in Souzay-Champigny als günstiger Wohnraum

Die Geschichte begann im Jahr 1000, als Arbeiter in Souzay-Champigny Kalksteine abtrugen, um sie zum Bau von Kirchen und Burgen in der Umgebung zu nutzen. Als ihre Arbeit getan war, hinterließen sie unbeabsichtigt ein Höhlensystem. In die Höhlen drang kein Regen oder Wind, die Temperatur lag ganzjährig bei 14 Grad. Gute und günstige Lebensbedingungen, dachten sich einige Dorfbewohner und entschlossen sich dazu, in die Höhlen zu ziehen, wie „The Tim Traveller“ in einem Youtube-Video erklärt. Schließlich mussten sie dafür nur eine Wand errichten und eine Tür einbauen – schon hatten sie ihr eigenes Heim.

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Als mehr und mehr Menschen in die Höhlen zogen, entstand sogar eine Einkaufsstraße, die Rue de Commerce, in der Früchte und Fisch verkauft wurden. Angenehm dürfte es dann wohl nicht mehr gerochen haben, trotzdem wurde der unterirdische Markt knapp 900 Jahre lang betrieben, wie auf Schildern vor Ort beschrieben wird, die vom französischen Blog „Anjou-Lumières“ ins Netz gestellt wurden.

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Das Ende des französischen Höhlendorfes

Die Höhlen blieben für Hunderte Jahre bewohnt. Immer mehr Tunnel wurden erschlossen und sogar bis ins 19. Jahrhundert machte man hier noch unterirdisch Geschäfte. Erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zur Zeit der industriellen Revolution, verließen immer mehr Menschen ihre Höhlen und zogen in die Städte, um dort Arbeit zu finden. Die steigende Landflucht und die Erfindung der Eisenbahn trugen auch dazu bei, dass die Höhlenbewohner langsam an die Erdoberfläche zurückkamen. So wird es auf Informationstafeln in Souzay-Champigny beschrieben.

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Nach und nach wurden die Höhlen leerer und unzählige blieben verlassen zurück. „Atlas Obscura“ beschreibt, dass viele der ehemaligen Wohnhöhlen mit Efeu bewachsen sind. Besucht werden können sie aber immer noch. Durch das Dorf führen verschiedene Höhlenpfade, die die Besucher begehen oder befahren können. Der Weg durch die Höhlenlandschaft führt durch ineinander verschlungene unterirdische Bögen und an ehemaligen Geschäften vorbei, die in den Stein gehauen wurden. Immer noch ist deutlich zu erkennen, dass hier vor gar nicht allzu langer Zeit Menschen gewohnt haben. Ihre Möbel und Einrichtungsgegenstände stehen teilweise immer noch dort.

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Über die Rue de la Bessiere neben der Burg Château de la Vignole geht es zu der größten Reihe an Höhlen. Der Radweg „Parcours Troglodytique“ führt durch die Tunnellandschaft und das Dorf Souzay-Champigny.

Themen: Europa Frankreich
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